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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,1.1925-1926

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Heft 2 (Novemberheft 1925)
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Lose Blätter
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Trentini, Albert: "Bobenmatz"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7999#0110

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Das einzelne Tansend immer dreizehn Hundert
Und vi'erfach das Hundert der Fechter gerechnet."

Angantyr

27. „Jch bot dir, Bruder, bruchfreie Spangen,

Klemode und Vieh, sovi'el dich gelüftet.

Nun hast du kelns von beiden als Kampfeölohn,

Weder lichte Baugen noch Land irgendtoo.

28. Schlimmes traf unö, Bruder, erfchlagen mußt ich dlch selbft.
Etvlg gedenkt man dessen: Unheil fchuf di'e Norne."

„Bobenmatz"

0 helßt der jüngfte Roman Walters von Molo; er blldet den Htveiten Tei!
I^^)elner Trilogle, dem als erfter der Roman „Auf,der rollenden Erde" voran-
ging. Der Held in beiden nennt sich „Pankraz^Bobenmatz".

Pankraz Bobenmatz?

Man erinnert sich, wenn man diesen Klang vernimmt, sogleich an die Fanfare:
„Till Lausebums", mit welcher Molo vor drei Jahren ein romantifches Luftspiel,
das den deutfchen Spießer foppte, in die Banausenluft gefchmettert hat.

Till Lausebums?

Es scheint nur, als ob es eine Äußerlichkeit wäre, bei diesen Titeln einen Augenblick
fragend zn verweilen. Es ift keine. Jeder Künftler bedentet ein Geheimnis, und wir
haben daö freie Recht dazu, es aufzusuchen, wo es zu finden sein mag. Allerdings —:
Walter von Molo soll heute noch ein Geheimnis sein? Seine Künftlerpersönlich-
keit noch immer nicht offenbar? Die „Gesammelten Werke" Molos* enthalten:
vier kleinere Romane (unter dem gemeinsamen Titel „Liebessymphonie"), den vier-
teiligen Schiller-Roman, den dreiteiligen „Roman meines Volkes", den Roman
„Auf der rollenden Erde", fünf Dramen, zwei Bände erzählender Prosa, nnd von
Versen die „Sprüche der Seele" nnd die „Fugen des Seins". Wahrlich ein ftatt-
liches Werk! Jedenfalls genug an Werk, um den Blick ln das abgründigfte Jnnere
des Künftlers hinein zu erfchließen. Aber dieses Werk ift äuch aufgenommen worden;
von vielen Tausenden von Deutfchen! Molos Name flatterte nicht nur für ein
paar unzuverlässige Mhrchen sieghaft über dem deutfchen Publikum, sondern klingt
anfchwellend in ihm weiter. Molo ift überdies nicht nur zu einem Stück des geifti-
gen Besitzftandes der Deutfchen geworden, sondern bedeutet ihnen auch eine Hoff-
nung für die Zukunft. Und legt man die psychologifchen Wurzeln dieses Erfolges
bloß, so hat es den Anfchein, als ob man zu Fug und Necht erkennen dürfte: als
ob das deutfche Publikum, indem es Molos Werk reftlos erdrang, auch ihn selbft
— den Kern seiner Künftlerpersönli'chkeit — völlig erfaßt habe. Sein Publikum
hält ihn — so fcheint es — genau für das, als waö sein Werk ihn ausweift. Es
empfindet Jdentität zwifchen der Person und dem Werke Molos. Das gefchieht,
wer wüßte es nicht, heute höchft selten. Früge man nun, etwas verwundert darüber:
wofür hält das deutfche Publikum seinen Molo? — so erfchallte, ich wette darauf,
die einftimmige Antwort: für den fähigften Geftalter deutfchen Wesens! Und zwar
möchte diese Antwort in dem Sinne verftanden sein, daß Molo alö der Formu-
lierer hauptsächlich ethifcher Forderungen gelten soll, die dcm deutfchen Wesen ent-
sprechen, von diesem verlangt und, wenn mit Unerbittlichkeit verlangt, auch erfüllt

' Wie alle Bücher Molos im Derlage Albert Langen in München erschienen.

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