Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0212
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Sörgel, Herman: Das Typische und das Individuelle
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200
INNEN-DEKORATION
AUS EINER DARMSTADTER WOHNUNG
BLICK VOM EMPFANGS- INS HERRENZIMMER.
DAS TYPISCHE UND INDIVIDUELLE
Georg Simmel sagt in seinem unerschöpflichen »Rem-
brandt«: »Das ist die logisch gar nicht faßbare und
dennoch unleugbare Möglichkeit der Kunst: daß sie
aus dem tiefsten, ja singulärsten »Einzigkeits-Punkt« der
Persönlichkeit quillt, als dessen Ausdruck, — und
dennoch diese Sonderheit als Gefäß des schlechthin
Allgemeinen und All-Einheitlichen empfinden läßt«.
Vielleicht kein Kunst-Zweig zeigt heute diese Möglich-
keit in so überzeugender Weise wie unsere Wo hnungs-
Kunst. Denn hier, wo sich Architektur im weiteren
Sinne mit Raum- und Gebrauchs-Kunst für engere per-
sönliche Zwecke zum Ganzen verbinden muß, herrscht
Zucht in der Freiheit. Zweck, Material und Tech-
nik ermöglichen und erzwingen einen Ausdruck, der das
Typische im Individuellen achtet und steigert.
Gute Beispiele für solche Wohnkultur und Raumkunst
stellen die ungezählten Arbeiten Willibald Ferbers
dar, von denen hier einige zu sehen sind. Ohne konven-
tionell zu werden, arbeitet, — das spürt man bei diesen
Räumen sofort, — der Architekt auf einer breiten Basis
von Erfahrungen allgemein gültiger Grundsätze. So sehr
er auch Wert darauf legt, mit dem Auftraggeber in engere
persönliche Fühlung zu kommen, um dessen Eigen-
arten und Neigungen gerecht werden zu können, so ent-
steht doch als letzte Gesamtformel immer etwas Allge-
meingültiges, Uber-Individuelles. Das vornehm Be-
hagliche, auf das Ferber in den meisten Fällen mit Recht
den Hauptakzent legt, spricht mit solcher Sicherheit und
Unmittelbarkeit zum Besucher seiner Dielen, Empfangs-
Räume, Stuben und Plauderecken, wie es nur möglich
INNEN-DEKORATION
AUS EINER DARMSTADTER WOHNUNG
BLICK VOM EMPFANGS- INS HERRENZIMMER.
DAS TYPISCHE UND INDIVIDUELLE
Georg Simmel sagt in seinem unerschöpflichen »Rem-
brandt«: »Das ist die logisch gar nicht faßbare und
dennoch unleugbare Möglichkeit der Kunst: daß sie
aus dem tiefsten, ja singulärsten »Einzigkeits-Punkt« der
Persönlichkeit quillt, als dessen Ausdruck, — und
dennoch diese Sonderheit als Gefäß des schlechthin
Allgemeinen und All-Einheitlichen empfinden läßt«.
Vielleicht kein Kunst-Zweig zeigt heute diese Möglich-
keit in so überzeugender Weise wie unsere Wo hnungs-
Kunst. Denn hier, wo sich Architektur im weiteren
Sinne mit Raum- und Gebrauchs-Kunst für engere per-
sönliche Zwecke zum Ganzen verbinden muß, herrscht
Zucht in der Freiheit. Zweck, Material und Tech-
nik ermöglichen und erzwingen einen Ausdruck, der das
Typische im Individuellen achtet und steigert.
Gute Beispiele für solche Wohnkultur und Raumkunst
stellen die ungezählten Arbeiten Willibald Ferbers
dar, von denen hier einige zu sehen sind. Ohne konven-
tionell zu werden, arbeitet, — das spürt man bei diesen
Räumen sofort, — der Architekt auf einer breiten Basis
von Erfahrungen allgemein gültiger Grundsätze. So sehr
er auch Wert darauf legt, mit dem Auftraggeber in engere
persönliche Fühlung zu kommen, um dessen Eigen-
arten und Neigungen gerecht werden zu können, so ent-
steht doch als letzte Gesamtformel immer etwas Allge-
meingültiges, Uber-Individuelles. Das vornehm Be-
hagliche, auf das Ferber in den meisten Fällen mit Recht
den Hauptakzent legt, spricht mit solcher Sicherheit und
Unmittelbarkeit zum Besucher seiner Dielen, Empfangs-
Räume, Stuben und Plauderecken, wie es nur möglich