11.4. Unbewußte Informationsverarbeitung
11.4.1. Subliminale Wahrnehmung und Träume
Ein großer Teil der Information, die vom Menschen aufgenommen wird, erreicht
nicht oder nur kurzfristig die Schwelle des Bewußtseins. Sie wird aber trotzdem ge-
speichert und verarbeitet und kann auch dann zur sichtbaren Verhaltensäußerung füh-
ren, wenn sie niemals bewußt war. Beispiele hierfür liefern die Experimente zur
Subzeption.
Nur etwa 6 ms lang dargebotene Bilder von Speisen werden nicht bewußt registriert, fuhren aber zu ei-
nem vermehrten Verzehr nach dem Experiment. Subliminale akustische Mitteilungen (etwa 25 dB), die
von einem Rauschen von 40 dB überlagert werden, sind ebenfalls nicht bewußt wahrnehmbar, finden
sich aber beispielsweise in Träumen oder später angefertigten Zeichnungen wieder (vgl. Dixon, 1981;
Feldman, 1988).
CG. Jung (1971; 1990) war der Auffassung, daß Träume zum großen Teil unter-
schwelliges Material zum Ausdruck bringen - manchmal im Sinne übersehener Tages-
informationen, die nicht bewußt zugänglich sind, etwa eine übersehene Leitersprosse,
die gebrochen war. Achtzig Prozent der Träume entstehen während der Phase des so-
genannten paradoxen Schlafes; in dieser Zeit sind kurzwellige Hirnströme wie im
Wachzustand meßbar, obwohl die Person schwer weckbar ist. Außerdem kann man
schnelle Augenbewegungen unter geschlossenen Lidern ("rapid eye movements",
REM) feststellen, und die Motorik ist weitgehend gehemmt (vgl. Borbely, 1984;
Zimmer, 1986). Winson (1986) hat die Hypothese aufgestellt, daß im Traum Tagesre-
ste gewissermaßen off-line mit vorhandenen Lebensstrategien, also Inhalten des Lang-
zeitspeichers, abgeglichen werden.
Obwohl es gegenteilige Ansichten gibt (vgl. Seligman & Yellen, 1987), sprechen viele Tatsachen für
die Funktionalität der Träume: einmal der verhältnismäßig große REM-Anteil in den ersten Lebensmo-
naten, die alterspezifischen Inhalte der Träume in den Entwicklungsjahren (Foulkes, 1974), die Einfär-
bung der Traumbilder bei Experimenten mit Farbbrillen, die am Tag getragen werden (Roffwarg et al.,
1978), und der oft untersuchte Reboundeffekt bei experimentellem Traumentzug. Wenn der Träumer
nämlich systematisch in REM-Phasen geweckt und dadurch am Träumen gehindert wird, erhöht sich
der REM-Anteil danach von 20% auf 50%. Bei vielen Träumen ist deren Sinnhaftigkeit ohnehin evi-
dent, und sich wiederholende Träume sprechen gegen ein zufälliges oder beiläufiges Entstehen (Crick
& Mitchison, 1983).
11.4.2. Traumbearbeitung
Träume stellen für die Therapie insofern ein nützliches Medium dar, als daß durch
ihre partielle Aufhellung Prozesse angeregt werden können, durch die der Träumer
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11.4.1. Subliminale Wahrnehmung und Träume
Ein großer Teil der Information, die vom Menschen aufgenommen wird, erreicht
nicht oder nur kurzfristig die Schwelle des Bewußtseins. Sie wird aber trotzdem ge-
speichert und verarbeitet und kann auch dann zur sichtbaren Verhaltensäußerung füh-
ren, wenn sie niemals bewußt war. Beispiele hierfür liefern die Experimente zur
Subzeption.
Nur etwa 6 ms lang dargebotene Bilder von Speisen werden nicht bewußt registriert, fuhren aber zu ei-
nem vermehrten Verzehr nach dem Experiment. Subliminale akustische Mitteilungen (etwa 25 dB), die
von einem Rauschen von 40 dB überlagert werden, sind ebenfalls nicht bewußt wahrnehmbar, finden
sich aber beispielsweise in Träumen oder später angefertigten Zeichnungen wieder (vgl. Dixon, 1981;
Feldman, 1988).
CG. Jung (1971; 1990) war der Auffassung, daß Träume zum großen Teil unter-
schwelliges Material zum Ausdruck bringen - manchmal im Sinne übersehener Tages-
informationen, die nicht bewußt zugänglich sind, etwa eine übersehene Leitersprosse,
die gebrochen war. Achtzig Prozent der Träume entstehen während der Phase des so-
genannten paradoxen Schlafes; in dieser Zeit sind kurzwellige Hirnströme wie im
Wachzustand meßbar, obwohl die Person schwer weckbar ist. Außerdem kann man
schnelle Augenbewegungen unter geschlossenen Lidern ("rapid eye movements",
REM) feststellen, und die Motorik ist weitgehend gehemmt (vgl. Borbely, 1984;
Zimmer, 1986). Winson (1986) hat die Hypothese aufgestellt, daß im Traum Tagesre-
ste gewissermaßen off-line mit vorhandenen Lebensstrategien, also Inhalten des Lang-
zeitspeichers, abgeglichen werden.
Obwohl es gegenteilige Ansichten gibt (vgl. Seligman & Yellen, 1987), sprechen viele Tatsachen für
die Funktionalität der Träume: einmal der verhältnismäßig große REM-Anteil in den ersten Lebensmo-
naten, die alterspezifischen Inhalte der Träume in den Entwicklungsjahren (Foulkes, 1974), die Einfär-
bung der Traumbilder bei Experimenten mit Farbbrillen, die am Tag getragen werden (Roffwarg et al.,
1978), und der oft untersuchte Reboundeffekt bei experimentellem Traumentzug. Wenn der Träumer
nämlich systematisch in REM-Phasen geweckt und dadurch am Träumen gehindert wird, erhöht sich
der REM-Anteil danach von 20% auf 50%. Bei vielen Träumen ist deren Sinnhaftigkeit ohnehin evi-
dent, und sich wiederholende Träume sprechen gegen ein zufälliges oder beiläufiges Entstehen (Crick
& Mitchison, 1983).
11.4.2. Traumbearbeitung
Träume stellen für die Therapie insofern ein nützliches Medium dar, als daß durch
ihre partielle Aufhellung Prozesse angeregt werden können, durch die der Träumer
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