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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0216

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M. Antonius.

abgesprochen werden. Er war eine genial angelegte, offene Natur,
aber alles sittlichen Ernstes bar, ebenso . gewissenlos in seinem
Streben nach Grösse als schamlos in seinen Ausschweifungen. Herrsch-
sucht und Genusssucht bekämpften sich in ihm oder lösten sich gegen-
seitig ab, und die letztere behielt schliesslich die Oberhand.

Ueber sein Aeusseres heisst es bei Plutarch1: »Mit seinen
glänzenden Eigenschaften verband Antonius Adel und Würde der
Gestalt. Der schöngewachsene Bart, die breite Stirn, die Habichts-
nase schienen ihm jene Männlichkeit zu verleihen, welche wir an den
Heraklesköpfen der Maler und Bildhauer bewundern.« Die Antonier
rühmten sich überhaupt von Anteon, einem angeblichen Sohne des
Herakles, abzustammen, und M. Anton suchte der Fabelei für seine
Person nach Kräften Vorschub zu leisten 2, weshalb denn auch der
Monetär Livinejus Regulus, um ihm zu schmeicheln, gradezu das Bild
des Anteon auf die Münzen setzte3. Indes muss diese Kräftigkeit
seines Aussehens, die XaftJtQoitjs *ys <•>'(>«?4, in Folge seines schwelge-
rischen Lebens schon ziemlich früh ihren edeln Charakter mehr oder
weniger verloren und den der Beleibtheit angenommen haben. Da-
her der Ausspruch Caesars, auf den wir schon bei Anlass des Bru-
tus und Cassius hingewiesen, vor diesen wohlbeleibten und schön-
frisierten Herren (M. Anton und Dolabella) sei ihm nicht bange B. Und
mit Bezug darauf, dass Antonius als Consnl an den Luperealien dem
Caesar das Diadem angeboten hatte, lässt Dio den Cicero ihm vor-
werfen: »Es geziemte einem Beamten deines Ranges nicht, auf dem
Markte als Redner aufzutreten und deinen wundervollen Wuchs,
deinen gemästeten unflätigen Körper zur Schau zu stellen«6. Cicero
sieht bei Antonius natürlich Alles von der schlimmsten Seite7, aber
seinem herculischen Gliederbau lässt er volle Gerechtigkeit wider-
fahren: »Du hattest an der Hochzeit des Hippias so viel Wein in
deinen Schlund, in deine mächtigen Lenden, deinen gladiatorenhaften
Körper gegossen, dass du ihn am folgenden Tag unter den Augen
von ganz Rom wieder ausspeien musstest« s.

Damit stehn nun die Münzen, wenn man den Vergleich mit

1 Plut. Ant. Cap. 4.

2 Plut. a. a. 0. 4 und 60.

3 Coh. Med. cons. XXV. Livin. 8.

4 Plut. Ant. 2.

6 Plut. Caos. 62.

6 Dio XLV. 30.

7 Wie er denn auch vorkommenden Falls über seine Kleidung spottet:
Per nuinicipia coloniasque Galliae .... cum Gallicis et Jaderna cueurristi. Cic.
Philipp. II. 30. 76; vgl. Gellius XIII. 22. 1.

8 Cic. Philipp. II. 25; vgl. Plut. Ant. 9.
 
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