10. Psychotherapie
Andererseits haben auch die Forscher gelernt, Fragestellungen und Bedürfnisse aus
der Praxis in ihren Untersuchungen aufzugreifen und entsprechende Forschungsme-
thoden zu entwickeln. Gerade die jüngeren Ansätze der intensiven Prozeß-For-
schung tragen dazu bei, die Bedingungen des psychotherapeutischen Geschehens ge-
nauer zu explorieren (vgl. Kap. 7.2.4.; Bastine et al., 1989a; Elliott, 1983; Gendlin,
1986; Greenberg, 1986; Greenberg & Pinsof, 1986; Greenberg & Safran, 1987;
Safran, Greenberg & Rice, 1988).
Aber auch bei der Überprüfung eher traditionell ausgerichteter Fragestellungen,
wie beispielsweise der therapeutischen Wirkungs-Forschung, nimmt die Frage der
Praxisverträglichkeit mittlerweile breiten Raum ein. In dem Sheffield Psychotherapy
Project wurde zum Beispiel versucht, die Erfordernisse eines Forschungsprogramms
möglichst gut mit den Anforderungen an eine ethisch vertretbare und wirksame Be-
handlung der an dem Projekt teilnehmenden Klienten zu verbinden (Firth et al.,
1986). Sorgfältig wurden daher an Hand der Kommentare der Klienten und der Erfah-
rungen der Therapeuten überprüft, ob und wie sich die häufigen diagnostischen Erhe-
bungen, die Tonbandaufzeichnungen, die zeitliche Begrenzung der Behandlung und
der Wechsel in der Behandlungsmethodik auf die Klienten ausgewirkt haben. Die
Autoren schließen, daß gerade das Besprechen dieser Probleme mit den Beteiligten
dazu beigetragen hat, psychotherapeutische und wissenschaftliche Zielsetzungen mit-
einander zu verbinden.
10.7.2. Psychotherapie und andere Behandlungsmaßnahmen
Psychotherapie wird - vor allem in der ambulanten Praxis mit relativ intakten Klienten
- häufig als alleinige Behandlungsmethode praktiziert. Bei einer schwierigeren Klien-
tel ist jedoch meistens eine Ergänzung durch andere Behandlungsansätze notwendig.
Für stationär und teilstationär behandelte Patienten mit narzißstisehen Grundstörun-
gen, Border/we-Patienten und präpsychotische Persönlichkeiten wurden deshalb kom-
plexe Behandlungsmodelle entwickelt. Ein Beispiel dafür ist der psychotherapeutische
Gesamtbehandlungsplan (Heigl, 1981): eine zeitlich und thematisch begrenzte Be-
handlung, in der verschiedene Formen der Einzel-, Gruppen-, Sozio- und Pharma-
kotherapie individuell für den einzelnen Patienten miteinander kombiniert werden.
Während für Psychologen eine Kombination mit anderen Arten psychosozialer In-
terventionen (z.B. der Gruppentherapie) im allgemeinen vertraut ist, bestehen einige
Vorbehalte gegenüber der Kombination mit einer medikamentösen Behandlung.
Diese beziehen sich vor allem auf die teilweise massiven Nebenwirkungen insbeson-
dere bei langzeitigem Gebrauch und ihre in der Regel lediglich symptomatische Wir-
kung. Außerdem werden die Patienten dazu verführt, ihre eigene Verantwortung zur
Bewältigung von Problemen und Störungen anderen zu überlassen. Dennoch ist eine
verantwortungsbewußte psychopharmakologische Behandlung dann eine wichtige
Hilfe für die Therapie psychischer Störungen, wenn sie mit psychotherapeutischen
298
Andererseits haben auch die Forscher gelernt, Fragestellungen und Bedürfnisse aus
der Praxis in ihren Untersuchungen aufzugreifen und entsprechende Forschungsme-
thoden zu entwickeln. Gerade die jüngeren Ansätze der intensiven Prozeß-For-
schung tragen dazu bei, die Bedingungen des psychotherapeutischen Geschehens ge-
nauer zu explorieren (vgl. Kap. 7.2.4.; Bastine et al., 1989a; Elliott, 1983; Gendlin,
1986; Greenberg, 1986; Greenberg & Pinsof, 1986; Greenberg & Safran, 1987;
Safran, Greenberg & Rice, 1988).
Aber auch bei der Überprüfung eher traditionell ausgerichteter Fragestellungen,
wie beispielsweise der therapeutischen Wirkungs-Forschung, nimmt die Frage der
Praxisverträglichkeit mittlerweile breiten Raum ein. In dem Sheffield Psychotherapy
Project wurde zum Beispiel versucht, die Erfordernisse eines Forschungsprogramms
möglichst gut mit den Anforderungen an eine ethisch vertretbare und wirksame Be-
handlung der an dem Projekt teilnehmenden Klienten zu verbinden (Firth et al.,
1986). Sorgfältig wurden daher an Hand der Kommentare der Klienten und der Erfah-
rungen der Therapeuten überprüft, ob und wie sich die häufigen diagnostischen Erhe-
bungen, die Tonbandaufzeichnungen, die zeitliche Begrenzung der Behandlung und
der Wechsel in der Behandlungsmethodik auf die Klienten ausgewirkt haben. Die
Autoren schließen, daß gerade das Besprechen dieser Probleme mit den Beteiligten
dazu beigetragen hat, psychotherapeutische und wissenschaftliche Zielsetzungen mit-
einander zu verbinden.
10.7.2. Psychotherapie und andere Behandlungsmaßnahmen
Psychotherapie wird - vor allem in der ambulanten Praxis mit relativ intakten Klienten
- häufig als alleinige Behandlungsmethode praktiziert. Bei einer schwierigeren Klien-
tel ist jedoch meistens eine Ergänzung durch andere Behandlungsansätze notwendig.
Für stationär und teilstationär behandelte Patienten mit narzißstisehen Grundstörun-
gen, Border/we-Patienten und präpsychotische Persönlichkeiten wurden deshalb kom-
plexe Behandlungsmodelle entwickelt. Ein Beispiel dafür ist der psychotherapeutische
Gesamtbehandlungsplan (Heigl, 1981): eine zeitlich und thematisch begrenzte Be-
handlung, in der verschiedene Formen der Einzel-, Gruppen-, Sozio- und Pharma-
kotherapie individuell für den einzelnen Patienten miteinander kombiniert werden.
Während für Psychologen eine Kombination mit anderen Arten psychosozialer In-
terventionen (z.B. der Gruppentherapie) im allgemeinen vertraut ist, bestehen einige
Vorbehalte gegenüber der Kombination mit einer medikamentösen Behandlung.
Diese beziehen sich vor allem auf die teilweise massiven Nebenwirkungen insbeson-
dere bei langzeitigem Gebrauch und ihre in der Regel lediglich symptomatische Wir-
kung. Außerdem werden die Patienten dazu verführt, ihre eigene Verantwortung zur
Bewältigung von Problemen und Störungen anderen zu überlassen. Dennoch ist eine
verantwortungsbewußte psychopharmakologische Behandlung dann eine wichtige
Hilfe für die Therapie psychischer Störungen, wenn sie mit psychotherapeutischen
298