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Bastine, Reiner [Editor]
Klinische Psychologie (Band 2): Klinische Psychodiagnostik, Prävention, Gesundheitspsychologie, Psychotherapie, psychosoziale Intervention — Stuttgart, Berlin, Köln, 1992

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16130#0187

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9.5. Gesundheitspsychologische Prävention und Intervention: Aufgaben und Probleme

sonstige breit angelegte Informations- und Motivationskampagnen, die Entwicklung
von Programmen und Materialien, gemeinde- und betriebsbezogene Arbeit und das
Anbieten gesundheitsbezogener Güter und Dienstleistungen.

Zwei Präventionskonzepte liegen dieser Studie zugrunde: die "kooperative Präven-
tion" und die "kommunale Prävention". Im Falle der kooperativen Prävention, die in
Bremen, Stuttgart, Berlin-Spandau und Traunstein durchgeführt wird, existiert ein
einheitlicher Maßnahmenkatalog, der in der Vorphase entwickelt und erprobt wurde
(theoriegeleiteter, deduktiver Forschungsansatz). Die kommunale Prävention (empi-
risch geleiteter, induktiver Forschungsansatz), die in Karlsruhe, Bruchsal und Mos-
bach eingesetzt wird, nutzt dagegen die historisch gewachsenen Aufgaben der nieder-
gelassenen Ärzte, um über einen Arbeitskreis gesundheitsfördernde Aktionen zu sti-
mulieren. Beide Ansätze werden mit einem einheitlichen Evaluationskonzept hinsicht-
lich ihrer Wirkungen in einer Prozeß- und Produktevaluation überprüft (vgl. v.
Troschke, 1988; v. Troschke et al., 1990).

Besonders interessant erscheinen die unterschiedlich akzentuierten Darstellungswei-
sen und Bewertungen der Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie von daran be-
teiligten Fachleuten. Während beispielsweise Laaser (1986) eine medizinisch und ver-
fahrenstechnisch orientierte Zusammenstellung der Studie vornimmt, gehen
Maschewsky-Schneider et al., (1989) für die daran beteiligte Stadt Bremen kritisch
auf Aspekte der Prävention von "oben" mit den Schwierigkeiten der Erreichbarkeit
sozial benachteiligter Gruppen ein.

Die Evaluation von Gesundheitsprogrammen ist einer der Hauptschwerpunkte ge-
sundheitspsychologischer Tätigkeit. Nach Nöldner (1990) bezieht sich die Evaluati-
onsforschung auf "die Verwendung wissenschaftlicher Methoden zum Zweck der Be-
urteilung eines Produktes, Programms oder Prozesses hinsichtlich seines Wertes für
die Erreichung bestimmter Ziele. Es geht um eine umfassende Bewertung der Kon-
zeption, Ausgestaltung, Umsetzung und des Nutzens von Interventionsprogrammen"
(Nöldner, 1990, S. 475).

Aufgaben der Evaluation liegen in der Analyse der Wirksamkeit von Gesundheits-
förderungsmaßnahmen (vgl. Kap.7.2.). Die Beurteilung der Effizienz gesundheitsbe-
zogener Interventionen kann sowohl anhand von Kosten-Effektivitätsanalysen oder
Kosten-Nutzen-Berechnungen erfolgen. Nöldner (1990) beschreibt unter anderem am
Beispiel schulischer Programme zur Nikotin- und Alkoholismusprävention, wie Meta-
Analysen zur Evaluationsforschung eingesetzt werden können (vgl. auch Green &
Lewis, 1986; Koch & Wittmann, 1990). Fragwürdig bzw. willkürlich erscheint es
allerdings oft, wie die Kriterien für den Erfolg einer Intervention gesetzt werden (s.
z.B. Bengel & Koch, 1988b).

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