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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Jaumann, Anton: Der Arme Künstler
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Gurlitt, Fritz: Das Eigene Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0147

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INNEN-DEKORATION

131

willi monch-khe. — leipzig

ziervasen in majolika

»Reizen«. Vielleicht hat der arme Künstler davon noch
mehr als der reiche Spekulant, und vielleicht liegt ein
gewisser sozialer Ausgleich in diesem Umstand. — Die
Zahl der Künstler wird auch nach dem Krieg nicht zu-
rückgehen. Die gegenwär-
tigen interessanten Umwäl-
zungen in der bildenden
Kunst mit all ihren aufregen-
den Kämpfen werden im
Gegenteil noch viel mehr
anlocken. Verhältnismäßig
junge Künstler sind es, die
das Hauptinteresse auf sich
gezogen haben. Sie haben
sogar gut verkauft. Und
ihre Erfolge verdanken sie
nicht einer in langjährigen
Mühen erworbenenTechnik,
nein, mit primitivsten Mit-
teln stürmt die Jugend auf
stärkste Wirkungen. Und
immer neue Namen schwin-
gen sich an die Oberfläche.
Ich frage, war je eine Zeit
so verführerisch für wer-
dende Künstler? Wozu da
warnen? Wir können kei-
nen abhalten, sich in den
Strudel zu stürzen. . . . a.j.

ä

Das muß ein gar spröder
Kopf sein, der sich
nicht getraut, noch etwas
Weiteres zu erfinden, son-
dern der überall nur auf der
alten Bahn geht, bloß An-
dern nachfolgt. . . . Dürer.

ausführung: grossh. majolika-manufaktur—karlsruhe

DAS EIGENE HEIM. Scharfe Dir ein eigenes, Deinem
Wesen entsprechendes Nest, schaffe es in Durch-
bildung Deiner Ansichten über schön und häßlich, und
es wird sicher schön werden, wenn in Dir die edlen Züge

des Menschenherzens ob-
walten. Der Tisch ist ein
unbeseeltes Ding, bis er das
Mahl zu tragen gewöhnt ist,
bis er Eltern und Kinder an
der freundlich hellen Lampe
um sich vereint sah, bis er
Zeuge unserer stillen und
lauten Freuden und der
Stunden der Sorgen ge-
worden ist. Dann bleibt er
nicht ein gleichgültiges Werk
fremder Hand , er iet unser
Tisch im höheren Sinne,
unser Besitz, das harte Holz
hat Sinn, ein Teil unseres
Ich hat ihn zu einem bedeu-
tungsvollen Wesen umge-
schaffen. Sind die Dinge um
uns so zu Werken der Hin-
gebung der Liebe, der wech-
selseitigen, auf Erkenntnis
der Wünsche der Geliebten
begründeten Aufmerksam-
keit und Teilnahme gewor-
den, so mögen sie an sich
noch so formlos sein, sie wer-
den einen Gesamtton erge-
ben, der zum Herzen spricht,
weil er aus Herzen geboren
ist. Zimmer einrichten, heißt
sie mit dem Leben der Be-
wohner erfüllen. . gurlitt.
 
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