9. Gesundheitspsychologie
Gabriele E. Dlugosch & Lothar R. Schmidt
Entgegen der Auffassung anderer
Autoren wird das Gebiet der Ge-
sundheitspsychologie relativ eng
umgrenzt definiert und seine Auf-
gaben und Möglichkeiten kritisch
beleuchtet {Kap. 9.1.). Nach einem
kurzen historischen Abriß (Kap.
9.2.) werden als theoretische
Konzepte der Gesundheitspsycho-
logie die Gesundheitsmodelle über-
blicksartig dargestellt (Kap.9.3.).
Es folgt eine - bisher weitgehend
vernachlässigte - Betrachtung über
die Bedeutung der Gesundheits-
systeme für die Gesundheitspsy-
chologie (Kap. 9.4.). Zum Ab-
schluß werden die gesundheitspsy-
chologischen Präventions- und In-
terventionsbereiche Gesundheitser-
ziehung, Gesundheitsförderung
und Public Health vorgestellt und
diskutiert (Kap. 9.5.).
9.1. Gegenstandsbestimmung und Aufgaben
Die Gesundheitspsychologie ist ein relativ junges und von verschiedenen Seiten kon-
trovers diskutiertes Gebiet. So ist es kaum verwunderlich, daß man sich bisher noch
nicht auf eine Definition der Gesundheitspsychologie einigen konnte, die sie als eigen-
ständige Disziplin mit spezifischen Inhalten und Zielsetzungen beschreibt. Bisher be-
rufen sich die meisten Autoren auf Matarazzo (1980), wie z.B. Weinman (1990) oder
Schwarzer (1990b). Diese fassen den Begriff Gesundheitspsychologie sehr weit, wo-
durch die Gefahr einer Überlappung mit anderen Bereichen wie zum Beispiel der Me-
dizinischen Psychologie (vgl. Schmidt, 1984), der Verhaltensmedizin (vgl.
Schwartz & Weiss, 1978), der Psychosomatik (vgl. von Uexküll, 1981) oder gar der
Klinischen Psychologie (vgl. Band 1, Kap. 1.2.; s. auch Perrez & Baumann, 1991)
droht. Am deutlichsten wird dies erkennbar, wenn man die (bisher vorwiegend ameri-
kanischen) Hand- und Lehrbücher der Gesundheitspsychologie mit den anderen Berei-
chen vergleicht (zum Überblick s. Matarazzo, 1984). So werden in den amerikani-
schen Standardwerken (z.B. Bloom, 1988; Taylor, 1986) - und übrigens auch im er-
sten deutschen Lehrbuch der Gesundheitspsychologie (Schwarzer, 1990a) - in der Re-
gel auch die Bereiche Streß und Coping, Schmerz, psychosomatische und chronische
Krankheiten sowie Aspekte der gesundheitlichen Versorgung (Compliance bzw. die
Befolgung therapeutischer Anweisungen; Arzt-Patient-Interaktion) behandelt.
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Gabriele E. Dlugosch & Lothar R. Schmidt
Entgegen der Auffassung anderer
Autoren wird das Gebiet der Ge-
sundheitspsychologie relativ eng
umgrenzt definiert und seine Auf-
gaben und Möglichkeiten kritisch
beleuchtet {Kap. 9.1.). Nach einem
kurzen historischen Abriß (Kap.
9.2.) werden als theoretische
Konzepte der Gesundheitspsycho-
logie die Gesundheitsmodelle über-
blicksartig dargestellt (Kap.9.3.).
Es folgt eine - bisher weitgehend
vernachlässigte - Betrachtung über
die Bedeutung der Gesundheits-
systeme für die Gesundheitspsy-
chologie (Kap. 9.4.). Zum Ab-
schluß werden die gesundheitspsy-
chologischen Präventions- und In-
terventionsbereiche Gesundheitser-
ziehung, Gesundheitsförderung
und Public Health vorgestellt und
diskutiert (Kap. 9.5.).
9.1. Gegenstandsbestimmung und Aufgaben
Die Gesundheitspsychologie ist ein relativ junges und von verschiedenen Seiten kon-
trovers diskutiertes Gebiet. So ist es kaum verwunderlich, daß man sich bisher noch
nicht auf eine Definition der Gesundheitspsychologie einigen konnte, die sie als eigen-
ständige Disziplin mit spezifischen Inhalten und Zielsetzungen beschreibt. Bisher be-
rufen sich die meisten Autoren auf Matarazzo (1980), wie z.B. Weinman (1990) oder
Schwarzer (1990b). Diese fassen den Begriff Gesundheitspsychologie sehr weit, wo-
durch die Gefahr einer Überlappung mit anderen Bereichen wie zum Beispiel der Me-
dizinischen Psychologie (vgl. Schmidt, 1984), der Verhaltensmedizin (vgl.
Schwartz & Weiss, 1978), der Psychosomatik (vgl. von Uexküll, 1981) oder gar der
Klinischen Psychologie (vgl. Band 1, Kap. 1.2.; s. auch Perrez & Baumann, 1991)
droht. Am deutlichsten wird dies erkennbar, wenn man die (bisher vorwiegend ameri-
kanischen) Hand- und Lehrbücher der Gesundheitspsychologie mit den anderen Berei-
chen vergleicht (zum Überblick s. Matarazzo, 1984). So werden in den amerikani-
schen Standardwerken (z.B. Bloom, 1988; Taylor, 1986) - und übrigens auch im er-
sten deutschen Lehrbuch der Gesundheitspsychologie (Schwarzer, 1990a) - in der Re-
gel auch die Bereiche Streß und Coping, Schmerz, psychosomatische und chronische
Krankheiten sowie Aspekte der gesundheitlichen Versorgung (Compliance bzw. die
Befolgung therapeutischer Anweisungen; Arzt-Patient-Interaktion) behandelt.
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