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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0217

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M. Antonius. 20:)

Herakles nicht gar zu buchstäblich und die Bärtigkeit nicht als ein
ständiges Merkmal nimmt, ziemlich in Uebereinstimmung.

Niemandes Bildnis vor Augustus ist so häufig auf Münzen gesetzt
worden, wie das des Antonius, und zwar innerhalb eines verhältnis-
mässig kurzen Zeitraums; denn sie sind alle zu seinen Lebzeiten ge-
prägt, zwischen Caesars und seinem eigenen Tode. Die nachweislich
ersten im Jahre 43 (allerdings schon vor dem Triumvirat) durch den
Münzmeister Sepullius Macer (Münztaf. IV. 80) \ denselben, der auch
Caesars Kopf geprägt hatte. Antonius erscheint darauf als Augur
(seit 49) verschleiert mit lituus und praefericuhim und, wohl nur
zum Zeichen der Trauer für Caesar, bärtig. Ohne Schleier, aber
ebenfalls bärtig, auf den noch in das gleiche Jahr fallenden des
Livinejus Regulus (Coh. XXV. Liv. 8), und eines unbekannten Münz-
meisters (Coh. IV. Ant. 17. 18). Sonst ist er der herrschenden Sitte
gemäss meist rasiert2.

Nach dem Durchschnitt der Münztypen hat der Kopf des An-
tonius niedrige Proportionen, eine flache, in scharfem Winkel an die
Stirn ansetzende Scheitellinie, ein senkrechtes Profil, eine kurze Stirn,
ein vorspringendes, fast aufwärts gerichtetes Kinn, einen starken, wenig
hinter das letztere zurücktretenden Hals, so dass der vordere Con-
tour desselben oft nur wie eine Verlängerung der Profillinie erscheint.
Die Nase ist manchmal gerade, häufiger leicht gebogen und fast
immer mit der Spitze abwärts gerichtet, bes. stark auf den syrischen
Tetradrachmen (Münztaf. IV, 84. 85). Von den Nasenflügeln zum
Kinn läuft eine um den Mund herum geschwungene Falte. Das Haar
ist voll und in gekrümmte Büschel gegliedert, weder vollkommen
schlicht noch auch lockig, wie es ziemlich der stehende Charakter
der damaligen Münzbilder ist.

Die im Einzelnen zwischen den verschiedenen Typen bestehenden
Unterschiede sind natürlich grösstenteils auf Rechnung der Unge-
nauigkeit der Stempelschneider zu setzen. Doch scheint daneben
auch die oben berührte, bei Antonius in Wirklichkeit später eintre-
tende Veränderung einen gewissen Einfluss geübt zu haben, insofern
das neronisch aufgedunsene Untergesicht mit dem dicken Hals doch
hauptsächlich erst auf den spätem Münzen ausgeprägt erscheint;
wenigstens die des Jahres 43 zeigen sie noch nicht.

1 Cob. Med. oons. XXXVII. Sep. II.

2 Ausnahmen ein paar Bronzemünzen des Oppius Capito vom J. 39 mit den
einander gegenübergestellten Köpfen des Antonius und der Octavia (Cohen LXI.
Oppia. 6. 7), die Denare des Ventidius v. Jahre 38 (Münztaf. IV. 91; Cohen. XL.
Ventidia) und die des Vibius Varus vom J. 36 (Coh. XLII. Vibia 22).
 
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