10.5. Psychotherapeuten
meistens über eine längere Erfahrung als jüngere verfügen und sich auch in Ausbil-
dung und therapeutischer Orientierung von diesen unterscheiden. Die prognostische
Bedeutung des Psychotherapeuten-Alters wird aber auch von Merkmalen der Klienten
beeinflußt, beispielsweise durch den relativen Altersunterschied zum Klienten. Wie
Behandlungsergebnisse bei jugendlichen und älteren Klienten nahelegen, wirkt sich
die Altersdifferenz zwischen Klient und Therapeut wahrscheinlich nicht direkt, son-
dern indirekt aus, beispielsweise über Erfolgserwartungen oder Kompetenzeinschät-
zungen, die Klienten jüngeren oder älteren Psychotherapeuten entgegenbringen. Da-
mit wird man für den Zusammenhang zwischen dem Alter von Psychotherapeuten und
dem Behandlungserfolg von vorneherein nur geringe Korrelationen erwarten können,
wie sich empirisch bestätigt (Beutler et al., 1986).
Für Geschlecht und Persönlichkeitsmerkmale der Psychotherapeuten zeigen
sich - vermutlich aus ähnlichen Gründen - ebenfalls nur schwache Beziehungen zum
Behandlungserfolg. Danach sind Therapeutinnen und gleichgeschlechtliche Therapeu-
ten-Klienten-Dyaden etwas erfolgreicher, "insbesondere wenn diese Therapeuten
keine stereotypen sexuelle Ansichten vertreten" (Beutler et al., 1986, S. 265). In Hin-
blick auf die Persönlichkeit von Klient und Therapeut gibt es Hinweise für den Er-
folg komplementärer Dyaäen: In dem Indiana Malching Project (Berzins, 1977) wur-
den 751 Patienten untersucht, die von 10 Psychotherapeuten im Rahmen einer drei-
bis vierwöchigen Krisenintervention therapeutisch behandelt wurden. Erfolgreichere
Paarungen waren submissive, gehemmte, passive Klienten mit dominanten, aktiven,
expressiven, direktiven und strukturierenden Therapeuten, teilweise auch in umge-
kehrten Rollenkombinationen. Der Autor schließt daraus, daß in Kurzzeittherapien
komplementäre Klient-Therapeut-Kombinationen günstiger sind. Die ermittelten Zu-
sammenhänge wurden allerdings durch die Variable "Geschlecht" modifiziert: Die
komplementären Dyaden war vor allem bei männlichen Klienten erfolgreich, während
bei weiblichen Klienten eher einander ähnliche Dyaden erfolgreich waren (Berzins,
1977). Inwieweit sich diese Ergebnisse bestätigen lassen und ob sie nur für eine kurz-
zeitige Krisenintervention oder auch für längere Therapien gelten, ist noch zu über-
prüfen. Für die klientenzentrierte Psychotherapie konnte Tscheulin (1983a, 1992)
ebenfalls die Wirksamkeit eines komplementären Interaktionsmusters belegen: In sei-
ner Untersuchung gewannen handlungsbezogene Klienten mehr bei konstruktiv kon-
frontierenden Psychotherapeuten, selbstreflexive Klienten dagegen mehr bei nicht
konfrontierenden Therapeuten. Auch diese Ergebnisse weisen auf das komplexe Wir-
kungsmuster der Merkmalskombinationen von Psychotherapeuten und Klienten hin.
