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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0143

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Erhaltene Bildnisse. 131

Schädel, ein gerades Profil mit nur etwas zurückgehender Stirn, tief-
liegende, von fetten Muskeln bedeckte Augen, eine stumpfe dicke
Nase (deren Spitze ergänzt), eine fast senkrecht abfallende Unterlippe.
Das Haar ist schlicht und geht über der Stirn leicht auseinander,
Hals und Nacken sind von ungewöhnlicher Stärke. — Der Kopf wurde
von Guattani auf Domitius Ahenobarbus, den Vater Nero's ', von
Andern auf den Vater des Trajan gedeutet; Beides schon deswegen
ohne alle Gewähr, weil keine oder nur ganz ungenügende Hilfsmittel
für eine solche Bestimmung vorhanden sind. Dem Durchschnitts-
typus der Pompejusmünzen entspricht er allerdings auch nicht. Allein
es ist mit dem Durchschnitt eine fatale Sache. Vielleicht thäte man
besser, die Vergleichung nicht auf den Durchschnitt zwischen den
guten und schlechten Münzen, sondern auf jene allein zu basieren.
Legt man aber einen Münztypus zu Grunde wie den des Turiner
Denars mit dem Dreizack (Münztafel II. 37), welcher offenbar zu
den schönsten und besten gehört, so zeigt sich — in Profil und Pro-
portionen — ein Grad der Aehnlichkeit mit dem chiaramontischen
Kopf, der wohl eine Beziehung des letzteren auf Pompejus rechtfer-
tigen könnte. Wir sind zwar der Ansicht, dass auf eine Münze sich
nichts Sicheres bauen lässt; wir geben auch zu, dass bei aller Aehn-
lichkeit noch deutliche Unterschiede vorhanden sind, namentlich im
Charakter der Augen und in der Scheitel- und Nackenlinie, und dass
von einer dvaaroX^ ryg xbfi^g eben so wenig die Rede ist wie beim
Pompejus Spada. Indes könnte das geteilte Stirnhaar doch eher an
Alexander erinnern als das jener Statue, und kann der specielle Aus-
druck der Ehrlichkeit und des Verehrungswürdigen (os prolmm et
venerandim) eher in diesem Gesicht als in jenem gefunden werden.

1 Wenn anders nicht der Domitius der Münzen (s. unten), also der Urgross-
vater Nero's gemeint war, was ich nicht nachsehen kann.
 
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