Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bastine, Reiner [Hrsg.]
Klinische Psychologie (Band 2): Klinische Psychodiagnostik, Prävention, Gesundheitspsychologie, Psychotherapie, psychosoziale Intervention — Stuttgart, Berlin, Köln, 1992

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16130#0080

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. Klinisch-psychologische Intervention

Therapie der Depression. Insgesamt geht es in diesem Zeitabschnitt um den Vergleich
verschiedener Behandlungsansätze und die größere Ausdifferenzierung von Klienten-
und Behandlungsbedingungen.

Im gegenwärtigen (dritten) Zeitabschnitt richtet sich das Forschungsinteresse wie'
der mehr auf das prozessuale Geschehen und auf Änderungsverläufe. Im Unterschied
zu der frühen Prozeßforschung ist diesmal der Blick nicht auf die Veränderungen i11
schulenimmanenten Behandlungsprogrammen gerichtet, sondern es wird versucht,
Veränderungsprozesse in einem umfassenderen Sinne zu verstehen und zu erfassen;
dabei wird beispielsweise auch mit Forschungsmethoden gearbeitet, die ursprünglich
in einem anderen theoretischen Kontext entwickelt wurden und sich dort bewährt ha-
ben.

Wie dieser kurze Abriß bereits zeigt, ist die klinisch-psychologische Interventions-
forschung in ihren Zielsetzungen ebenso vielfältig wie in ihren methodischen Zugän-
gen. Teilweise überschneiden sich ihre methodischen Ansätze mit denen der ätiologi'
sehen und genetischen Forschung, die in Band I, Kap. 5.2. dargestellt sind. Über-
blicke über methodische Ansätze der psychologischen Behandlungsforschung geben
u.a. Bastine, 1970/1975; Baumann & Reinecker-Hecht, 1986; Hartig, 1975; Hersen
et al., 1984; Kazdin, 1986a, b, c, 1992; Kendall & Butcher, 1982).

In den folgenden Abschnitten wird auf die klinisch-psychologische Interventionsforschung unter fünf
Gesichtspunkten eingegangen: Epidemiologische Versorgungsforschung (7.2.7.), Behandlungsevalua-
tion (7.2.2.), Analogie- und klinische Studien (7.2.5.), intensive Interventionsanalysen (7.2.4.) und
schließlich die Meta-Analyse als Methode der Sekundäranalyse empirischer Untersuchungsbefunde
(7.2.5.).

7.2.1. Epidemiologische Versorgungsforschung

Eine der Aufgaben der Epidemiologie liegt in der Untersuchung der Organisation und
Wirksamkeit der psychosozialen Versorgung (präventive, interventive und rehabilita-
tive Maßnahmen). In Kap. 5.2.3. von Band I wird der epidemiologische Forschungs-
ansatz in seinen zentralen Begriffen und forschungsmethodischen Zugängen darge-
stellt; in dem folgenden Text wird daher auf die dort dargestellten Begriffe zurückge-
griffen.

Im Grunde genommen können nahezu sämtliche Befunde der Epidemiologie auch
unter dem Gesichtspunkt der Behandlungsevaluation interpretiert werden: Die Inzi-
denzrate (Rate der neu auftretenden psychischen Störungen oder Erkrankungen) in
einer Bevölkerungsgruppe ist ein Indikator für die Wirksamkeit präventiver Maß-
nahmen. Prävalenzraten sind prinzipiell mehrdeutiger, da sie nicht nur neu auftre-
tende Erkrankungen, sondern den gesamten Krankenstand zu einem bestimmten Zeit-
punkt erfassen. Diese können daher gleichzeitig die Güte präventiver, therapeutischer
oder rehabilitativer Interventionen in dem Versorgungssystem anzeigen. Die Differenz
zwischen der Prävalenzrate aus Primärerhebungen und der aus administrativen Erhe-

66
 
Annotationen