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Bastine, Reiner [Hrsg.]
Klinische Psychologie (Band 2): Klinische Psychodiagnostik, Prävention, Gesundheitspsychologie, Psychotherapie, psychosoziale Intervention — Stuttgart, Berlin, Köln, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.16130#0117

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8.4. Ausgesuchte Felder und Beispiele für Prävention

Um eine relativ einfache Systematik zur Darstellung ausgesuchter Felder und Bei-
spiele für Prävention zu gewinnen, kann man mit Cowen (1986) die wichtigsten Vor-
gehensweisen der Prävention psychischer Störungen auf drei idealtypische Vorge-
hensweisen reduzieren: auf die Prävention durch den Aufbau von Kompetenzen bzw.
die Pflege psychischer Gesundheit (8.4.1. Förderung von Kompetenzen), auf die Prä-
vention durch langfristig angelegte Hilfen in Entwicklungskrisen (8.4.2. Entwick-
lungsförderung) und auf die Prävention durch die Reduktion pathogener bzw. die För-
derung salutogener Lebensbedingungen (8.4.3.).

8.4.1. Prävention durch Förderung von Kompetenzen

Sollen individuelle Kompetenzen gefördert werden, so wird an höchst unterschiedliche
psychische Funktionen und Fertigkeiten gedacht. Um psychische Gesundheit zu pfle-
gen oder Belastungen bewältigbar zu machen, werden Fertigkeiten für verschiedene
Funktions- und Lebensbereiche ausgebildet. Sommer (1977) unterschied zwischen in-
strumentellen Fertigkeiten (kognitive, motorische, etc.) und sozialen, gesellschaftli-
chen bzw. politischen Kompetenzen. In Präventionsprogrammen sind bislang folgende
Ausrichtungen erkennbar (vgl. Becker, 1982, 1984, 1991; Tisdelle & Lawrence,
1986; Weissberg & Allen, 1986): (1) Förderung situationsübergreifender Fähigkeiten
(interpersonelle Problemlösekompetenzen, soziale Fertigkeiten und belastungsunspezi-
fischer Fertigkeiten zur Streßbewältigung), (2) Förderung von Kompetenzen in be-
stimmten Belastungssituationen und (3) Förderung von Kompetenzen zur Vermeidung
bestimmter Störungen.

(1) Förderung situationsübergreifender Fähigkeiten. Eine Vielzahl von Studien
konnte nachweisen, daß gesunde gegenüber psychisch beeinträchtigten Personen (z.B.
Schizophrene, Drogenabhängige) über differenziertere Ziel-Mittel-Analysen und ins-
gesamt reflektiertere Vorgehensweisen bei der Lösung von interpersonellen Proble-
men verfügen. Darauf aufbauend wurden Trainingsverfahren zum Problemlösen ent-
wickelt, die durch Einsatz von Brainstorming, Gruppendiskussionen, Spiel- und Vi-
deomaterial, Rollenspiele zur Entwicklung entsprechender Fertigkeiten beitragen
sollten (D'Zurilla, 1986; Elias et al., 1991; Kämmerer, 1983; Shure & Spivack,
1988; Spivack, 1986; Weissberg & Allen, 1986; Weissberg et al., 1989). Ein in den
Schulalltag integriertes Programm wird in dem folgenden Kasten 8.3. vorgestellt.

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