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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 15 (1. Maiheft 1907)
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Fuchs, Caspar Friedrich: Heimatschutz und Wohnungsfrage
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Schlaikjer, Erich: Der Kampf um die Berliner Bühnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0163

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spekulatton. Damit ist sie eine Hauptursache der allgemeinen wirt-
schastlichen und sozialen Schäden, welche diese in ihren Auswüchsen
für unsere ganze nationale Kultur mit sich bringt.

Darum bekämpfen auch wir Wohnungspolitiker die Mietskaserne
überall, wo sie nicht eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist, auch auS
wirtschaftlichen und sozialen Gründen und streben vor allem, daß
sie nicht durch verfehlte Bebauungspläne und Bauordnungen unnötig
gefördert wird. Und alle Mittel, welche für die Bekämpfung der
Mietskaserne und der Bodenspekulation für die Wohnungspölitik
dabei in Betracht kommen — neben entsprechender Gestaltung der
Bebauungspläne und Bauordnungen: die Linführung gewisser neuer
Steuerformen, die Vermehrung des Gemeindeeigentums, d. h. maßvolle
Bodenreform, die „Gartenstadtbewegung", endlich die Reform unseres
städtischen Realkreditwesens — dienen zugleich den Interessen des
Heimatschutzes im engeren Sinn der Erhaltung, wie im weiteren der
Neuschaffung bodenständiger Heimatkunst.

So können richtig verstanden Heimatschutz und Wohnungsreform
fast auf der ganzen Linie zusammengehen — dem gemeinsamen Ziele
zu: der Schaffung einer wahren, echten, nationalen Kultur.

Freiburg i. B. C. F. Fuchs

Der Kampf um die Berliner Bühnen

Der Kampf um die Bühnen der Hauptstadt ist erst zu verstehen,
wenn man sich die Bedeutung dieser Bühnen vor Augen hält. Der
breite Raum, den ihre Diskussion in der Presse einnimmt, kommt
erst dann ins rechte Licht und wird verständlich. Die Annahme, als
ob die Zeitungen das Theater sozusagen „begünstigten", ist leider weit
verbreitet und wird oft mit einer gewissen Bitterkeit vorgetragen,
ost auch mit einer interessanten Pose der Theaterverachtung, die den
Inhaber vielleicht gut kleidet, sachlich aber keinen Menschen reicher
macht. Die Annahme einer „Begünstigung" ist seicht, wer sie teilt,
hat von dem eigentlichen Wesen der Zeitungen keine Ahnung. Gre-
gori hat einmal sehr hübsch und auch sehr richtig bemerkt, daß viele
Kritiker gar nicht über, sondern gegen das Theater schreiben.
In manchen Zeitungen wird in der Tat das Theater zu allen Teufeln
gewünscht. Der Verleger belegt es mit seinen herzlichsten Flüchen,
weil es der Zeitung einen so breiten Raum nimmt, und der gereizte
Kritiker gar möchte ein besonderes und schreckliches Strasgericht des
Himmels über jeden Direktor herabrufen, der sein Talent „nicht halten"
kann. Geschrieben wird aber doch, weil eben geschrieben werden muß.
Die Theaterleute dürsen immerhin sagen, daß um ihrer schönen Augen
willen nichts für sie getan wird. Schöne Augen, besonders wenn
sie das Gesicht einer pikanten Schauspielerin erhellen, können viel-
leicht veranlassen, daß dieser oder jener Kritiker von einem heftigen,
wenn auch nicht gerade heiligen Eifer gepackt wird. Die Zeitungen
aber, die Presse als allgemeiner Begriff genommen, ist so holden
Argumenten sremd; ein kapitalistisches Verlegerherz ist von einer
„Begünstigung" des Theaters vollkommen rein. Ls schlägt nur schneller,
wenn reelle, sehr reelle Abonnenteninteressen in Frage kommen; eZ

s. Maiheft sstO? ,27 j
 
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