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Titus Flamininus.
Aehnlichkeit mit der Münze und wegen seiner mutmasslich griechi-
schen Herkunft als Flamininus publiciert *. Die Annahme griechi-
scher Herkunft mag durch den Stil des Köpfchens und durch den
Umstand, dass ein Teil der Marmorsachen des Cabinet des Medailles
aus der Sammlung Nointel stammen, einigermassen gerechtfertigt
sein. Die physiognomische Verwandtschaft mit dem Münztypus da-
gegen ist ein zweifel-
haftes Kriterium. Es
ist gerade so viel
Aehnlichkeit vorhan-
den, dass man die
Möglichkeit der Iden-
tität zugeben kann;
aber auch so viel Ver-
schiedenes (z. B. im
Haar und im Unter-
gesicht) , dass man
daraus den umge-
kehrten Schluss zie-
hen kann. Der kleine
Fig. 4. Marraorköpfcheu im Cab.
d. Medailles zu Paris.
Massstab des Statuet-
tenfragments scheint
die Vermutung nicht
zu empfehlen.
Eine andere Hy-
pothese 2 wollte be-
kanntlich den sog.
Germanicus des
Kleomenes im Louvre
(unten Fig. 33) hier-
herziehen, indem sie
zugleich den rätsel-
haftenHermescharak-
ter desselben dadurch
zu erklären meinte. Allerdings weist die ganze Auffassung der Statue
auf einen von Griechenland gefeierten Römer hin, und es ist ein an-
sprechender Gedanke, dass der philhellenische Feldherr, der den
Griechen in der Rennbahn am Isthmos die Freiheit verkündigte,
unter dem Bilde des die Rede wie die Kampfspiele schirmenden Gottes
dargestellt sei. Aber die Künstlerinschrift und der Stil (der schon
stark ausgeprägte Realismus der Formen) gehören einer späteren
Zeit an. Manche wollen selbst das zu Grunde liegende Vorbild (den
Hermes Ludovisi)3 nicht über das letzte Jahrhundert der Republik
(Schule des Pasiteles) zurückversetzen. Es müsste daher schon eine
sehr entschiedene Aehnlichkeit zwischen dem Kopf der Statue und
der Flamininusmünze vorhanden sein, um uns trotzdem der Hypo-
these geneigt zu machen. Da die beiden Typen einander im Gegen-
teil entschieden unähnlich sind, so fällt die ganze Combination in
sich zusammen *.
1 Lenorm. Revue numism. 1852. pl. VII. 3, vgl. p. 200. Chabouillet Cat.
gen. Nr. 3293.
2 Tbiersch Epochen 1825. p. 91. 6.
3 Abgeb. Müller-Wieseler Denkm. II. 318.
4 Vgl. den dieser Statue gewidmeten Abschnitt weiter unten.
Titus Flamininus.
Aehnlichkeit mit der Münze und wegen seiner mutmasslich griechi-
schen Herkunft als Flamininus publiciert *. Die Annahme griechi-
scher Herkunft mag durch den Stil des Köpfchens und durch den
Umstand, dass ein Teil der Marmorsachen des Cabinet des Medailles
aus der Sammlung Nointel stammen, einigermassen gerechtfertigt
sein. Die physiognomische Verwandtschaft mit dem Münztypus da-
gegen ist ein zweifel-
haftes Kriterium. Es
ist gerade so viel
Aehnlichkeit vorhan-
den, dass man die
Möglichkeit der Iden-
tität zugeben kann;
aber auch so viel Ver-
schiedenes (z. B. im
Haar und im Unter-
gesicht) , dass man
daraus den umge-
kehrten Schluss zie-
hen kann. Der kleine
Fig. 4. Marraorköpfcheu im Cab.
d. Medailles zu Paris.
Massstab des Statuet-
tenfragments scheint
die Vermutung nicht
zu empfehlen.
Eine andere Hy-
pothese 2 wollte be-
kanntlich den sog.
Germanicus des
Kleomenes im Louvre
(unten Fig. 33) hier-
herziehen, indem sie
zugleich den rätsel-
haftenHermescharak-
ter desselben dadurch
zu erklären meinte. Allerdings weist die ganze Auffassung der Statue
auf einen von Griechenland gefeierten Römer hin, und es ist ein an-
sprechender Gedanke, dass der philhellenische Feldherr, der den
Griechen in der Rennbahn am Isthmos die Freiheit verkündigte,
unter dem Bilde des die Rede wie die Kampfspiele schirmenden Gottes
dargestellt sei. Aber die Künstlerinschrift und der Stil (der schon
stark ausgeprägte Realismus der Formen) gehören einer späteren
Zeit an. Manche wollen selbst das zu Grunde liegende Vorbild (den
Hermes Ludovisi)3 nicht über das letzte Jahrhundert der Republik
(Schule des Pasiteles) zurückversetzen. Es müsste daher schon eine
sehr entschiedene Aehnlichkeit zwischen dem Kopf der Statue und
der Flamininusmünze vorhanden sein, um uns trotzdem der Hypo-
these geneigt zu machen. Da die beiden Typen einander im Gegen-
teil entschieden unähnlich sind, so fällt die ganze Combination in
sich zusammen *.
1 Lenorm. Revue numism. 1852. pl. VII. 3, vgl. p. 200. Chabouillet Cat.
gen. Nr. 3293.
2 Tbiersch Epochen 1825. p. 91. 6.
3 Abgeb. Müller-Wieseler Denkm. II. 318.
4 Vgl. den dieser Statue gewidmeten Abschnitt weiter unten.