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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0077

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Cato Censorius. 65

sie müssten sich durch mehrfaches Vorkommen als Bildnisse eines
herühmten Mannes qualificieren. Also bärtige Römerköpfe greisen-
haften oder wenigstens vorgerückteren Alters, von strengem, uneulti-
viertem, aber nicht gerade mürrischem Aussehen, ihrer Arbeit nach
wo möglich aus vorhadrianischer Zeit, und ihrem Gegenstand nach
in mehr als einem Exemplar vorhanden, das etwa wären die Präten-
denten, die hier in Frage kommen könnten. Leider trifft die Unzu-
länglichkeit der physiognomischen Deutungsmethode mit ebenso gros-
sen Schwierigkeiten der Stilbestimmung und mit einer auffallenden
Armut an Denkmälern der genannten Art zusammen, so dass die
Versuche in der angegebenen Richtung bis jetzt bloss negative Re-
sultate zu Tage gefördert haben.

Ich wüsste in der That kein einziges Bildnis namhaft zu machen,
das all den erwähnten Postulaten entspräche. Die langbärtigen haben
gewöhnlich specifisch griechischen Charakter — und das wird man
bei Cato so wenig in seinem Aeusseren als in seiner Denkungsart
suchen —, die kurzbärtigen, sofern es sich bei ihnen noch um Cato
handeln kann, einen spätrömischen. Wo dies nicht der Fall, da
bietet fast ohne Ausnahme der Charakter zu Bedenken Anlass. Die
sog. Catobüste in der oberen Gallerie des capitolinischen Mu-
seums Nr. 18 i mit dem breiten Gesicht und dem etwas grämlichen
Ausdruck hat von catonischer Energie und von catonischem Mutter-
witz keine Spur; es scheint eine Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr. zu sein.
Die im Pal. Corsini befindliche Replik ist modern. — Aber vom Barte
zu abstrahieren und Büsten wie den sog. Cicero oder Marius in
München Nr. 216 (abg. unten Fig. 8) oder den sog. Diocletian mit dem
sarkastischen Ausdruck im Kaiserzimmer des Capitols Nr. 80 2, oder
falls die Scipioköpfe unrichtig gedeutet sind, diese auf die Candi-
datenliste zu setzen, scheint dem horazischen intonsus gegenüber
nicht zulässig. Ich begreife daher auch nicht, warum gleichwohl der
Gemmentypus eines bartlosen, abgemagerten Greises (Cades V.
Nr. 151 — 153) s seit Fulvius Ursinus fortwährend Cato genannt wird.

Ueber eine inschriftlich bezeichneteCatostatue der Villa Massimo
beim Lateran kann vielleicht noch im Nachtrag etwas mitgeteilt werden.

1 Beschr. d. Stadt Kom III. 1. p. 164, abg. Bottari I. 80, wohl zu unter-
scheiden von dem sog. Cato Uticensis im Philosophenzimmer ebenda Nr. 52.

2 Der noch einmal unter dem Namen Trajanus senior im Louvre vorkommt.

3 Abgeb. Faber Imagg. 116; Bellori Imagg. 75; Mus. Flor. Gemmae I.
Taf. 42. 8. 9.

Bernoulli, Ikonographie I.
 
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