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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0274

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262 M. Agrippa.

auf dem Münzbildnis als bei den Büsten gefunden haben. Auch wenn
man den deutlich sichtbaren Unterschied der Jahre in Rechnung bringt
— der capitolinische Kopf steht auf der äussersten Grenze des bei
Agrippa möglichen Alters —, kann man sich, zumal bei einem so
sorgfältig gearbeiteten Kopf, schwer überzeugen, dass dieselbe Person
gemeint sei.

Zweifelhaft ferner ein lebensgrosser Marmorkopf im Museo Chi-
aramonti Nr. 60, von etwas runderer Form, aber mit dem charak-
teristischen Blick und den herabgedrückten Brauen. — Ein mir un-
bekannter von Beziers im Museum von Toulouse (Cat. Nr. 210).

Modern: Der sogenannte Agrippakopf im Vestibüle des Museums
von Grenoble, 1873 durch Geschenk des Staates aus Versailles
dorthin gelangtx; die fälschlich auf Agrippa bezogene Büste in
Mantua Nr. 2382; der lorbeerbekränzte Reliefkopf im Mus. Dis-
nejanum pl. 38, jetzt wahrscheinlich im Fitzwilliam Museum zu
Cambridge 3.

Für Agrippa endlich wird von Einigen die Panzerfigur auf dem
Relief von San Vitale zu Ravenna4 genommen; der Kopf zwar
übel zugerichtet, aber «nach wiederholter Vergleichung mit den
guten und sicheren Agrippabildnissen nicht mehr zweifelhaft» (Conze).
Dies ist nun wohl etwas zu viel gesagt, insofern die entscheidenden
Momente jedenfalls mehr in den sachlichen Gründen als in der phy-
siognomischen Aehnlichkeit liegen. Denn wenn auch die Kopfform
und die Fülle des Untergesichts im Ganzen entsprechen, so_ fehlt
doch der eigentümlich düstere Blick und die steile Bildung der Stirn.
Indes halten wir die Deutung auf Agrippa einstweilen ebenfalls für
die plausibelste. Sie ist sowohl durch die persönlichen Beziehungen
des Feldherrn zum augusteischen Hause, als durch das kriegerische
Costüm und vielleicht, wie Conze glaubt, auch durch den Fundort
Ravenna (Hauptflottenstation der Adria unter Augustus) nahe ge-
legt. Die früher beliebte und von J. Friedländer5 wieder aufge-
nommene Deutung auf den Kaiser Claudius steht in zu offenbarem
Widerspruch mit dessen Bildnissen. Wir werden bei den Denkmälern
des julischen Kaiserhauses auf das Relief zurückkommen.

Gemmen. — Unter den geschnittenen Steinen möchten ihrer

1 Notiz von Dr. Robert Schneider in Wien.

2 Unkenntlich abgeb. bei Labus Mus. di Mantua III. 46. 2. Vgl. Dütschke
Ant. liildw. in Oberitalien IV. Nr. 795.

3 Aren. Ztg. 1847 p. 159.

* Abg. Conze Die Familie des Augustus 1867.
s Arch. Ztg. 1867. p. 111.
 
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