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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0105

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L. Cornelius Sulla. 93

und in Stockholm. Der aus der Sammlung Campana stammende in
Petersburg (Cat. Nr. 201), der »neben dem Florentiner (!) das
einzige erhaltene Marmorbilclnis des Sulla« sein soll, wird, wenn auch
antik, in Bezug auf ikonographische Beglaubigung in dieselbe Beihe
zu stellen sein, wie der Florentiner'. Der in Stockholm scheint
nicht einmal den Stempel der Echtheit zu haben 2.

Diesen mehr oder weniger negativen Bestimmungen gegenüber
erlauben wir uns noch auf folgende zwei Bildnisse als auf mögliche
Sulladarstellungen hinzuweisen, obgleich wir nur dem ersteren der-
selben eine grössere Wahrscheinlichkeit zuschreiben.

Einmal auf den sonst nicht mehr vorkommenden, wahrscheinlich
zu einer Statue gehörigen Kopf des Museo Chiaramonti Nr. 424B
(abgeb. Taf. V) 3, der wegen angeblicher Aehnlichkeit mit der Münze
von Magnesia immer noch als Cicero bezeichnet wird, was doch jetzt
entschieden genug als falsch erwiesen sein sollte. Mit der Sulla-
münze hat er die hohe Kopfform, die flache nach vorn abfallende
Schädellinie, das volle, schlichte, in Büschel geteilte und ziemlich
weit in den Nacken hinabgehende Haar, den Charakter des Profils,
die zweigeteilte Stirn, das Alter (55 bis 60 Jahre) und die Mager-
keit gemein. Einen kleinen Unterschied bildet nur die Art, wie hier
die Stirn durch die Haare begrenzt ist (mehr in zerstreuten Büscheln
als in einer bestimmten Linie), und die um ein Weniges grössere-
Ausladung des Hinterkopfs. Dass es sich um einen bedeutenden,
geistvollen Mann handle, hat man von jeher gefühlt; sonst wäre man
schon gar nicht auf Cicero verfallen. Denn die angebliche Aehnlich-
keit mit der Münze von Magnesia diente mehr nachträglich zur Be-
schönigung, als dass sie der Grund für die Benennung war. Nun
sind freilich Cicero und Sulla sehr verschiedene Charaktere; und
Physiognomiker, welche bisher alle Züge und Eigenschaften Ciceros
in diesem Kopf erkannten (wie seiner Zeit E. Braun), dürften, wenn
sich die Deutung als verfehlt erweist, consequenter Weise nicht ge-
rade auf Sulla überspringen. Unbefangene Beurteiler werden aber
gleichwohl zugeben, dass die sehr ins Auge fallende Uebereinstim-

sein. Der ganze Kopf hat zu viel Aehnlichkeit mit Fig. 7, wo sicher eine andere
Person dargestellt ist.

1 Was mir durch schriftliche Mitteilung Stephani's bestätigt -wird.

5 S. Wieseler Philol. 1868. p. 208.

3 Die einzige bisherige Abbildung im Museo Chiaramonti IL 25 zeigt ihn
mit einem Bruststück versehen und auch sonst fast unkenntlich. Erwähnt ist
er in der Beschr. d. St. Rom II. 2. p. 72. Nr. 523; bei Burckhardt Cicerone
p. 524 c; besprochen von E. Braun Ruinen und Museen Roms p. 272.
 
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