10.4. Klientenmerkmale, Differentielle Psychotherapie und
Indikation
Während im vorangegangenen Ka-
pitel 10.3. Verlaufsaspekte der
Psychotherapie dargestellt wurden,
beschäftigen wir uns in diesem
Kapitel mit den Ausgangsmerkma-
len des Klienten. Die Zusammen-
hänge zwischen diesen Merkmalen
und dem Behandlungsverlauf, ins-
besondere dem Ergebnis der Be-
handlung, sind für die Prognose
und Indikation der Psychotherapie
von Bedeutung. Im vorliegenden
Kapitel finden sich zwei Schwer-
punkte: Im ersten Teil (10.4.1.)
werden prognostische Zusammen-
hänge allgemeiner Ausgangsmerk-
male von Klienten untersucht, die
vor dem Behandlungsbeginn erfaßt
werden. Dazu zählen vor allem der
Schweregrad der Störung, die
Motivation und Vorerwartungen,
Persönlichkeitsmerkmale, In te/li-
genz, sozioökonomische Merkmale
sowie Alter und Geschlecht des
Klienten. Im zweiten Teil (70.4.2.)
werden Ansätze der psychothera-
peutischen Indikation behandelt.
10.4.1. Ausgangsmerkmale der Klienten und das Psychotherapie-
Ergebnis
Diejenigen Ausgangsmerkmale der Klienten, die mit dem Behandlungsergebnis zu-
sammenhängen, können als prognostische Faktoren des Behandlungsverlaufs aufgefaßt
werden. Allerdings sind die Beziehungen zwischen Ausgangsbedingungen von Klien-
ten und dem Erfolg der Psychotherapie mehrdeutig, da sie von einer Vielzahl von
Merkmalen beeinflußt werden. Bei ihrer Interpretation und Bewertung sind unter an-
derem Selektionseffekte (wie beipielsweise bezüglich der Auswahl und Zusammenset-
zung der untersuchten Klienten und Therapeuten), Interaktionseffekte mit anderen Va-
riablen (z.B. mit der Art der Behandlung) und Einflüsse von Drittvariablen zu berück-
sichtigen. Wenn sich also herausgestellt hat, daß intelligentere Klienten in verbalen
Therapien erfolgreicher behandelt worden sind als weniger intelligente, ist daraus
nicht unbedingt die Indikationsregel ableitbar, daß nur intelligentere Personen mit die-
sen Verfahren zu behandeln sind. Die Prognose läßt sich daher nur als eine Aussage
über eine gewisse Wahrscheinlichkeit verstehen, mit der ein bestimmter Behandlungs-
erfolg unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu erwarten ist. Um daraus eine
Indikation für die Psychotherapie stellen zu können, sind weitere theoretische
Überlegungen und empirische Ergebnisse einzubeziehen. Im übrigen können progno-
stische Zusammenhänge auch dazu genutzt werden, neue Behandlungsmethoden und
Versorgungsangebote für diejenigen Personen zu entwickeln, für die eine Psychothe-
rapie nicht die erwünschten Ergebnisse erbracht hat.
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Indikation
Während im vorangegangenen Ka-
pitel 10.3. Verlaufsaspekte der
Psychotherapie dargestellt wurden,
beschäftigen wir uns in diesem
Kapitel mit den Ausgangsmerkma-
len des Klienten. Die Zusammen-
hänge zwischen diesen Merkmalen
und dem Behandlungsverlauf, ins-
besondere dem Ergebnis der Be-
handlung, sind für die Prognose
und Indikation der Psychotherapie
von Bedeutung. Im vorliegenden
Kapitel finden sich zwei Schwer-
punkte: Im ersten Teil (10.4.1.)
werden prognostische Zusammen-
hänge allgemeiner Ausgangsmerk-
male von Klienten untersucht, die
vor dem Behandlungsbeginn erfaßt
werden. Dazu zählen vor allem der
Schweregrad der Störung, die
Motivation und Vorerwartungen,
Persönlichkeitsmerkmale, In te/li-
genz, sozioökonomische Merkmale
sowie Alter und Geschlecht des
Klienten. Im zweiten Teil (70.4.2.)
werden Ansätze der psychothera-
peutischen Indikation behandelt.
10.4.1. Ausgangsmerkmale der Klienten und das Psychotherapie-
Ergebnis
Diejenigen Ausgangsmerkmale der Klienten, die mit dem Behandlungsergebnis zu-
sammenhängen, können als prognostische Faktoren des Behandlungsverlaufs aufgefaßt
werden. Allerdings sind die Beziehungen zwischen Ausgangsbedingungen von Klien-
ten und dem Erfolg der Psychotherapie mehrdeutig, da sie von einer Vielzahl von
Merkmalen beeinflußt werden. Bei ihrer Interpretation und Bewertung sind unter an-
derem Selektionseffekte (wie beipielsweise bezüglich der Auswahl und Zusammenset-
zung der untersuchten Klienten und Therapeuten), Interaktionseffekte mit anderen Va-
riablen (z.B. mit der Art der Behandlung) und Einflüsse von Drittvariablen zu berück-
sichtigen. Wenn sich also herausgestellt hat, daß intelligentere Klienten in verbalen
Therapien erfolgreicher behandelt worden sind als weniger intelligente, ist daraus
nicht unbedingt die Indikationsregel ableitbar, daß nur intelligentere Personen mit die-
sen Verfahren zu behandeln sind. Die Prognose läßt sich daher nur als eine Aussage
über eine gewisse Wahrscheinlichkeit verstehen, mit der ein bestimmter Behandlungs-
erfolg unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu erwarten ist. Um daraus eine
Indikation für die Psychotherapie stellen zu können, sind weitere theoretische
Überlegungen und empirische Ergebnisse einzubeziehen. Im übrigen können progno-
stische Zusammenhänge auch dazu genutzt werden, neue Behandlungsmethoden und
Versorgungsangebote für diejenigen Personen zu entwickeln, für die eine Psychothe-
rapie nicht die erwünschten Ergebnisse erbracht hat.
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