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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0114

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102 L. Licinius Lucullus.

ein Riemen, den man für ein Wehrgehenk nimmt, obgleich dieses
gewöhnlich auf der rechten Schulter und quer über die Brust getra-
gen wurde. Unterhalb des Bruststückes — und darauf nun stützt
sich hauptsächlich die Deutung — befindet sich, an der Stelle des
Täfelchens, wo sonst bisweilen eine Inschrift angebracht ist, ein
kleines (antikes und zugehöriges) Relief, welches in symbolischer
Weise den Charakter des Dargestellten zu bezeichnen scheint K Die
grössere linke Seite dieses Reliefs zeigt einen runden Schild und eine
Lanze, nebst dem Vorderteil eines Schiffes; der durch eine senk-
rechte Linie davon abgetrennte rechte Teil einen maskenartigen
Kopf mit spitz zulaufendem Hut (Schiffermütze?) auf einer nicht
genauer zu bestimmenden Unterlage. — Dass durch das Wehrge-
henk, wenn wir es anders mit einem solchen zu thun haben, ein
Feldherr, durch Schild, Lanze und Schiffsschnabel ein Sieger zu
Land und zur See bezeichnet werde, ist wahrscheinlich genug. Es
ist durchaus die von Statuen und von den römischen Silbermünzen
her bekannte Symbolik. Weniger klar ist die Bedeutung des rumpf-
losen Kopfes. Ihn für eine Maske zu nehmen, wie Stephani wollte,
scheint trotz den leblosen Zügen nicht zulässig, da der Mund völlig
geschlossen. Und was sollte die Maske an einer Feldherrnbüste?
Viel näher liegt es, mit d'Escamps an Castor, den Gott der günsti-
gen Seefahrt, zu denken. Es hätte dies einerseits an dem pileusaxti-
gen Hut und andrerseits an der Beziehung zur prora eine vortreff-
liche Stütze. Indes fehlt das übliche Symbol der Dioskuren, der
Stern, und um den unteren Teil des Hutes läuft eine zickzackartige
Verzierung, welche auch d'Escamps ohne Bedenken für eine Zacken-
krone nahm. Eine solche in Verbindung mit dem Pileus lässt sich
aber bei den Dioskuren nicht nachweisen2. Schultze erklärt daher
diese Annahme für entschieden falsch; der Kopf sei vielmehr die ab-
gekürzte Darstellung eines überwundenen Königs. Wir wollen die
Möglichkeit, dass er das Richtige getroffen, nicht bestreiten, möchten
aber der Deutung auf Castor einstweilen doch noch einen Platz
neben der seinigen wahren. Denn eigentlich zwingend sind die Ein-
würfe Schultze's doch keineswegs, und am Ende hat er ja auch für
seine Ansicht keine genauen Analogien beigebracht. Uebrigens ist

1 Ein ähnliches Relief, eine schreitende Löwin (?) darstellend, soll sich auf
dem Fuss einer männlichen Büste im Park von Glinike bei Potsdam befinden.
S. Arch. Ztg. a. a. 0. p. 11. Ausserdem vergleicht Schultze mit Recht die um
einen Büstenfuss gewundene Schlange am Grabmal der Aterier im Lateran (Bennd.
und Schöne Nr. 343. Annal. d. Inst. 1849. p. 407; abg. Mon. V. 7.) und die Maske
an der Schulter des sog. Terenz im Capitol (oben p. 68 Fig. 5).

2 S. Stephani Nimbus und Strahlenkranz 120. 124.
 
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