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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0106

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94 L. Cornelius Sulla.

mung mit der Münze, zusammen mit der Bedeutsamkeit des Bildnisses
und mit seinem Stil, ein günstiges Vorurteil für Sulla erwecken müssen,
und dass, wenn einige Seiten seines Charakters in dem vorliegenden
Kopfe weniger zum Ausdruck kommen, was ja vielleicht im Lehen
auch der Fall war, doch wenigstens nichts darin liegt, was der Be-
ziehung auf ihn positive Schwierigkeiten bereitete. — Ein ähnlicher
aber nicht identischer Kopf von Basalt in Kingston Hall (Michaelis
Arch. Ztg. 1874. p. 34) ' wird fälschlich Augustus genannt2.

Sodann verweisen wir auf ein mehrfach vorkommendes bis jetzt
wenig beachtetes Bildnis, von dem ein Exemplar ganz nahe beim
vorigen unter Nr. 508 im Museo Chiaramonti aufgestellt ist
(s. unten bei Pompejus Magnus und. die Abbildung auf Taf. VIII),
im Catalog als Redner bezeichnet. Vom Standpunkt der Münzen
dürfte kein anderes mit so gutem Recht auf Sulla bezogen werden
wie dieses; denn der Grad der Uebereinstimmung ist noch grösser
als selbst beim vorigen. Und hier erkennen wir auch die Bedeutung
des Mannes nicht bloss aus der Physiognomie, sondern gleichsam
handgreiflich aus der Zahl der Exemplare. Indes neben der Aehn-
lichkeit des Profils mit den Sullamünzen, besteht in der Vorderansicht
eine eben so starke mit dem Pompejus Spada; und wenn man bei
dieser Alternative den Entscheid der grösseren Congenialität des Cha-
rakters anheimstellt, so muss man sich eher für den Pompejus Spada
erklären. Die an Sulla bekannte Empfänglichkeit für Scherz und
ausgelassene Tafelfreuden, oder dann wieder seine kalte, erbarmungs-
lose Grausamkeit scheint mit dem tiefernsten, trüben Ausdruck unse-
res Kopfes im Widerspruch zu sein. Wären nicht Andeutungen vor-
handen, dass in Sulla sehr widersprechende Eigenschaften, u. A. auch
eine grosse natürliche Weichmütigkeit (Plut. Sulla Cap. 30), sich zu-
sammen fanden, und wäre die Physiognomik überhaupt nicht ein so
trügerisches Gebiet, so müsste man davon abstehen, den vorliegenden
Typus mit ihm in Verbindung zu bringen. So aber wird man den
angegebenen auf Sulla deutenden Momenten immerhin Beachtung
schenken müssen.

Die zwei Gemmenköpfe bei Cades V. 172 und 173 haben kein
ersichtliches Am-echt auf ihre Benennung, zumal nicht der zweite aus der
Sammlung Pourtales mit dem runden Kopf und dem zugespitzten Profil.

1 Abgeb. Specim. of anc. sculpt. II. 46.

2 Ganz ungerechtfertigt ist es, einen Marmorkopf beim Kunsthändler Mi-
lani in Rom als (antike) Wiederholung zu betrachten. Derselbe zeigt nicht nur
sehr erhebliche Abweichungen (in Augen, Mund, Ilaaren, Contour des Nackens),
sondern ist auch aller Wahrscheinlichkeit nach modern.
 
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