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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0046

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34 Scipio Africanus.

scheinlichkeit nach an das Grabmal zu denken, das sich Scipio selber
errichtet haben soll, weil er nicht in der undankbaren Vaterstadt
begraben sein wollte K — Ausserdem berichtet derselbe Geschicht-
schreiber, dass es im Scipionengrab vor Porta Capena zu Rom drei
Statuen gab, von denen zwei für die des P. und des L. Scipio, die
dritte für die des Dichters Ennius galten2. — In der Kaiserzeit
scheinen besonders die Gordiane, die sich rühmten von Scipio abzu-
stammen, und von denen die beiden ersten den Beinamen Africanus
führten, sein Andenken wieder wach gerufen zu haben s.

Auch als Gemmenschmuck wurde der Kopf des Scipio, wenigstens
bei Familienangehörigen, frühzeitig verwendet, wenn man anders dem
Valerius Maximus glauben darf, welcher berichtet, dass die Censoren
dem entarteten Sohn des Africanus einen Ring mit seinem Bildnis
vom Finger gezogen hätten4.

An Bildnissen fehlte es also nicht, und fehlt es wohl jedenfalls
auch nicht unter den Resten, die uns noch erhalten sind. Es ist
nur die Frage, ob wir noch die Mittel haben sie nachzuweisen.
Dank den Nachforschungen und den scharfsinnigen Untersuchungen

*



1 A. a. 0. Cap. 53.

2 Et Bomae extra portam Capenam in Scipionum monumento tres statuae
sunt, quarum duae P. et L. Scipionum dicuntur esse, tertia poetae Q. Ennii.
Liv. XXXVIII. 56. Auch die Notiz des Plinius H. », VII. 114: Prior Africanus
Q. Ennii statuam sepulcro suo imponi jussit, scheint eher auf dieses Grab als auf
das zu Litemum bezogen werden zu müssen, obgleich dann die Aufstellung der
Enniusstatue dem Obigen zufolge nicht wohl auf Befehl des Scipio geschehen sein
kann. — Das Familiengrab der Scipionen vor Porta Capena ist bekanntlich
im Jahr 1780 wieder entdeckt worden, und man fand darin den grossen Peperin-
sarkophag des L. Scipio Barbatus, Urgrossvaters des Africanus, sowie einen
wahrscheinlich zu einer Statue gehörigen lorbeerbekränzten Kopf aus demselben
Material, beide jetzt im Belvedere des Vaticans, beim Torso des Herakles
aufgestellt. Da der Kopf ein Porträt, so liegt es natürlich ungemein nahe, an
eine der von Livius erwähnten Statuen zu denken. Nur würde alsdann der
Lorbeerkranz eher auf den Dichter Ennius, als auf einen Scipionen deuten. In-
des müssen nicht nur noch andere Scipionenbilder dort aufgestellt gewesen sein,
sondern das Material, aus dem der Kopf gefertigt, macht es wahrscheinlich, dass
er eben so wie der Sarkophag auf einen älteren Geschlechtsgenossen zurückgeht.
Den Ennius wenigstens dachte man sich aus Marmor (Carus fuit Africano su-
periori noster Ennius; itaque etiatn in sepulcro Scipionum putatur is esse consti-
tutus e marmore. Cicero Arch. 9). Es ist ein bartloser jugendlicher Kopf von
regelmässigen, etwas stumpfen Formen. Die Haare kurz und schlicht in die
Stirne fallend, die Brauen gewölbt, die Nase gerade und etwas dick, die Lippen
voll und geschwungen (abgeb. bei Visconti Op. var. Taf. VII, zusammen mit
einem Marmorkopf von ebenda).

3 Jul. Capitolin. Gord. IX. 4; vgl. V. 7.

4 Val. Max. Hl. 5, 1.
 
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