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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0084

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72 Cornelia, die Mutter der Gracchen.

dere Persönlichkeit dargestellt sei, mit andern Worten, dass in der
That die Inschrift von der Büste zu trennen sei.

Ein schöner Karneol mit angebl. Kopf des Consuls L. Corne-
lius Lentulus (bei Cades V. 150) hat mit der tiburtinischen Büste
nichts zu thun.

Cornelia, die Mutter der Gracchen,

Cornelia, die Tochter des älteren Scipio, hochsinnig und stolz
wie ihr Vater, vermählte sich ums Jahr 163 v. Chr. mit Ti. Sempro-
nius Gracchus und gebar ihm 12 Kinder, wovon ausser einer Tochter
bloss die beiden spätem Tribunen das Entwicklungsalter überlebten.
Früh verwitwet, widmete sie sich ganz der Erziehung dieser Söhne,
die sie mit ihrer eigenen Seelengrösse und Kuhmbegier zu erfüllen
strebte. Nach dem Untergang des Cajus (123) zog sie sich auf ein
Landgut bei Misenum zurück, wo sie für ihre Freunde und für Ge-
lehrte ein offenes Haus hielt, das Andenken ihres Vaters und ihrer
Söhne mit fast schwärmerischer Pietät cultivierend.

Ohne sie leider dem Verzeichnis der ikonographisch bekannten Be-
rühmtheiten einverleiben zu können, führen wir sie hier an, weil man
noch Spuren von einem ihrer Bildnisse entdeckt zu haben glaubt.
Nach Plutarch ! hatte das römische Volk ihr eine eherne Statue er-
richtet mit der Inschrift: Cornelia, die Mutter der Gracchen; wahr-
scheinlich die sitzende Figur mit riemenlosen Sandalen an den Füssen,
von der Plinius spricht2, und die ursprünglich im Porticus des
Metellus, später in der von Augustus an dessen Stelle erbauten Halle
der Octavia aufgestellt war.

Im Jahr 1878 ist nun an letzterer Stelle eine 80 Cent, hohe
oblonge Marmorbasis gefunden worden, mit der Inschrift:
CORNELIA. AFRICAN .F.
GRACCHORVM
deren Buchstabenformen auf augusteische Zeit deuten. Doch sind
von einer spätem Hand auf einer besondern Zeile über der Inschrift
noch die Worte eingehauen: 0 P V S TISIC R A TIS. Man hat diese

1 Hut. C. Gracchus 4.

2 Plin. XXXIV. 31: Sedens huic posita soleisque sine ammento insignis in
Metelü publica pwticu, quae statua rmmc est in Octaviae operibtts.
 
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