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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0142

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130 Pompejus,

Denar des Nasidius (Münztaf. II. 41), der kleinere mit lituus und
praefericulum entweder nach dem mit denselben Attributen bezeich-
neten der gens Pompeja (Münztaf. II. 43) oder nach dem Revers der
Goldmünze des S. Pompejus (Münztaf. IL 47. 48). Ob wir es sicher
mit Werken des Altertums zu thun haben, darüber muss ich die Ent-
scheidung den Gemmenkennern überlassen. Im Durchschnitt pflegten
die antiken Steinschneider selbständiger und nicht unmittelbar«nach
den Münzen zu arbeiten. Aber auch als moderne Werke können sie
wegen der Bestimmtheit, mit der sie den Pompejustypus wiederge-
ben, . dazu dienen, die Unrichtigkeit der übrigen Benennungen darzu-
legen. Bei den zwei kurzbärtigen Köpfen mit der prora (Cades V.
187. 188) erkennt man noch wenigstens den Grund der Benennung.
Die des bartlosen mit Stern und Heroldstab (Cades 185) beruht auf
irgend einem willkürlichen Einfall.

Zu diesen falsch benannten gehört ferner der Berliner Jaspis
mit den Buchstaben P P (Tölken Verz. p. 322. Nr. 102)», welche
nur sehr gezwungen als Pompejus pater gedeutet werden können
und als pater patriae bei Pompejus nicht passen. Von charakteristischen
Merkmalen hat der Kopf höchstens das aufgesträubte Stirnhaar. —
Auch die Steine des Antikencabinets in Wien (Nr. 752) und der
Uffizien in Florenz (Nr. 196) scheinen mit Unrecht auf Pompejus
Magnus bezogen zu werden.

Im Hinblick auf die Zweifelhaftigkeit oder Nichtigkeit aller tra-
ditionellen Pompejusbestimmungen, mehr noch aber von dem Wunsche
geleitet, die Aufmerksamkeit einem Bildnis zuzuwenden, das bis jetzt
unter keinem speciellen Namen unterzubringen ist, erlaube ich mir
zum Schluss mit allem Vorbehalt noch folgende Möglichkeit an-
zudeuten.

Eine der vortrefflichsten und interessantesten Römerbüsten, ihrem
Stil nach sehr wahrscheinlich aus der Zeit des Uebergangs von der
Republik zur Monarchie, ist die des Museo Chiaramonti Nr. 561
(abg. Taf. IX)2, mit ungebrochener nackter Brust, aus Pal. Altieri.
Sie stellt einen Mann dar auf der Höhe des Lebens, von behäbiger
Formenfülle, dem gleichwohl der Charakter der Strenge nicht fehlt.
Er hat einen im Verhältnis zum Gesicht kleinen und niedrigen

1 Möglicherweise der schon bei Faber Illustr. Imagg. 114 abgebildete, ob-
gleich hier die Buchstaben fehlen, nnd ein leichter Wangenbart angegeben ist.

2 Bisher meines Wissens bloss von Guattani Mon. ant. 1785. Febr. Taf. 3
publiciert. Vgl. Beschr. d. St. Rom II. 2. p. 72. Nr. 559; Burckhardt Cicerone
p. 524. c. Ein Steinhäuser'scher Gypsabguss in Strassburg.
 
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