8. Prävention psychischer Störungen
Schwerpunkte führen könnten. Trotz aller Erwartungen an den ökonomischen Nutzen
der Prävention fehlt es an Geldern. Die mit diesem Versorgungssystem gewachsenen
Interessen bzw. Kenntnisse der darin tätigen Dienste und Berufsgruppen gelten als
weitere Hinderungsgründe (Forgays, 1991; Lorion & Stenmark, 1984; Zolik, 1983).
Allerdings haben sich nur ganz wenige Präventionsprogramme mit der Frage beschäf-
tigt, wie ihre jeweiligen Vorgehensweisen breite Anwendung finden könnten. Zusätz-
lich mag die abwehrende Haltung professioneller Helfer durch das Argument gestützt
werden, daß die Übernahme präventiver Aufgaben die psychosoziale Versorgung ent-
weder überprofessionalisiert oder aber entprofessionalisiert (Stark, 1989).
Nicht zuletzt läßt sich die psychologische Frage stellen, ob es nicht trotz der gan-
zen Zivilisationsgeschichte der Natur des Menschen und des professionellen Helfers
zuwider ist, sich in Zeiten des Wohlergehens mit irgendwelchen Eventualitäten zu be-
schäftigen und auf Effekte zu warten, die möglicherweise erst in später Zukunft wirk-
sam werden. Sich mit so vagen Dingen auseinanderzusetzen, könnte als (zusätzliche)
Belastung erlebt werden (Braun, 1987a,b). Vieles spricht dafür, daß die Bereitschaft,
sich auf gesundheitsförderliches Verhalten einzulassen, von kulturell geprägten Glau-
benssystemen abhängt. Sie sind ebenfalls krisenorientiert und zugleich auf kurze
Zeiträume angelegt. Die Entscheidungsstrukturen dieser Glaubenssysteme minimieren
die Risiken und möglichen Nebeneffekte gesundheitsschädlichen Verhaltens in unzu-
lässiger Weise (Janz & Becker, 1984; Jeffry, 1989; Versteegen, 1992). Außerdem
werden viele präventive Maßnahmen inzwischen entweder als alltäglich erlebt (z.B.
Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe) oder sind so weit weg vom persönlichen
Schicksal des professionellen Helfers, so daß man kaum motiviert ist, sich für die
Entwicklung weiterer präventiver Programme einzusetzen.
Wenn all diese Gründe tatsächlich die Ursachen dafür sein sollten, daß die Präven-
tion psychischer Störungen, trotz ihrer Erfolge, nicht die Beachtung findet, die sie
verdient, dann bleibt zum Schluß die Frage, welche Argumente diese Situation ver-
hindert hätten und welche korrektiven Maßnahmen angezeigt sind.
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Schwerpunkte führen könnten. Trotz aller Erwartungen an den ökonomischen Nutzen
der Prävention fehlt es an Geldern. Die mit diesem Versorgungssystem gewachsenen
Interessen bzw. Kenntnisse der darin tätigen Dienste und Berufsgruppen gelten als
weitere Hinderungsgründe (Forgays, 1991; Lorion & Stenmark, 1984; Zolik, 1983).
Allerdings haben sich nur ganz wenige Präventionsprogramme mit der Frage beschäf-
tigt, wie ihre jeweiligen Vorgehensweisen breite Anwendung finden könnten. Zusätz-
lich mag die abwehrende Haltung professioneller Helfer durch das Argument gestützt
werden, daß die Übernahme präventiver Aufgaben die psychosoziale Versorgung ent-
weder überprofessionalisiert oder aber entprofessionalisiert (Stark, 1989).
Nicht zuletzt läßt sich die psychologische Frage stellen, ob es nicht trotz der gan-
zen Zivilisationsgeschichte der Natur des Menschen und des professionellen Helfers
zuwider ist, sich in Zeiten des Wohlergehens mit irgendwelchen Eventualitäten zu be-
schäftigen und auf Effekte zu warten, die möglicherweise erst in später Zukunft wirk-
sam werden. Sich mit so vagen Dingen auseinanderzusetzen, könnte als (zusätzliche)
Belastung erlebt werden (Braun, 1987a,b). Vieles spricht dafür, daß die Bereitschaft,
sich auf gesundheitsförderliches Verhalten einzulassen, von kulturell geprägten Glau-
benssystemen abhängt. Sie sind ebenfalls krisenorientiert und zugleich auf kurze
Zeiträume angelegt. Die Entscheidungsstrukturen dieser Glaubenssysteme minimieren
die Risiken und möglichen Nebeneffekte gesundheitsschädlichen Verhaltens in unzu-
lässiger Weise (Janz & Becker, 1984; Jeffry, 1989; Versteegen, 1992). Außerdem
werden viele präventive Maßnahmen inzwischen entweder als alltäglich erlebt (z.B.
Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe) oder sind so weit weg vom persönlichen
Schicksal des professionellen Helfers, so daß man kaum motiviert ist, sich für die
Entwicklung weiterer präventiver Programme einzusetzen.
Wenn all diese Gründe tatsächlich die Ursachen dafür sein sollten, daß die Präven-
tion psychischer Störungen, trotz ihrer Erfolge, nicht die Beachtung findet, die sie
verdient, dann bleibt zum Schluß die Frage, welche Argumente diese Situation ver-
hindert hätten und welche korrektiven Maßnahmen angezeigt sind.
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