6.5. Störungsspezifische Psychodiagnostik
Mit der zunehmenden Ausdifferenzierung der Klinischen Psychologie haben sich ins-
besondere diejenigen Ansätze außerordentlich entwickelt, die von einzelnen Störungs-
bereichen ausgehen und für diese jeweils relativ eigenständige ätiologische und thera-
peutische Modelle erstellen. Diese störungsspezifischen Konzeptionen entfernen sich
dabei zum Teil recht wesentlich von den traditionellen universalen Theorien (z.B. der
verhaltenstherapeutischen, kognitiven oder psychoanalytischen Theorie), von denen
sie ihren Ausgang genommen haben. Sie sind damit als domainspezifische Konzepte
im Rahmen einer speziellen Pathopsychologie aufzufassen (vgl. die Abgrenzung zwi-
schen einer allgemeinen und einer speziellen Pathopsychologie: Band I, S. 24).
Nach ihrer Zielsetzung und Fragestellung lassen sich zwei Arten klinisch-psycho-
logischer Diagnostik unterscheiden: mit der allgemeinen klinischen Diagnostik wer-
den gleichzeitig verschiedene Störungsbereiche erfaßt, um verschiedene Problembe-
reiche zu identifizieren, voneinander abzugrenzen oder eine globale Einschätzung der
Gestörtheit vornehmen zu können. Damit können Fragestellungen der
Differentialdiagnose, der Klassifikation, der (selektiven) Indikation oder auch der
Epidemiologie bearbeitet werden. Beispiele für solche Verfahren sind etwa das
MMPI, Beschwerde- und Symptomlisten oder globale Indikatoren der "Gestörtheit"
(z.B. der Befindlichkeit oder Streßbelastung).
Die störungsspezifische Diagnostik dient dagegen der differenzierten Erfassung
einer bestimmten Störung auf der Basis eines pathopsychologischen Modells der je-
weiligen Störung. Mit ihr soll die Erscheinungsweise einer Störung nach Art und In-
tensität ausdifferenziert werden, um beispielsweise konkrete Anhaltspunkte für die
Behandlung zu gewinnen. Ein Beispiel für diese Art eines diagnostischen Verfahrens
ist das Fear Survey Schedule (Wölpe & Lang, 1964). Voraussetzung für eine stö-
rungsspezifische Diagnostik ist allerdings ein explizites Modell der Störung, in dem
mindestens deren charakteristische Merkmale, Abgrenzungskriterien und mögliche
Varianten der Erscheinungsform definiert sind.
Beide Arten des diagnostischen Vorgehens ergänzen sich, da mit dem allgemeinen
Ansatz das Verhältnis zwischen verschiedenen Störungen und mit dem spezifischen
eine Binnendifferenzierung einer bestimmten Störung vorgenommen werden kann.
Sammeldarstellungen zur störungsspezifischen Diagnostik finden sich unter anderem bei Barlow (1981),
Baumann & Perrez (1990), Ciminero et al., (1977), Hersen & Beilack (1976), Hersen & Turner
(1985), Merluzzi et al., (1981) und Reinecker (1990); die Zusammenstellung internationaler
Psychiatrie-Skalen (CIPS, 1986) enthält ebenfalls eine Reihe störungsspezifischer Verfahren, z.B. zur
Depression.
Tabelle 6.4. gibt eine Übersicht über einige gebräuchliche diagnostische Methoden zu
ausgewählten Störungsbereichen.
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Mit der zunehmenden Ausdifferenzierung der Klinischen Psychologie haben sich ins-
besondere diejenigen Ansätze außerordentlich entwickelt, die von einzelnen Störungs-
bereichen ausgehen und für diese jeweils relativ eigenständige ätiologische und thera-
peutische Modelle erstellen. Diese störungsspezifischen Konzeptionen entfernen sich
dabei zum Teil recht wesentlich von den traditionellen universalen Theorien (z.B. der
verhaltenstherapeutischen, kognitiven oder psychoanalytischen Theorie), von denen
sie ihren Ausgang genommen haben. Sie sind damit als domainspezifische Konzepte
im Rahmen einer speziellen Pathopsychologie aufzufassen (vgl. die Abgrenzung zwi-
schen einer allgemeinen und einer speziellen Pathopsychologie: Band I, S. 24).
Nach ihrer Zielsetzung und Fragestellung lassen sich zwei Arten klinisch-psycho-
logischer Diagnostik unterscheiden: mit der allgemeinen klinischen Diagnostik wer-
den gleichzeitig verschiedene Störungsbereiche erfaßt, um verschiedene Problembe-
reiche zu identifizieren, voneinander abzugrenzen oder eine globale Einschätzung der
Gestörtheit vornehmen zu können. Damit können Fragestellungen der
Differentialdiagnose, der Klassifikation, der (selektiven) Indikation oder auch der
Epidemiologie bearbeitet werden. Beispiele für solche Verfahren sind etwa das
MMPI, Beschwerde- und Symptomlisten oder globale Indikatoren der "Gestörtheit"
(z.B. der Befindlichkeit oder Streßbelastung).
Die störungsspezifische Diagnostik dient dagegen der differenzierten Erfassung
einer bestimmten Störung auf der Basis eines pathopsychologischen Modells der je-
weiligen Störung. Mit ihr soll die Erscheinungsweise einer Störung nach Art und In-
tensität ausdifferenziert werden, um beispielsweise konkrete Anhaltspunkte für die
Behandlung zu gewinnen. Ein Beispiel für diese Art eines diagnostischen Verfahrens
ist das Fear Survey Schedule (Wölpe & Lang, 1964). Voraussetzung für eine stö-
rungsspezifische Diagnostik ist allerdings ein explizites Modell der Störung, in dem
mindestens deren charakteristische Merkmale, Abgrenzungskriterien und mögliche
Varianten der Erscheinungsform definiert sind.
Beide Arten des diagnostischen Vorgehens ergänzen sich, da mit dem allgemeinen
Ansatz das Verhältnis zwischen verschiedenen Störungen und mit dem spezifischen
eine Binnendifferenzierung einer bestimmten Störung vorgenommen werden kann.
Sammeldarstellungen zur störungsspezifischen Diagnostik finden sich unter anderem bei Barlow (1981),
Baumann & Perrez (1990), Ciminero et al., (1977), Hersen & Beilack (1976), Hersen & Turner
(1985), Merluzzi et al., (1981) und Reinecker (1990); die Zusammenstellung internationaler
Psychiatrie-Skalen (CIPS, 1986) enthält ebenfalls eine Reihe störungsspezifischer Verfahren, z.B. zur
Depression.
Tabelle 6.4. gibt eine Übersicht über einige gebräuchliche diagnostische Methoden zu
ausgewählten Störungsbereichen.
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