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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Breuhaus de Groot, Fritz August: Architekt und Auftraggeber
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0363

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XXXlll. JAHRGANG.

DARMSTADT.

NOVEMBER 1922.

ARCHITEKT UND AUFTRAGGEBER

VON FRITZ AUGUST BREUHAUS

Einige »launige« Begleit-Worte zu der hier
abgebildeten Arbeit soll ich geben? . Das ist
unmöglich! . Sicher besitzen die meisten Architek-
ten, — die wohl alle mehr oder weniger »Lebens-
Künstler« sind, (auch ich rechne mich dazu), eini-
gen »Humor« .. Aber: im Verkehr mit Auftrag-
geber und Bauherr, — offengestanden, — da ver-
geht einem meist die Laune!. Sie glauben es nicht?.
Hier haben Sie schon den Beweis: Zu dem hier
gezeigten Hause habe ich wenig Laune, mich zu
äußern, — nicht weil ich es baute, sondern weil
der Bauherr meine Pläne nach eigenem Ermessen,
ohne daß ich es verhindern konnte, so änderte, daß
mir die Freude an der Arbeit gründlich verleidet
wurde; und weil er überdies die Innen-Räume mit
Möbeln einrichtete, — die ich bei der Aufnahme
möglichst weit aus der Bildfläche rücken ließ .. Da-
her erscheinen die Räume im Bild jetzt etwas herbst-
lich kahl. Es ist nicht meine Schuld . . Genug da-
von! Ich will Ihnen lieber eine Geschichte erzählen:
»Es war einmal ein Bauherr«, — kennen Sie das
schöne Märchen? — »und ein Architekt, die waren
ein Herz und eine Seele. Sie schufen zusam-
men ein herrliches Werk, und als es fertig war,
lobten und rühmten alle das Werk und dessen Er-

bauer«. . Ein erbauliches Märchen! . InWirklich-
keit ist es so: Bauherr und Architekt stehen ein-
ander gegenüber: die Aufgabe des Bauherrn soll
einerseits restlos gelöst werden, die Arbeit soll
andrerseits auch eine Schöpfung der künstleri-
schen Persönlichkeit des Architekten werden . .
Denn sonst könnte jeder einfache Maurermeister
den Auftrag erledigen. Der Künstler ist bestrebt,
diese Grundbedingungen in künstlerisch vollkom-
menster Weise zu vereinigen . . Das ist leicht,
— wenn alle Voraussetzungen gegeben sind. Da
dies fast nie der Fall ist, — so ist die Aufgabe, die
sich dem Architekten bietet, ungeheuer schwer.

Drei Gruppen von Bauherren lassen sich
unterscheiden: erstens solche, die eingeborene
oder anerzogene Kultur, Geschmack und Fein-
gefühl besitzen; zweitens: die künstlerisch Halb-
gebildeten; drittens die Gruppe derjenigen, die —
in der Erkenntnis ihrer mangelnden Fähigkeit zur
Beurteilung künstlerischer Dinge alles dem Archi-
tekten überlassen . . Dreierlei Erlebnis-Arten er-
wachsen daraus dem Architekten. Es ist eine
Freude: für die Bauherren der ersten Art; eine
Qual: für die zweite, und zumeist eine Spielerei:
für die dritte Kategorie als Künstler tätig zu sein..

1922. XL 1.
 
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