11.6. Gruppen
1974). Das wäre die am weitesten gehende therapeutische Nutzung der Gruppe, wo
diese der eigentliche Akteur ist, während in allen anderen Gruppenformen die
Gruppe als förderliche Umgebung betrachtet wird, um den individuellen Prozeß
der Veränderung zu beschleunigen, zu beschützen und zu ökonomisieren.
# Selbsthilfegruppen schließlich befassen sich mit einem speziellen Thema, das alle
gleichermaßen betrifft ("Synanon" für Drogenabhängige, "anonyme Alkoholiker",
u.ä.). Hier sind die Mitglieder funktionell gleich; es gibt keinen formellen Grup-
penleiter.
In diesen verschiedenen Formen der Gruppentherapie ist die Rolle der Psychothera-
peuten sehr unterschiedlich. Im einfachsten Fall tritt ein Therapeut nur als Organisa-
tor auf, der die Rahmenbedingungen wie Ort, Zeit, Auswahl der Teilnehmer, Bezah-
lung usw. regelt. Wenn er die Rolle eines Moderators in der Gruppe übernimmt, trägt
er dazu bei, daß jeder zu Wort kommt und daß bestimmte Regeln und Themen einge-
halten und behandelt werden usw. In stärkerem Ausmaß ist ein Therapeut in der drit-
ten Rolle des Faszilitators beteiligt; hier sorgt er für Empathie und gegenseitige Ak-
zeptanz zwischen den Teilnehmern, kann aber auch spezifische Methoden anbieten,
um Einsichten und emotionalen Austausch zu fördern. Eine vierte Rollendefinition des
Gruppenleiters ist, daß er bestimmte Interaktionen gezielt inszeniert, Übungen struk-
turiert und dafür passende Personen auswählt. In einer anderen Funktion wiederum
kann er einzelne Personen auf ihre Probleme ansprechen und ihnen in der Gruppe
Gelegenheit geben, diese zu bearbeiten. Die sechste Funktion wäre die des Regisseurs
der ganzen Gruppe, der darauf achtet, daß genügend Kohäsion vorhanden ist, daß hin-
reichend Offenheit und Vertrauen besteht etc. Eine letzte Funktion ist die, daß er als
Gruppentherapeut die gruppendynamischen Prozesse erkennt, prägnant darstellt und
ihre Bedeutung erklärt, also analysiert. In dieser Funktion kann ein Gruppentherapeut
versuchen, Teilungstendenzen, Hierarchien in der Gruppe und einzelne Rollen, die
sich herausgebildet haben (Helferpositionen, heimliche Leiterfunktionen, Oppositions-
führer usw.), zu erläutern.
11.6.2. Wirkfaktoren in Gruppen
Die therapeutische Wirkung verschiedener Formen von Gruppenbehandlung hat
Yalom (1975) auf 15 therapeutischen Faktoren zurückgeführt. Einige dieser Wirk-
faktoren scheinen auch für die Einzeltherapie relevant zu sein und nicht alle werden in
jeder Form von Gruppentherapie zur Geltung kommen. Unschwer erkennt man Lern-
mechanismen wieder, die in Kap. 11.1. genannt wurden: Modellernen, Rückmeldung
und Unterstützung haben Verstärkerqualitäten. Das Geben von Rückmeldungen und
Rollenspiele dienen der Verhaltensausformung.
Es ist daher sinnvoll, zwischen allgemeinen und spezifischen Wirkfaktoren in der
Gruppentherapie zu unterscheiden. Darüber hinaus hat Grawe (1980) als instrumen-
353
1974). Das wäre die am weitesten gehende therapeutische Nutzung der Gruppe, wo
diese der eigentliche Akteur ist, während in allen anderen Gruppenformen die
Gruppe als förderliche Umgebung betrachtet wird, um den individuellen Prozeß
der Veränderung zu beschleunigen, zu beschützen und zu ökonomisieren.
# Selbsthilfegruppen schließlich befassen sich mit einem speziellen Thema, das alle
gleichermaßen betrifft ("Synanon" für Drogenabhängige, "anonyme Alkoholiker",
u.ä.). Hier sind die Mitglieder funktionell gleich; es gibt keinen formellen Grup-
penleiter.
In diesen verschiedenen Formen der Gruppentherapie ist die Rolle der Psychothera-
peuten sehr unterschiedlich. Im einfachsten Fall tritt ein Therapeut nur als Organisa-
tor auf, der die Rahmenbedingungen wie Ort, Zeit, Auswahl der Teilnehmer, Bezah-
lung usw. regelt. Wenn er die Rolle eines Moderators in der Gruppe übernimmt, trägt
er dazu bei, daß jeder zu Wort kommt und daß bestimmte Regeln und Themen einge-
halten und behandelt werden usw. In stärkerem Ausmaß ist ein Therapeut in der drit-
ten Rolle des Faszilitators beteiligt; hier sorgt er für Empathie und gegenseitige Ak-
zeptanz zwischen den Teilnehmern, kann aber auch spezifische Methoden anbieten,
um Einsichten und emotionalen Austausch zu fördern. Eine vierte Rollendefinition des
Gruppenleiters ist, daß er bestimmte Interaktionen gezielt inszeniert, Übungen struk-
turiert und dafür passende Personen auswählt. In einer anderen Funktion wiederum
kann er einzelne Personen auf ihre Probleme ansprechen und ihnen in der Gruppe
Gelegenheit geben, diese zu bearbeiten. Die sechste Funktion wäre die des Regisseurs
der ganzen Gruppe, der darauf achtet, daß genügend Kohäsion vorhanden ist, daß hin-
reichend Offenheit und Vertrauen besteht etc. Eine letzte Funktion ist die, daß er als
Gruppentherapeut die gruppendynamischen Prozesse erkennt, prägnant darstellt und
ihre Bedeutung erklärt, also analysiert. In dieser Funktion kann ein Gruppentherapeut
versuchen, Teilungstendenzen, Hierarchien in der Gruppe und einzelne Rollen, die
sich herausgebildet haben (Helferpositionen, heimliche Leiterfunktionen, Oppositions-
führer usw.), zu erläutern.
11.6.2. Wirkfaktoren in Gruppen
Die therapeutische Wirkung verschiedener Formen von Gruppenbehandlung hat
Yalom (1975) auf 15 therapeutischen Faktoren zurückgeführt. Einige dieser Wirk-
faktoren scheinen auch für die Einzeltherapie relevant zu sein und nicht alle werden in
jeder Form von Gruppentherapie zur Geltung kommen. Unschwer erkennt man Lern-
mechanismen wieder, die in Kap. 11.1. genannt wurden: Modellernen, Rückmeldung
und Unterstützung haben Verstärkerqualitäten. Das Geben von Rückmeldungen und
Rollenspiele dienen der Verhaltensausformung.
Es ist daher sinnvoll, zwischen allgemeinen und spezifischen Wirkfaktoren in der
Gruppentherapie zu unterscheiden. Darüber hinaus hat Grawe (1980) als instrumen-
353