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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0076

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64 Cato Censorius.

richtet worden *, obgleich er dergleichen Ehrenbezeugungen sonst
zu verspotten und zu bekämpfen pflegte. >Er wolle lieber, dass
man frage, warum ihm noch keine, als warum ihm eine Bildsäule
errichtet worden sei> 2. — Nach seinem Tode und in der Kaiserzeit
muss es viele Bildnisse von ihm gegeben haben. Als Repräsentant
des alten Römertums hatte er zu jeder Zeit Bewunderer und Ver-
ehrer. Ausserdem durfte in den Bibliotheken die Büste des Ge-
schichtschreibers der Origines und des kernhaften Redners, den die
Altertümler sogar über Cicero setzten3, nicht fehlen.

Wie ganz unzureichend die psychologische Deutungs-
methode für die Ikonographie, selbst wo ausser dem geistigen und
sittlichen Charakter einer Persönlichkeit noch einzelne Andeutungen
über ihr Aeusseres gegeben sind, sieht man am besten in Fällen wie
der vorliegende. Wo könnte sie mit besserem Recht in Anwendung
kommen als bei einem so scharf ausgeprägten Charakter ? Und doch
wie wenig lässt sich den Bildnissen gegenüber, die ihrer Deutung
harren, mit alle dem anfangen, was uns die Geschichte von ihm
überliefert hat? Oder sollen wir annehmen, dass sämtliche Catobild-
nisse zu Grunde gegangen, und dass es schon deshalb vergebliche
Mühe, sich nach solchen umzusehen? Ich glaube nicht, dass ein
Grund zu dieser Annahme vorhanden ist, es müsste denn eben der
Umstand sein, dass alle auf sie hinführenden Spuren so merkwürdig
verwischt sind.

So unfruchtbar nun das Unternehmen wäre, nach subjectivem
Gefühl die Köpfe auszuscheiden und aufzuzählen, die sich möglicher-
weise mit dem Charakterbild Cato's vereinigen Hessen, so würde doch,
wenn man das Requisit des Bartes festhält und nur solche Denk-
mäler berücksichtigt, deren Stil und Darstellungsweise (Büstenform)
einigermassen auf Römer deutet, nicht gerade eine unübersehbare
Reihe herauskommen. Man darf auch mit Grund voraussetzen, dass
bei den späteren Bildnissen die Totenmaske einen massgebenden
Einfluss geübt, dass er also vorzugsweise als 85jähriger Greis dar-
gestellt worden; denn jene bot den Künstlern ein bequemeres und
leichter zugängliches Vorbild als die im Tempel der Salus aufge-
stellte Statue. Aber um der Bezeichnung den Wert einer wissen-
schaftlichen Hypothese zu geben, müsste allerdings noch ein weiteres
Moment hinzutreten. Die betreffenden Köpfe müssten entweder un-
zweideutig das Gepräge einer bedeutenden Persönlichkeit haben, oder

1 Plut. Cat. maj. 19.

2 Plut. a. a. 0.

" Spartian Hadr. 8.
 
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