Soipio Africanus. 33
vertrauen und ein etwas eigenmächtiger, die Schranken des republi-
kanischen Herkommens leicht überspringender Sinn zu den hervor-
stechendsten Eigenschaften desselben gehörten. Er war eine vorzugs-
weise militärisch begabte Natur, deren entschlossenes selbstbewusstes
Wesen ebenso durchschlagend und begeisternd nach aussen, als zeit-
weise wenigstens verletzend nach innen wirkte; trotz einem gewissen
Hang zur Ostentation und einem stark ausgeprägten Familienbewusst-
sein von unantastbar grosser und vaterländischer Gesinnung, aber zu
stolz um sich zu verantworten, wo diese Gesinnung in Zweifel ge-
zogen wurde.
Denkmäler und Statuen des Scipio gab es schon früh so-
wohl in Rom als in Liternum1; doch, wie es scheint, nicht vor sei-
nem Tode. Wenigstens lobte ihn Ti. Gracchus im Prozess seines
Bruders Lucius wegen der früheren Mässigung und republikanischen
Entsagung, womit er alle Ehrenstatuen, die ihm das römische Volk
nach seiner Rückkehr aus Africa setzen wollte, zurückgewiesen2. Und
dass sich unter den sieben vergoldeten Statuen des Zierbogens, den
er vor seinem Weggang nach Asien auf dem Capitol errichtete', sein
eigenes Bildnis befunden habe, ist wenig wahrscheinlich. Er wird
nicht selber gethan haben, was er vorher aus erheuchelter oder
wirklicher Bescheidenheit von Andern sich verbeten hatte; das Lob
des Gracchus hätte sonst keinen Sinn.
Auf frühe Darstellungen deutet die Stelle bei Cicero im somniitm
Scipionis (Cap. 1), wo er den Aemilianus sagen lässt, er habe
seinen Grossvater im Traum mehr nach dessen Bildnis als nach
seiner Jugenderinnerung erkannt. Doch ist hier vielleicht bloss von
dem Wachsbild des Atriums die Rede. — Ein Hauptbild dagegen, und
ohne Zweifel ein bald nach Scipios Tod verfertigtes, da der Aufstel-
lungsort eine noch frische Erinnerung an seine Gewohnheiten4 ver-
muten lässt, befand sich im capitolinischen Tempel, dasjenige, von
welchem Appian bemerkt, dass es allein bei den Leichenfeierlichkeiten
der Familie nicht im Zuge mit aufgeführt, sondern erst zur Leichen-
rede aufs Forum herabgeholt wurde 5, vermutlich eine Büste. — Eine
zu einem Denkmal des Scipio in Liternum gehörige Bildnisstatue sah
Livius, wie sie vom Sturme umgestürzt war6. Wir haben dabei, wenn
auch die Statue vielleicht erst später hinzugefügt wurde, aller Wahr-
> Liv. XXXVIII. 56.
2 Liv. a. a. 0. fin.
8 Liv. XXXVIII. 3.
* Liv. XXXVI. 19..
6 Appian. Hisp. 23. Val. Max. VIII. 15. 1.
• Liv. XXXVIII. 56.
Bernoulli, Ikonographie I.
vertrauen und ein etwas eigenmächtiger, die Schranken des republi-
kanischen Herkommens leicht überspringender Sinn zu den hervor-
stechendsten Eigenschaften desselben gehörten. Er war eine vorzugs-
weise militärisch begabte Natur, deren entschlossenes selbstbewusstes
Wesen ebenso durchschlagend und begeisternd nach aussen, als zeit-
weise wenigstens verletzend nach innen wirkte; trotz einem gewissen
Hang zur Ostentation und einem stark ausgeprägten Familienbewusst-
sein von unantastbar grosser und vaterländischer Gesinnung, aber zu
stolz um sich zu verantworten, wo diese Gesinnung in Zweifel ge-
zogen wurde.
Denkmäler und Statuen des Scipio gab es schon früh so-
wohl in Rom als in Liternum1; doch, wie es scheint, nicht vor sei-
nem Tode. Wenigstens lobte ihn Ti. Gracchus im Prozess seines
Bruders Lucius wegen der früheren Mässigung und republikanischen
Entsagung, womit er alle Ehrenstatuen, die ihm das römische Volk
nach seiner Rückkehr aus Africa setzen wollte, zurückgewiesen2. Und
dass sich unter den sieben vergoldeten Statuen des Zierbogens, den
er vor seinem Weggang nach Asien auf dem Capitol errichtete', sein
eigenes Bildnis befunden habe, ist wenig wahrscheinlich. Er wird
nicht selber gethan haben, was er vorher aus erheuchelter oder
wirklicher Bescheidenheit von Andern sich verbeten hatte; das Lob
des Gracchus hätte sonst keinen Sinn.
Auf frühe Darstellungen deutet die Stelle bei Cicero im somniitm
Scipionis (Cap. 1), wo er den Aemilianus sagen lässt, er habe
seinen Grossvater im Traum mehr nach dessen Bildnis als nach
seiner Jugenderinnerung erkannt. Doch ist hier vielleicht bloss von
dem Wachsbild des Atriums die Rede. — Ein Hauptbild dagegen, und
ohne Zweifel ein bald nach Scipios Tod verfertigtes, da der Aufstel-
lungsort eine noch frische Erinnerung an seine Gewohnheiten4 ver-
muten lässt, befand sich im capitolinischen Tempel, dasjenige, von
welchem Appian bemerkt, dass es allein bei den Leichenfeierlichkeiten
der Familie nicht im Zuge mit aufgeführt, sondern erst zur Leichen-
rede aufs Forum herabgeholt wurde 5, vermutlich eine Büste. — Eine
zu einem Denkmal des Scipio in Liternum gehörige Bildnisstatue sah
Livius, wie sie vom Sturme umgestürzt war6. Wir haben dabei, wenn
auch die Statue vielleicht erst später hinzugefügt wurde, aller Wahr-
> Liv. XXXVIII. 56.
2 Liv. a. a. 0. fin.
8 Liv. XXXVIII. 3.
* Liv. XXXVI. 19..
6 Appian. Hisp. 23. Val. Max. VIII. 15. 1.
• Liv. XXXVIII. 56.
Bernoulli, Ikonographie I.