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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0213

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Sallust.

201

Proconsuls die Verwaltung von Numidien und stellte dadurch seine
zerrütteten Vermögensverliältnisse wieder her. Eine gegen ihn er-
hobene Erpressungsklage blieb erfolglos. Nach dem Tode Caesars
schrieb er im Genüsse seines Reichtums (horti Sallustiani) die Geschichts-
werke, die seinen Namen gross gemacht haben.

Die einzige authentische Quelle für das Bildnis des Sallust sind
ein paar Contorniaten, welche seinen Kopf mit der Namensum-
schrift SALVSTIVS AVTOR zeigen (ein Exemplar des Cabinet des
Medailles zu Paris abgeb. Münztafel V. 115) *. Darnach trug er
schlichtes, in die Stirn gekämmtes und hier rund geschnittenes Haar.
Eine detaillierte Beschreibung der Gesichtszüge scheint bei der be-
kannten Unzuverlässigkeit der Contorniaten überflüssig. Höchstens
mag die spitze, gerade Nase, die kurze Stirn und das durch keinen
Einschnitt an der Nasenwurzel unterbrochene Profil hervorgehoben
werden. Dass er gegen die Sitte seiner Zeit auch mit kurzem Bart
dargestellt ist, erklärt Visconti als Zeichen jugendlicher Eleganz,
wobei er auf die barbatuli juvenes in der Umgebung des Catilina
verweist2. Longperier dagegen 3 stellt die Behauptung auf, dass die
Münze unter Kaiser Julian geschlagen sei, der bekanntlich den Sal-
lustius Secundus zum Mitconsul für das Jahr 363 annahm. Diesem
zu Ehren habe er die Münze mit dem Bildnis seines angeblichen
Ahnherrn, aber zugleich nicht ohne eine gewisse Aehnlichkeit mit.
dem lebenden Nachkommen (daher bärtig) prägen lassen. Jedenfalls
möchte, nach der dem constantinischen Zeitalter entsprechenden Ge-
wandung zu schliessen, nicht sowohl ein authentisch überliefertes
Vorbild, als vielmehr die Phantasie des Darstellers für das Einzelne
verantwortlich zu machen sein.

Während sich nun Visconti mit dieser secundären Quelle be-
gnügte und daher auf den Nachweis von Marmorbildnissen verzichtete,
ist durch die Bemühungen des Ritters Campana auch diese Lücke,
wie so manche andere, ausgefüllt worden. Eine Büste seiner ehemaligen
Sammlung, natürlich in der Nähe der sallusti sehen Gärten bei Porta
Salara gefunden, jetzt in Petersburg Nr. 207 (abgeb. Fig. 29)*, ist
durch die Aufschrift des Fusses (C. SAL. C.) als Cajus Sallustius

1 Ebendasselbe und noch ein zweites dort befindliches bei Visconti Tf. XI.
3 und 4, auf dem letzteren Sallust unbärtig. Ein drittes mit wieder bärtigem
Kopf im Besitz von Rollin und Feuardent zu Paris, abgeb. in der Rev. Numism.
1865. pl. 18. 3.

2 Cicero ad Att. 1. 14.

3 In der Rev. Numism. a. a. 0. p. 405 ff.

* Vgl. d'Escamps Marb. ant du Mus. Camp. pl. 62; Duruy Hist. d. Rom
HI. p. 733.
 
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