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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0198

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186

Cato Uticensis.

sind äusserst selten antik, das vorliegende Bildnis auch nichts weniger
als Vertrauen erweckend, so dass man sich nicht zu wundern braucht,
wenn die Ikonographen stillschweigend darüber hinweggegangen.

Eine Zeit lang galt für Cato und seine Tochter Porcia das schöne
Sepulcralrelief aus Villa Mattei im Vatican, erstes Büstenzimmer
Nr. 388 l: Zwei lebensgrosse Halbfiguren, welche der nach Art ihrer
Gruppierung als Ehegatten, nach der Verschiedenheit ihres Alters als
Vater und Tochter erscheinen. Allein Porcia starb in Rom und war
nicht mit ihrem Vater zusammen in Utica begraben. Ausserdem
haben wir es offenbar mit einem mehr als 48jährigen Manne zu thun.

Eine capitolinische Büste, Philosophenzimmer Nr. 52 (abg.
Bighetti Campid. IL 233. 2), mit nacktem modernem Bruststück, wird
ihres grämlichen, sittenrichterlichen Ausdrucks wegen und vielleicht
auch wegen einer gewissen äusserlichen (in den Proportionen liegen-
den) Aehnlichkeit mit dem Kopf des Sepulcralreliefs Cato genannt2.
Aber sie würde den Charakter des letzteren in sehr kleinlicher "Weise
veranschaulichen. Es ist keine Spur von dem doch immer grossartigen
Stoicismus des Porciers in diesen Zügen. »Ein kahler, sauertöpfischer
Altere, wie ihn Burckhardt (Cicerone p. 524. h) richtig charakteri-
siert 3. — Eher würde ein verwandter Kopf in den Uffizien zu Florenz
über dem ersten Treppenabsatz (Dütschke Ant. Bildw. in Oberit. III.
Nr. 12), mit einer Warze auf der linken Wange, den Charaktereigen-
tümlichkeiten Cato's entsprechen. Doch ist er ebenfalls zu alt.

Ohne ersichtlichen Grund werden auf Cato bezogen eine Kölner
Büste (Cat. von Düntzer Nr. 22) mit ziemlich breitem -Gesicht und
zurückliegender Stirn, und eine ehmals im Besitz des Fürsten Georg
von Anhalt befindliche bei Cavaceppi Raccolta II. 15.

1 Abg. Mon. Matth. II. Tf. 34; Mus. Pio Clem. VII. 25; Pistolesi V. 47. 2;
Duruy Hist. d. Rom. III. p. 413.

* Oder sollte der Restaurator, der das magere Bruststück gearbeitet, viel-
mehr an den älteren Cato gedaeht haben, weil Fulvius Ursinus einen Gemmen-
typus mit ähnlich abgelebten Formen (s. oben p. 65) auf ihn bezogen hatte?
Und stellte sich erst nachträglich, als man die Bärtigkeit des Censorius (intonsus
Hör.) erwog, die Beziehung auf den jüngeren* Cato als eine vermeintliche Ver-
besserung fest?

3 Danach scheint auch die kleine Marmorherme inBlundellHall (Michae-
lis Arch. Ztg. 1874 p, 28. Nr. 152) mit der (jetzt sehr undeutlichen) Inschrift
M. Cato versehen worden zn sein. Das Hermenstüek, auf welchem die Inschrift an-
gebracht, ist übrigens dem Kopfe fremd.
 
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