Titus Flamininus. 61
T. QVINCTI geprägt ist (abg. Münzt. I. 20) *. Der Typus der Sieges-
göttin, der ganz ähnlich auf den Goldmünzen Alexanders des Grossen
und seiner Nachfolger vorkommt, wie auch die Prägeweise und das
Gewicht weisen deutlich auf Macedonien als Prägstätte hin, und so
ist es denn allerdings nahe gelegt, bei einem Bildnis, das nach allen
Analogieen der gens Quinctia angehört, an den Besieger Philipps V.
von Macedonien zu denken, der zugleich, wenigstens in den spätem
Zeiten, das berühmteste Mitglied der Familie war. Indes kann die
Münze nicht von einem der letzteren angehörigen Monetär herrüh-
ren, sondern sie ist als Ehrenbezeugung irgend einer griechischen Stadt zu
erklären 2. — Der Kopf hat einen von den Münzporträts der Republik
verschiedenen Charakter; teils wegen seiner verhältnismässigen Grösse,
indem er fast das ganze Feld ausfüllt, teils wegen seines vortreff-
lichen, den griechischen Königstypen verwandten Stils. Er hat freies,
lockiges Haar, eine wohlproportionierte Schädelform mit eingezogener
Nackenlinie, ein ungebrochenes Profil mit vortretendem Stirnknochen,
eine gerade, ziemlich niedrige Nase, ein kleines Kinn mit massigem
Unterkinn und einen leichten Bart. Sein Alter ist etwas höher, als
es dem jugendlichen kaum 30jährigen Sieger von Kynoskephalae zu
entsprechen scheint.
Ein vermeintliches zweites Hilfsmittel, die Gemme des Fulvius
Ursinus mit dem bartlosen Krauskopf und den beigeschriebenen Let-
tern Ti>& (abg. Faber Imagines 126; Cades V. 143), war schon zu
Viscontis Zeit so viel als aufgegeben. Ursinus hatte die Buchstaben
gezwungener Weise als TIT02 &AAM1MN02 &EOS gedeutet,
mit Bezug auf die von den Griechen decretierte Apotheose 8. Vom
Kopf der Goldmünze ist der der Gemme total verschieden, so dass
nur entweder der eine oder der andere Flamininus sein könnte.
Warum sollte man also das verhältnismässig wohl beglaubigte Bild-
nis der Münze gegen diese ziemlich willkürliche Hypothese preisgeben ?
Fr. Lenormant hat ein kleines, etwa halblebensgrosses Köpfchen
des Cabinet des Medailles in Paris (abgeb. Fig. 4) wegen seiner
1 Bei Mioimet Suppl. III. p. 260; Cohen M. cons. XXXV. Quinctia 3. —
Bin ähnliches Goldstück mit verschiedenem Revers, welches Fr. Lenormant auf
Flamininus beziehen wollte (abg. Rev. numism. 1852. pl. VII. 2), wäre, die Rich-
tigkeit der Beziehung vorausgesetzt, ikonographisch unbrauchbar, weil die Züge
des Kopfes nicht mehr kenntlich sind.
2 Vgl. Mommsen Gesch. d. röm. Münzw. p. 406. — Fr. Lenormant a. a. O.
p. 206 hatte sie der lateinischen Aufschrift wegen als moneta castrensis der in
Griechenland stationierten römischen Besatzungen gedeutet.
3 Plut. a. oben a. O.
T. QVINCTI geprägt ist (abg. Münzt. I. 20) *. Der Typus der Sieges-
göttin, der ganz ähnlich auf den Goldmünzen Alexanders des Grossen
und seiner Nachfolger vorkommt, wie auch die Prägeweise und das
Gewicht weisen deutlich auf Macedonien als Prägstätte hin, und so
ist es denn allerdings nahe gelegt, bei einem Bildnis, das nach allen
Analogieen der gens Quinctia angehört, an den Besieger Philipps V.
von Macedonien zu denken, der zugleich, wenigstens in den spätem
Zeiten, das berühmteste Mitglied der Familie war. Indes kann die
Münze nicht von einem der letzteren angehörigen Monetär herrüh-
ren, sondern sie ist als Ehrenbezeugung irgend einer griechischen Stadt zu
erklären 2. — Der Kopf hat einen von den Münzporträts der Republik
verschiedenen Charakter; teils wegen seiner verhältnismässigen Grösse,
indem er fast das ganze Feld ausfüllt, teils wegen seines vortreff-
lichen, den griechischen Königstypen verwandten Stils. Er hat freies,
lockiges Haar, eine wohlproportionierte Schädelform mit eingezogener
Nackenlinie, ein ungebrochenes Profil mit vortretendem Stirnknochen,
eine gerade, ziemlich niedrige Nase, ein kleines Kinn mit massigem
Unterkinn und einen leichten Bart. Sein Alter ist etwas höher, als
es dem jugendlichen kaum 30jährigen Sieger von Kynoskephalae zu
entsprechen scheint.
Ein vermeintliches zweites Hilfsmittel, die Gemme des Fulvius
Ursinus mit dem bartlosen Krauskopf und den beigeschriebenen Let-
tern Ti>& (abg. Faber Imagines 126; Cades V. 143), war schon zu
Viscontis Zeit so viel als aufgegeben. Ursinus hatte die Buchstaben
gezwungener Weise als TIT02 &AAM1MN02 &EOS gedeutet,
mit Bezug auf die von den Griechen decretierte Apotheose 8. Vom
Kopf der Goldmünze ist der der Gemme total verschieden, so dass
nur entweder der eine oder der andere Flamininus sein könnte.
Warum sollte man also das verhältnismässig wohl beglaubigte Bild-
nis der Münze gegen diese ziemlich willkürliche Hypothese preisgeben ?
Fr. Lenormant hat ein kleines, etwa halblebensgrosses Köpfchen
des Cabinet des Medailles in Paris (abgeb. Fig. 4) wegen seiner
1 Bei Mioimet Suppl. III. p. 260; Cohen M. cons. XXXV. Quinctia 3. —
Bin ähnliches Goldstück mit verschiedenem Revers, welches Fr. Lenormant auf
Flamininus beziehen wollte (abg. Rev. numism. 1852. pl. VII. 2), wäre, die Rich-
tigkeit der Beziehung vorausgesetzt, ikonographisch unbrauchbar, weil die Züge
des Kopfes nicht mehr kenntlich sind.
2 Vgl. Mommsen Gesch. d. röm. Münzw. p. 406. — Fr. Lenormant a. a. O.
p. 206 hatte sie der lateinischen Aufschrift wegen als moneta castrensis der in
Griechenland stationierten römischen Besatzungen gedeutet.
3 Plut. a. oben a. O.