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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Relling, J.: Die große Berliner Kunstausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0431

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Die große Berliner Kunstausstellung.


Berliner Kunstausstellung 1898.

Vtto Lang sec.

Die grosze Berliner Aunftsu§stellung.

«

von Or. I. Relling. Nachdruck verbalen.

ein erster Besuch in der diesjährigen Ausstellung verstehe ich dann von Kunstgeschichte und als Kunst-
brachte mir ein heiteres Erlebnis der Kiuderzeit Historiker bin ich unrettbar blamiert.

in die Erinnerung. Wir waren wieder einmal versetzt
worden und vom äußersten Südwesten Deutschlands nach
dem östlichen Vaterländchen, deren Bewohner sich beson-
derer Höflichkeit rühmen, ging diesmal der Umzug.
Rascher, als es berechnet war, hatte die Bahn die Möbel-
wagen befördert und viel früher als wir waren unsere
Sachen am Bestimmungsort angelangt. Ein gefälliger,
aber unpraktischer und zu Scherzen geneigter Freund, den
der Vater in der neuen Heimat schon hatte, übernahm
das Auspacken und das Aufstellen der Möbel in der
Wohnung. Aber wie sah es da aus, als wir endlich
ankamen! Das rote Plüschsopha war in die enge Speise-
kammer gezwängt, mein Kinderbett stand in der Putzstube,
Kellers Stich nach Raffaels „Disputa" (mit breitestem
Papierrand und dünnster Goldleiste gerahmt — es war
die alte, nicht die gute Zeit der Zimmereinrichtung) hing
über dem Küchenherd, das Klavier war gar auf den
Boden gebracht worden, der Mutter Nähtisch — nein,
ich kann's nicht sagen, wo der in seinen Witzen gänzlich
ungenierte Freund den hingestellt hatte. Der kunterbunte
Wirrwarr ist mir noch in spassigster Erinnerung. Und
so ähnlich kommt mir die Ausstellung geordnet vor und
als ob der damalige, leider schon längst verstorbene,
schäkernde Hausfreund die Bilder gehängt habe. In der
Wohnung brachte die schnelle und geschickte Hand der
Mutter bald Ordnung, in der Ausstellung fehlte mir leider
die helfende Hand und so bin ich trotz zahlreicher Besuche
noch immer nicht gut orientiert. In einer hiesigen Zeitung,
die übrigens sonst vorzügliche Kunstberichte bringt, mußte
ich zu meinem Erstaunen lesen, daß auf der diesjährigen
Ausstellung die Bilder nach der kunsthistorischen Methode
auf die einzelnen Säle verteilt worden seien. Wie wenig

Abzuschreiben und auch sich selbst abzuschreiben, ist
unstatthaft. Wie Belami einmal einen alten Artikel ge-
schickt verwertete, ist aus Guy de Maupassants prickelndem
Journalistenroman bekannt. Belami läßt seinen ersten
Artikel über Algier, den ihm die Frau eines Freundes
geschrieben hatte, nach Jahren, als wieder einmal al-
gerische Ereignisse die Börse beunruhigten, einfach wieder
abdruckcn als neueste Information und eben gewonnene
Anschauung. Schade, daß ich es nicht nachmachen darf,
denn es läge bequem und es klänge auch gewiß noch
zeitgemäß, wenn ich einfach hier einrücken ließe, was ich

Medusa. Lmil Dittler sec.

Berliner Kunstausstellung 1898.
 
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