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preis 30kr. ohnePostaufschlag. k L-paltzelle 3 kr.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
Heidelberg, 21. Ium. An dem Thiergarten
des Hrn. Leven, wird fleißig gearbeitet. Verschie-
dene Abheilungen desselben sind bereits vollendet
und einige Thicpe darin untcrgebracht. Nament-
lich haben wir einige schöne Husche wahrgenom-
men, denen ein ziemlich großer Raum im Garten
zugetbeilt ist. Da der Thiergarten am Wege nach
der so schön gelegenen und immer mehr besuchten
Mollenkuranstalt liegt, so wird er dadurch auch
um so mehr von Fremden besucht werden. Die
Bewohner Heidelbergs haben Gelegenheit, sich für
das ganze Jahr unter billigen Bedingungen zu
abonniren, und cs hängt ganz besonders von ihrer
zahlreichen Theilnahme ab, ob der Unternehmer
seinen Plan so wirb ausführen können, wie es in
seinem Wunsche und im Interesse der Sache liegt.
Heute Nacht hat sich in dem zu unserer Statt
gehörigen Dorfe Schlierbach ein Unglücksfall er-
eignet, der durch größere Vorsicht hätte verhütet
werden können. Ein Schiffer des genannten Ortes,
der in einem mit Steinen beladenen Nachen nach
Mannheim fahren wollte, hielt in der Nähe seines
Hauses in Schlierbach an (welcher Ort bekanntlich
längs dem Neckar hin gebaut ist), um hier die
Nacht zuzubringcn und heute früh dann seine Fahrt
nach Mannheim sortzusetzen. Der Nachen war,
wie es heißt durch das Anfahren an einen Felsen,
an einem Orte etwas schadhaft geworden, und
darum beauftragte der Schiffer zwei seiner Knaben
im Alter von 12 und 16 Jahren, in demselben
zu übernachten, um darauf Acht zu geben, ob das
Wasser nicht zu stark eindringe und so der Nachen
in Gefahr stehe, unterzusinken. Als der Schiffer
nun nach Mitternacht zu seinem Schiffe kam, fand
er den jüngern der beiden Knaben ertrunken und
den älttrn in so tiefem Schlafe liegend, daß er
wohl gleichfalls dem traurigen Schicksal seines
Bruders nicht entgangen wäre, wenn er nicht
noch bei Zeiten geweckt worden. Trifft natürlich
den Vater bei der Sache keine moralische Schuld,
so hätte er doch durch die rechte Vorsicht das Un-
glück verhindern können.
Frankfurt, 22. Juni. Der hier wegen
Theilnahme an der Ermordung Lichnowsky's zu
längerer Zuchthausstrafe verurteilte Schneiderge-
selle Rickert, aus Weinheim, wurde dieser Tage
in Folge einiger Spuren von Geistesstörung zum
Behuf weiterer Beobachtung in die Irrenanstalt
gebracht.
München, 20. Juni. Gestern wurde dahier
ein frecher Diebstahl verübt. Ein Postpaketen-
träger, ließ seinen verschließbaren Karren, worin
die zu bestellenden Pakete sich befinden, aus Ver-
sehen mit geöffnetem Deckel in der Theresienstraße
stehen, während er in einem Hause genannter
Straße ein Paket abgab. Als er zurückkam, ver-
mißte der Unvorsichtige sogleich ein Paket, worin
2000 fl. in Banknoten, Zinscoupons, Napole-
onsd'or, Friedrichsd'or und Kronenthalern waren.
Heute früh um halb 8 Uhr wurde nun ein schon
längst anrüchiges bekanntes Individuum, das sich
als Gehilfe bei den Postpackern oft anbot (Xaver
Lindnern von hier) im Bahnhof verhaftet und
sammt dem Gelde, wovon nur etwa 30 fl. ab-
gehen, bei der Polizei eingeliefert.
