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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0273

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M. Agrippa.

massen Agrippastatuen errichtet waren (s. oben), Denkmäler nach
Venedig gebracht worden wären?

Von den bisher genannten gesicherten Bildnissen zu trennen ist
der auf Agrippa bezogene, angeblich in der Umgebung des Pantheon
gefundene ' Colossalkopf, welcher 1743 von dem sienesischen Patricier
Lactantius Sergardi dem Pabst Benedict XIV. geschenkt und von
diesem im capitolinischen Museum aufgestellt wurde, anfangs
in der äussern Gallerie 2, jetzt im Philosophenzimmer Nr. 16 (abgeb.
Fig. 40)3. Es ist keine Büste, bloss Kopf und Hals, wie es scheint,

zum Aufsetzen auf
eine Statue ge-
macht, aber das
Erhaltene unver-
sehrt aus Einem
Stück, von streifi-
gem Marmor. Die
Kopf höhe beträgt
etwa dasDoppelte
derLebensgrösse.
Es ist eines von
jenen Bildnissen
(s. oben p. 167),
bei denen man
ihrer Colossalität
wegen nur auf
den Namen eines
Kaisers oder eines
Mannes wie eben
Agrippa glaubt
raten zu dürfen.
Ein Kaiser ist
es nun sicherlich

Fig. 40. Colossalkopf im capitolin. Museum.

nicht; aber ob
Agrippa, erscheint
ebenfalls sehr
zweifelhaft. For-
men und Aus-
druck sind vom
Pariser Typus in
ein paar mass-
gebenden Punk-
ten verschieden.
Der Schädel ist
weniger gerun-
det, nach oben
schmaler, die
Brauen an der

Nasenwurzel
mehr abwärts ge-
wölbt und ihre
Muskeln nicht

überhangend,
Stirn und Wan-
gen durchfurcht,
an den äussern

Augenwinkeln strahlenförmige Fältchen, wovon bei den andern Köpfen
keine Spur. Der Ausdruck endlich hat zwar wohl etwas Trübes, das
durch die leicht aufwärts gerichtete Haltung des Kopfes noch ver-
stärkt wird, aber keineswegs den finstern Trotz, den wir sowohl

1 Bottari Mus. Cap. II. p. 11.

2 Beschr. d. St. Rom III. 1. p. 168. Nr. 34.

3 Bottari II. 4, wo er dem Pariser Typus zu sehr angenähert ist; ganz
schlecht bei Righetti Campid. II. 237, gut bei Duruy Hist. d. Rom III. p. 758.
 
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