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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0079

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P. Terentius. 67

dings bloss von dem ersten Blatte zu sprechen scheint) vollständig
übermalt — erst bei der Uebermalung, meint er, sei der Bart auf-
gesetzt worden —, so dass es in ikonographischer Beziehung keine
Autorität mehr beanspruchen kann.

Die Contorniatmünze (abgeb. Münztaf. V. 114) ', als Denk-
mal des 4. oder 5. Jahrhunderts n. Chr., ist natürlich ebenfalls kein
zuverlässiger Ausgangspunkt; doch konnte sie wenigstens nicht wie
das Gemälde verunstaltet werden. Terenz erscheint auf derselben
jugendlich, aber etwas fett, mit geradem Profil, das beim Ansatz der
Stirnhaare mit scharfem Winkel in die Scheitellinie übergeht; das
Kinn, wie es der Sitte seiner Zeit entsprach, bartlos; die Brust nackt,
die Schultern mit dem Pallium bekleidet. — Hauptsächlich auf sie
gestützt, sprach Visconti die Vermutung aus, es möchte in einer
Doppelherme des Vaticans, Galleria geografica (abgeb. Icon.
rom. X. 2 u. 4), ein plastisches Bildnis des römischen Komödiendich-
ters erhalten sein. Es werde dies ebensowohl durch die Aehnlichkeit
der beiderseitigen Profile als durch die syrisch-phönizischen Gesichts-
züge des Hermenkopfs nahe gelegt. Und nach dem letzteren pflegte
man dann auch den nur ganz im allgemeinen ähnlichen Kopf einer
Doppelherme zu Neapel2 bisweilen Terentius zu nennen: beidemal
ein älteres Gesicht als für Terenz wahrscheinlich ist.

Diese höchst mangelhaft begründete Hypothese behielt eine ge-
wisse Geltung, bis im Jahr 1826 bei den drei Madonnen vor Porta
S. Sebastiano zu Rom, in der Nähe welches Ortes die kleine Be-
sitzung des Terenz gelegen haben muss3, eine Büste gefunden wurde,
welche durch eine an der Schulter angebrachte (freilich mehr tra-
gische als komische) Maske als die eines dramatischen Dichters ge-
kennzeichnet war. Sie ist so zu sagen vollkommen erhalten und be-
findet sich jetzt im capitolinischen Museum, Philosophenzimmer
Nr. 76 (abgeb. Fig. 5)4. In dem Zusammentreffen der Maske
mit dem Fundort liegt ein so directer Hinweis auf Terenz, dass,
wenn sonst keine Hindernisse vorhanden sind, man kaum wird umhin
können, die Deutung zu acceptieren. Es fragt sich bloss noch, ob
die Notizen über sein Leben und das Bildnis des Contorniaten damit

1 Bei Visconti Icon. rom. X. 3.

2 Abgeb. Mus. borbon. VI. 43; Monum, ed Anna], dell' Inst. 1854. p. 48. —
Vgl. Gerhard Neap. ant. Bilder, Nr. 369, wo die irrige Vermutung ausgesprochen
wird, es handle sich um die bei Visconti Icon. rom. XIV. Nr. 3. 4 abgebildete
Doppelherme. Letztere stellt vielmehr die des sog. Seneca u. Posidonius in
Villa Albani Nr. 67 dar.

3 Beliquit filiam, quae post equiti Romano wupsit, item hortulos XX jugerum
via Appia ad Marti» villam. Suet. et Roth. p. 294.

4 Vgl. Melchiorri in den Annal. des Inst. 1840. Tav. G.
 
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