— Heute Abend V28 Uhr ist König Mar,
nach fast halbjähriger Abwesenheit aus seinem Land,
hieher zurückgckehrt. Tausende fanden sich trotz
des regnerischen Wetters schon seit Mittag auf
den Straßen ein, um der freudigen Regsamkeit
zuzusehen, womit allenthalben die Häuser, an wel-
chen der König vorüberfahren sollte, mit Blumen,
Kränzen, Bändern, Fahnen, Teppichen und Bil-
dern festlich geschmückt wurden. Kein offizieller
preis 30kr. ohnePostaufschlag. k L-paltzelle 3 kr.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
Heidelberg, 21. Ium. An dem Thiergarten
des Hrn. Leven, wird fleißig gearbeitet. Verschie-
dene Abheilungen desselben sind bereits vollendet
und einige Thicpe darin untcrgebracht. Nament-
lich haben wir einige schöne Husche wahrgenom-
men, denen ein ziemlich großer Raum im Garten
zugetbeilt ist. Da der Thiergarten am Wege nach
der so schön gelegenen und immer mehr besuchten
Mollenkuranstalt liegt, so wird er dadurch auch
um so mehr von Fremden besucht werden. Die
Bewohner Heidelbergs haben Gelegenheit, sich für
das ganze Jahr unter billigen Bedingungen zu
abonniren, und cs hängt ganz besonders von ihrer
zahlreichen Theilnahme ab, ob der Unternehmer
seinen Plan so wirb ausführen können, wie es in
seinem Wunsche und im Interesse der Sache liegt.
Heute Nacht hat sich in dem zu unserer Statt
gehörigen Dorfe Schlierbach ein Unglücksfall er-
eignet, der durch größere Vorsicht hätte verhütet
werden können. Ein Schiffer des genannten Ortes,
der in einem mit Steinen beladenen Nachen nach
Mannheim fahren wollte, hielt in der Nähe seines
Hauses in Schlierbach an (welcher Ort bekanntlich
längs dem Neckar hin gebaut ist), um hier die
Nacht zuzubringcn und heute früh dann seine Fahrt
nach Mannheim sortzusetzen. Der Nachen war,
wie es heißt durch das Anfahren an einen Felsen,
an einem Orte etwas schadhaft geworden, und
darum beauftragte der Schiffer zwei seiner Knaben
im Alter von 12 und 16 Jahren, in demselben
zu übernachten, um darauf Acht zu geben, ob das
Wasser nicht zu stark eindringe und so der Nachen
in Gefahr stehe, unterzusinken. Als der Schiffer
nun nach Mitternacht zu seinem Schiffe kam, fand
er den jüngern der beiden Knaben ertrunken und
den älttrn in so tiefem Schlafe liegend, daß er
wohl gleichfalls dem traurigen Schicksal seines
Bruders nicht entgangen wäre, wenn er nicht
noch bei Zeiten geweckt worden. Trifft natürlich
den Vater bei der Sache keine moralische Schuld,
so hätte er doch durch die rechte Vorsicht das Un-
glück verhindern können.
Frankfurt, 22. Juni. Der hier wegen
Theilnahme an der Ermordung Lichnowsky's zu
längerer Zuchthausstrafe verurteilte Schneiderge-
selle Rickert, aus Weinheim, wurde dieser Tage
in Folge einiger Spuren von Geistesstörung zum
Behuf weiterer Beobachtung in die Irrenanstalt
gebracht.
München, 20. Juni. Gestern wurde dahier
ein frecher Diebstahl verübt. Ein Postpaketen-
träger, ließ seinen verschließbaren Karren, worin
die zu bestellenden Pakete sich befinden, aus Ver-
sehen mit geöffnetem Deckel in der Theresienstraße
stehen, während er in einem Hause genannter
Straße ein Paket abgab. Als er zurückkam, ver-
mißte der Unvorsichtige sogleich ein Paket, worin
2000 fl. in Banknoten, Zinscoupons, Napole-
onsd'or, Friedrichsd'or und Kronenthalern waren.
Heute früh um halb 8 Uhr wurde nun ein schon
längst anrüchiges bekanntes Individuum, das sich
als Gehilfe bei den Postpackern oft anbot (Xaver
Lindnern von hier) im Bahnhof verhaftet und
sammt dem Gelde, wovon nur etwa 30 fl. ab-
gehen, bei der Polizei eingeliefert.
— Heute Abend V28 Uhr ist König Mar,
nach fast halbjähriger Abwesenheit aus seinem Land,
hieher zurückgckehrt. Tausende fanden sich trotz
des regnerischen Wetters schon seit Mittag auf
den Straßen ein, um der freudigen Regsamkeit
zuzusehen, womit allenthalben die Häuser, an wel-
chen der König vorüberfahren sollte, mit Blumen,
Kränzen, Bändern, Fahnen, Teppichen und Bil-
dern festlich geschmückt wurden. Kein offizieller