INNEN-DEKORATION
155
PROF. PETER BEHRENS — NEUBABELSBERG
GARTENSEITE DES AUSSTELLUNGSGEBAUDES
DIE DEUTSCHE WERKBUND-AUSSTELLUNG IN BERN
VON FRITZ HELLWAG—BERLIN-ZEHLENDORF.
Wir alle, die wir uns in langen Friedensjahren, jeder
nach seiner Weise und bestem Können bemüht
haben, die künstlerische und geistige Entwicklung der
deutschen Heimat mit zu erleben und dieses Erlebnis in
fördernde Mitarbeit umzusetzen oder neu zu gestalten,
wir alle haben uns in den schweren Kriegszeiten bangen
Herzens oft und oft gefragt: ist es wahr und wie ist es
möglich, daß uns die ganze Welt für Barbaren hält, daß
sie von unserer Arbeit, von unseren einem festen Ziele
zu gerichteten Schritten nichts vernommen hat und nach
wie vor eine Entwicklung der künstlerischen Kultur nur
von unseren Feinden erwartet? Wir haben nicht verzagt,
sondern haben unter diesem seelischen Druck ruhig weiter
gestrebt und geschaffen. Und seltsam, wie in der Politik
endlich die geschäftige Geschwätzigkeit der feindlichen
Staatenlenker uns mehr und mehr die wahren Beweggründe
erkennen ließ, die sie in den Krieg gegen uns getrieben
haben, so wurde auch von jener Seite offenbar, daß man
uns auf künstlerischen Gebieten nicht mißachtet sondern
fürchtet und die zur Schau getragene Geringschätzung
auf eine böswillige Stimmungsmache sich gründet. Sowohl
in England als auch in Frankreich hat man Organisationen
ins Leben gerufen, die dem Deutschen Werkbund nach-
gebildet wurden und ganz in seiner Weise die Neu-
belebung von Industrie und Handwerk durch eine künst-
lerische Beeinflussung versuchen sollen. Durch die so
laut hinausgeschriene Verhöhnung und Verachtung klingt
das angstvolle Eingeständnis: Deutschland führt auch in
den künstlerischen Dingen; seine Architektur, seine In-
dustrie und sein Handwerk sind den unsrigen überlegen
geworden und wir müssen diesen Vorsprung einholen.
Wir haben glücklicher Weise eine Regierung, die sich
der inneren Bedeutung des Wortes: »Deutschland führt«
bewußt geworden ist. Sie weiß, daß es nicht allein genügt,
still und treu zu schaffen, weil die Befolgung dieses deut-
schen Grundsatzes uns noch immer um den Enderfolg
gebracht hat, den Andere, die ihr Weniger geschickter
und angenehmer zu geben wußten, für sich eroberten, um
sich als die Führer auszugeben. Also war es richtig, daß
wir aus unserer von Feinden erkünstelten Vereinsamung
heraustraten und gerade jetzt aller Welt zeigten, was bei
uns geleistet wird. Und es war auch taktisch richtig, daß
die Regierung mit der Veranstaltung der deutschen
Auslandsausstellungen den Deutschen Werkbund beauf-
tragte, dessen während des Krieges nachgebildete Orga-
nisation aller künstlerischen Kräfte die Feinde später als
ihre beglückende Tat anpreisen werden.
So kam die Berner Ausstellung zustande. Der Deut-
sche Werkbund gab von seiner Seite dem Architekten
Peter Behrens Vollmacht, die Form zu finden und zu bilden,
die deutsches Können und deutsche Art dem unpartei-
ischen Auslande am besten nahe brächte. Auf eine
1918. V. 3.
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PROF. PETER BEHRENS — NEUBABELSBERG
GARTENSEITE DES AUSSTELLUNGSGEBAUDES
DIE DEUTSCHE WERKBUND-AUSSTELLUNG IN BERN
VON FRITZ HELLWAG—BERLIN-ZEHLENDORF.
Wir alle, die wir uns in langen Friedensjahren, jeder
nach seiner Weise und bestem Können bemüht
haben, die künstlerische und geistige Entwicklung der
deutschen Heimat mit zu erleben und dieses Erlebnis in
fördernde Mitarbeit umzusetzen oder neu zu gestalten,
wir alle haben uns in den schweren Kriegszeiten bangen
Herzens oft und oft gefragt: ist es wahr und wie ist es
möglich, daß uns die ganze Welt für Barbaren hält, daß
sie von unserer Arbeit, von unseren einem festen Ziele
zu gerichteten Schritten nichts vernommen hat und nach
wie vor eine Entwicklung der künstlerischen Kultur nur
von unseren Feinden erwartet? Wir haben nicht verzagt,
sondern haben unter diesem seelischen Druck ruhig weiter
gestrebt und geschaffen. Und seltsam, wie in der Politik
endlich die geschäftige Geschwätzigkeit der feindlichen
Staatenlenker uns mehr und mehr die wahren Beweggründe
erkennen ließ, die sie in den Krieg gegen uns getrieben
haben, so wurde auch von jener Seite offenbar, daß man
uns auf künstlerischen Gebieten nicht mißachtet sondern
fürchtet und die zur Schau getragene Geringschätzung
auf eine böswillige Stimmungsmache sich gründet. Sowohl
in England als auch in Frankreich hat man Organisationen
ins Leben gerufen, die dem Deutschen Werkbund nach-
gebildet wurden und ganz in seiner Weise die Neu-
belebung von Industrie und Handwerk durch eine künst-
lerische Beeinflussung versuchen sollen. Durch die so
laut hinausgeschriene Verhöhnung und Verachtung klingt
das angstvolle Eingeständnis: Deutschland führt auch in
den künstlerischen Dingen; seine Architektur, seine In-
dustrie und sein Handwerk sind den unsrigen überlegen
geworden und wir müssen diesen Vorsprung einholen.
Wir haben glücklicher Weise eine Regierung, die sich
der inneren Bedeutung des Wortes: »Deutschland führt«
bewußt geworden ist. Sie weiß, daß es nicht allein genügt,
still und treu zu schaffen, weil die Befolgung dieses deut-
schen Grundsatzes uns noch immer um den Enderfolg
gebracht hat, den Andere, die ihr Weniger geschickter
und angenehmer zu geben wußten, für sich eroberten, um
sich als die Führer auszugeben. Also war es richtig, daß
wir aus unserer von Feinden erkünstelten Vereinsamung
heraustraten und gerade jetzt aller Welt zeigten, was bei
uns geleistet wird. Und es war auch taktisch richtig, daß
die Regierung mit der Veranstaltung der deutschen
Auslandsausstellungen den Deutschen Werkbund beauf-
tragte, dessen während des Krieges nachgebildete Orga-
nisation aller künstlerischen Kräfte die Feinde später als
ihre beglückende Tat anpreisen werden.
So kam die Berner Ausstellung zustande. Der Deut-
sche Werkbund gab von seiner Seite dem Architekten
Peter Behrens Vollmacht, die Form zu finden und zu bilden,
die deutsches Können und deutsche Art dem unpartei-
ischen Auslande am besten nahe brächte. Auf eine
1918. V. 3.