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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0048

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36 Scipio Africanus.

Die erhaltenen sog. Scipioköpfe.

Nr. 1. Marmorbüste im capitolinischen Museum, Philosophen-
zimmer Nr. 49, früher in der äusseren Gallerie 1 (abgeb. Taf. I.)2.
Sie kam schon im 16. Jahrhundert in einen der capitolinischen Paläste,
in das daselbst befindliche Museum aber erst etwa zu Winckelmanns
Zeit; denn im Museo Capitolino von Bottari (1748—55), wo sonst
alle damals aufgestellten Büsten abgebildet sind, ist sie noch nicht.
— Zwei Dritteile der Nase und die Ohrmuscheln sind ergänzt; sonst
ist der Kopf wohl erhalten, überlebensgross, auf nackter, unge-
brochener, massiv gearbeiteter Büste, auf deren unterem Rand auf
einem Täfelchen die Inschrift P. C OB,. S CIPIO. AFR steht3. Er ist
völlig kahl oder kahlgeschoren und bartlos. Die Oberstirn in der
Mitte etwas vorgewölbt, die Muskeln der Unterstirn leicht zusammenge-
zogen, durch eine unregelmässige und nicht auf beiden Seiten gleiche
Brauenlinie von den Augen getrennt; letztere etwas flach, mit Angabe
der Pupillen. Der Mund breit und fest geschlossen mit etwas ge-
schwellter Nasenlippe, an den Winkeln je ein abwärts gehender, eher
unschöner Muskelzug. Die Kopfbildung im Ganzen rund, ja der
Schädelumriss bildet von vorn gesehen einen fast regelmässigen Halb-
kreis. Der Hals kurz und dick, die Schultern schräg abfallend mit
verkümmerten Ansätzen der Arme. Der Ausdruck hat etwas Un-
wirsches, Befehlerisches, man kann nicht sagen, etwas Bedeutendes.
Links über der Schläfe eine Narbe. — Die Arbeit ist mittehnässig,
und spät; doch wird man die schmalen Schultern kaum dem Unge-
schick des Künstlers zuschreiben dürfen, sondern man wird, wenn
nicht eine entsprechende Gestaltung bei der dargestellten Person,
einen äussern (durch den Aufstellungsort oder durch den Marmor
gegebenen) Zwang annehmen müssen.

Nr. 2. Büste von dunkelgrünem Basalt im Palazzo Rospigliosi



1 S. Beschr. der St. Rom III. 1 p. 171, Nr. 50.

2 Nach einem Gypsabguss, da die photographischen Aufnahmen nach dem
Original wegen ungünstiger Aufstellung der Büste leider gänzlich misslangen.
Sonstige Abbildungen bei Visconti Icon. rom. pl. III, 1—4; in der Ausgabe des
Plutarch Ton Korais Bd. IL; Bighetti Campidoglio II. 258; Weisser Bilderatlas
Taf. 37, 19 und 20, u. and.

« Ein Büstenfuss mit ähnlicher Inschrift (P. CORNEL1VS P. F. SCIPIO)
wurde 1877 in Rom gefunden. Vgl. Arch. Ztg. 1877 p. 176.
 
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