Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.662#0006

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vi Vorwort.

fassend. Dagegen fehlten ihm manche ältere Specialschriften, manche
schwer erhältliche Cataloge und, wenigstens hei der Ausarbeitung,
sehr viele Galleriewerke. Jeder mit ähnlichen Aufgaben Vertraute
weiss aber zur Genüge, wie hemmend es ist, wenn man die vorhan-
denen Abbildungen nicht immer wieder vergleichen kann. Aus diesem
Grunde und im Bewusstsein mancher Lücken seines Wissens, nament-
lich die Gemmenkunde betreffend, hätte der Verfasser sein Buch am
liebsten IJconographische Studien betitelt. Nachdem er sich aber
entschlossen, das ganze Gebiet, zunächst wenigstens der römischen
Bildnisskunde, einer neuen Durchforschung zu unterwerfen, musste
schliesslich doch der gewählte Titel als der einzige passende erscheinen.

Den Begriff der Ikonographie fassen wir in der üblichen
Beschränkung auf berühmte, resp. historisch bekannte Persönlich-
keiten. Namenlose Bildnisse oder solche, von denen uns nichts
weiter als der Name bekannt ist, und die voraussetzlich keine histo-
rischen Personen darstellen, sind grundsätzlich ausgeschlossen wor-
den. Sie gehören nicht der Bildniskunde, sondern der Geschichte
des Bildnisses an. Allerdings geben sich auch manche unbekannte
Köpfe durch die Bedeutsamkeit ihrer Physiognomie oder durch mehr-
faches Vorkommen als historische Personen zu erkennen, und eine
Einreihung derselben könnte nur als wesentliche Vervollständigung
unsrer Arbeit angesehen werden. Wir haben sie unterlassen, weil wir
nicht mehr unternehmen wollten, als was wir hoffen durften, zu Ende
zu führen, und weil es sich mit der von uns zu Grunde gelegten
chronologischen Anordnung nicht vertrug. Bei den meisten dersel-
ben lässt sich die Entstehungszeit höchstens nach dem Jahrhundert
bestimmen, so dass sie doch nur anhangsweise, entweder nach grös-
seren Perioden oder nach Museen geordnet, hätten hinzugefügt wer-
den können.

Dass wir mit den Römern statt mit den Griechen beginnen,
hat seinen Grund einmal in der von aussen an uns herangetretenen
Nötigung, uns mit Numismatik zu beschäftigen, und dann in dem,
wie uns scheint, grösseren Bedürfnis, d. h. in der grösseren Vernach-
lässigung des Arbeitsfeldes. Wir gedenken dem vorliegenden
Teile, welcher die Republikaner und die historischen Privatpersonen
der Kaiserzeit enthält, in nicht gar langen Zwischenräumen, da die
Vorarbeiten grösstenteils vollendet sind, drei weitere von ähnlichem
Umfang und ähnlicher Ausstattung folgen zu lassen, die römischen
Kaiser und ihre Angehörigen enthaltend: Zunächst die Mitglieder
der julisch-elauclischen Dynastie, dann die Flavier und Adoptiv-
Kaiser, und endlich die Kaiser des dritten und vierten Jahrhunderts
bis zum Untergang des westlichen Reiches.

In Betreff der Methode verweisen wir den Leser auf das Buch
selber. Die Ikonographie und zumal die der römischen Republik ist
bekanntlich ein Tummelplatz der Willkür. Wir haben uns von un-
begründeten Hypothesen möglichst fern zu halten gesucht. Allein
auf einem Gebiet, das noch so wenig bearbeitet ist und auf welchem
mit so schwankenden Begriffen wie Aehnlichkeit und Unähnlichkeit
operiert werden muss, würde es dem Zweck wenig entsprechen, wollte
man bloss das absolut Sichere geben. Soweit es im Bereich des
 
Annotationen