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Lucius Brutus.
ohne Zweifel seiner schon damals üblichen Bezeichnung wegen. Mit
den Münztypen ist keine Aehnlichkeit vorhanden (runde Schädel-
form, Adlernase, eckiges Profil des Untergesichts), jedenfalls keine
derartige, dass man auf sie die Namengebung der Büste basieren
könnte. Man wird sich also kaum irren, wenn man annimmt, dass
dieselbe' von Anfang an einzig und allein durch den Charakter-
eindruck motiviert war, mit anderen Worten, dass es sich lediglich
um eine physiognomische Hypothese handelt. Es ist keine Frage,
dass die Strenge und Herbigkeit des Ausdrucks, die düster blicken-
den, tiefliegenden Augen mit den buschigen Brauen, der fest geschlos-
sene, an den Winkeln etwas herabgezogene Mund vortrefflich zu dem
Charakterbild des unerbittlichen Rächers und Befreiers passen '; auch
Fig. 1. BronzebiisU- des sog. lt. Brntus im Conservatorenpalast zu Rom.
scheint die Auffassung und der Stil eher auf einen älteren Römer, als auf
einen nachhadrianischen, aus der Zeit, wo der Bart wieder Sitte war, zu
deuten. Indes liegt mit alle dem weiter nichts als eine Möglichkeit
vor. Es giebt denn doch auch noch andere Römer, deren Charakter
sich aus diesen Zügen herauslesen Hesse, im Grunde all die vielen,
die sich durch Herbigkeit und Sittenstrenge auszeichneten, darunter
namentlich der jüngere Cato. Und ebenso trifft man auch sonst noch
zuweilen auf Bildnisse, die Einem den Eindruck eines Brutus, gewöhn-
1 Plut. M. Brut. 1: »Er hatte gleich einem kaltgeschmiedeten Schwerte einen
von Natur spröden, nicht durch Vernunft und Ueherlegung gemilderten Charakter.«
Lucius Brutus.
ohne Zweifel seiner schon damals üblichen Bezeichnung wegen. Mit
den Münztypen ist keine Aehnlichkeit vorhanden (runde Schädel-
form, Adlernase, eckiges Profil des Untergesichts), jedenfalls keine
derartige, dass man auf sie die Namengebung der Büste basieren
könnte. Man wird sich also kaum irren, wenn man annimmt, dass
dieselbe' von Anfang an einzig und allein durch den Charakter-
eindruck motiviert war, mit anderen Worten, dass es sich lediglich
um eine physiognomische Hypothese handelt. Es ist keine Frage,
dass die Strenge und Herbigkeit des Ausdrucks, die düster blicken-
den, tiefliegenden Augen mit den buschigen Brauen, der fest geschlos-
sene, an den Winkeln etwas herabgezogene Mund vortrefflich zu dem
Charakterbild des unerbittlichen Rächers und Befreiers passen '; auch
Fig. 1. BronzebiisU- des sog. lt. Brntus im Conservatorenpalast zu Rom.
scheint die Auffassung und der Stil eher auf einen älteren Römer, als auf
einen nachhadrianischen, aus der Zeit, wo der Bart wieder Sitte war, zu
deuten. Indes liegt mit alle dem weiter nichts als eine Möglichkeit
vor. Es giebt denn doch auch noch andere Römer, deren Charakter
sich aus diesen Zügen herauslesen Hesse, im Grunde all die vielen,
die sich durch Herbigkeit und Sittenstrenge auszeichneten, darunter
namentlich der jüngere Cato. Und ebenso trifft man auch sonst noch
zuweilen auf Bildnisse, die Einem den Eindruck eines Brutus, gewöhn-
1 Plut. M. Brut. 1: »Er hatte gleich einem kaltgeschmiedeten Schwerte einen
von Natur spröden, nicht durch Vernunft und Ueherlegung gemilderten Charakter.«