Positive Zusammenhänge mit dem Behandlungsergebnis werden häufig für die psy-
chische Gesundheit oder das Wohlbefinden von Psychotherapeuten berichtet: psy-
chisch gesündere Therapeuten sind bessere Therapeuten (Luborsky et al., 1988;
Parioff et al., 1978). Meistens sind auch diejenigen Psychotherapeuten erfolgreicher,
die sich durch allgemeine interpersonelle Kompetenzen wie soziale Geschicklichkeit,
Glaubwürdigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Engagement für die Behandlung aus-
zeichnen (vgl. Beutler et al., 1986; Orlinsky & Howard, 1986). Allerdings zeigten
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meistens über eine längere Erfahrung als jüngere verfügen und sich auch in Ausbil-
dung und therapeutischer Orientierung von diesen unterscheiden. Die prognostische
Bedeutung des Psychotherapeuten-Alters wird aber auch von Merkmalen der Klienten
beeinflußt, beispielsweise durch den relativen Altersunterschied zum Klienten. Wie
Behandlungsergebnisse bei jugendlichen und älteren Klienten nahelegen, wirkt sich
die Altersdifferenz zwischen Klient und Therapeut wahrscheinlich nicht direkt, son-
dern indirekt aus, beispielsweise über Erfolgserwartungen oder Kompetenzeinschät-
zungen, die Klienten jüngeren oder älteren Psychotherapeuten entgegenbringen. Da-
mit wird man für den Zusammenhang zwischen dem Alter von Psychotherapeuten und
dem Behandlungserfolg von vorneherein nur geringe Korrelationen erwarten können,
wie sich empirisch bestätigt (Beutler et al., 1986).
Für Geschlecht und Persönlichkeitsmerkmale der Psychotherapeuten zeigen
sich - vermutlich aus ähnlichen Gründen - ebenfalls nur schwache Beziehungen zum
Behandlungserfolg. Danach sind Therapeutinnen und gleichgeschlechtliche Therapeu-
ten-Klienten-Dyaden etwas erfolgreicher, "insbesondere wenn diese Therapeuten
keine stereotypen sexuelle Ansichten vertreten" (Beutler et al., 1986, S. 265). In Hin-
blick auf die Persönlichkeit von Klient und Therapeut gibt es Hinweise für den Er-
folg komplementärer Dyaäen: In dem Indiana Malching Project (Berzins, 1977) wur-
den 751 Patienten untersucht, die von 10 Psychotherapeuten im Rahmen einer drei-
bis vierwöchigen Krisenintervention therapeutisch behandelt wurden. Erfolgreichere
Paarungen waren submissive, gehemmte, passive Klienten mit dominanten, aktiven,
expressiven, direktiven und strukturierenden Therapeuten, teilweise auch in umge-
kehrten Rollenkombinationen. Der Autor schließt daraus, daß in Kurzzeittherapien
komplementäre Klient-Therapeut-Kombinationen günstiger sind. Die ermittelten Zu-
sammenhänge wurden allerdings durch die Variable "Geschlecht" modifiziert: Die
komplementären Dyaden war vor allem bei männlichen Klienten erfolgreich, während
bei weiblichen Klienten eher einander ähnliche Dyaden erfolgreich waren (Berzins,
1977). Inwieweit sich diese Ergebnisse bestätigen lassen und ob sie nur für eine kurz-
zeitige Krisenintervention oder auch für längere Therapien gelten, ist noch zu über-
prüfen. Für die klientenzentrierte Psychotherapie konnte Tscheulin (1983a, 1992)
ebenfalls die Wirksamkeit eines komplementären Interaktionsmusters belegen: In sei-
ner Untersuchung gewannen handlungsbezogene Klienten mehr bei konstruktiv kon-
frontierenden Psychotherapeuten, selbstreflexive Klienten dagegen mehr bei nicht
konfrontierenden Therapeuten. Auch diese Ergebnisse weisen auf das komplexe Wir-
kungsmuster der Merkmalskombinationen von Psychotherapeuten und Klienten hin.
Positive Zusammenhänge mit dem Behandlungsergebnis werden häufig für die psy-
chische Gesundheit oder das Wohlbefinden von Psychotherapeuten berichtet: psy-
chisch gesündere Therapeuten sind bessere Therapeuten (Luborsky et al., 1988;
Parioff et al., 1978). Meistens sind auch diejenigen Psychotherapeuten erfolgreicher,
die sich durch allgemeine interpersonelle Kompetenzen wie soziale Geschicklichkeit,
Glaubwürdigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Engagement für die Behandlung aus-
zeichnen (vgl. Beutler et al., 1986; Orlinsky & Howard, 1986). Allerdings zeigten
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