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&(2/i3J(sits>t3Ji3>i3>(3)i3>[2>i3JE)i3i(3/(3>i3>i3it3> Die einzelnen Orte in alphabetischer Folge. 'ss'S'a'Q'S'Q'Q'Q's'ss's's'S'gs'S'g'S'ss'Q

Besse.

Kirchdorf am Pilgerbach, durch welches ehemals die Poststraße von Frankfurt nach Cassel führte,
mit 1411 Einwohnern in 241 Wohnstätten; den Namen, der 1122 als Bessehe und vorher schon als Passahe
urkundlich vorkommt, erklärt Arnold (Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme, S. 113) als
Eberbach vom althochdeutschen her und altnordischen bassi. Noch 1366 bestanden zwei Dörfer, Ober-
und Niederbesse.1 Ein den Namen des Ortes führendes Rittergeschlecht teilte sich im 13. Jahrhundert in
zwei Stämme, von denen der eine nach Felsberg, wo noch der Bessenhof existiert, übergesiedelte sich von
Felsberg nannte und 1486 ausstarb, nachdem der andere schon früher erloschen war. Von einer Burg oder
Kemenate ist in Besse nichts mehr vorhanden. Der Ort gehört zu den Hessendörfern, welche in dem
Sächsischen Spottvers: „Dissen, Deute, Haidorf, Ritte, Baune, Besse, Das sind der Hessendörfer alle sesse“

(vgl. Arnold a. a. O., S. 64) genannt werden.

Die Kirche liegt mitten im Dorfe auf einer ziemlich steilen Basaltkuppe und überragt alle anderen Tafel 173
Gebäude; ihr westwärts stehender Turm wurde in den Jahren 1517 und 1518 von demselben Meister erbaut,
welcher 1508 den Turm zu Werkel errichtet hatte. Wie dort ist der Turm im Grundriß quadratisch und
ohne Strebepfeiler; ein dem Gelände entsprechend auf- und absteigender Sockel umzieht ihn. Das unterste
mit einem Kreuzgewölbe überdeckte Stockwerk, in welches eine spitzbogige, reichprofilierte Westtür führt, ist
äußerlich durch ein Gurtgesims markiert. Die Rippen des Kreuzgewölbes von eigenartiger Profilierung
steigen von Konsolen auf und tragen einen Schlußstein, der in Spiegelschrift A und R in gotischen Majuskeln
und zwei Pflugscharen zeigt. Auf den Eckquadern und den Steinen der Portale sind viele Steinmetzzeichen. Tafel 173
Eine Tür auf der Südseite ist vermauert; über ihr findet sich, oben durch Traufleisten geschützt, die Inschrift: Tafel 133
Jtnno-bni-m- j rm'c-unb-ptj2 und daneben in schöner Umrahmung ein Relief mit der Darstellung des
Heilandes, wie er unter der Last des Kreuzes zusammenbricht, welches einem an der Nordostecke des
Werkeier Kirchturms befindlichen und dieselbe Szene bietenden sehr ähnlich ist.3 4 Über dem Fenster auf der
Südseite ist eine mit der Jahreszahl 1458 versehene, also von einem früheren Bau herrührende Sonnenuhr Tafel 174
eingemauert und noch eine zweite ebensolche in der Wand des Kirchenschiffs, endlich findet sich noch eine
dritte, der arabischen Ziffern wegen bemerkenswerte Sonnenuhr aus 1518 an der Südostecke. Tafeim

Der Unterstock des Turmes war das Chorhaus der gleichzeitig erbauten Kirche und zeigt deshalb in
seiner Nordwand ein rechteckiges Tabernakel mit Gittertür. Das der Glockenstube vorangehende Obergeschoß
hat auf der Westseite ein Rundfenster mit Fischblasenmaßwerk, auf den beiden Nebenseiten schlichte Recht-
eckfenster. Die vier Schallöffnungen der Glockenstube sind, wie in Werkel, romanischen Arkadenfenstern
nachgebildet; die gekuppelten, durch eine kannelierte Mittelsäule getrennten Fenster sind mit Kleeblattbogen
überdeckt. Der ursprüngliche Turmhelm, wohl ein spitzes achteckiges Pyramidendach mit Ecktürmchen, wie in
Werkel und in Grifte, wurde 1536 durch ein Wetter zerstört1 und durch das vorhandene mit Schiefer eingedeckte

1 ln diesem Jahre schenkte Landgraf Heinrich, genannt der Eiserne, den Dörfern Ober- und Niederbesse den
Gemeindewald am Langenberg.

2 Die charakteristischen Trennungszeichen, welche in unserem Texte durch Punkte ersetzt sind, lassen sich auf der
Abbildung dieser Turmpartie, welche auf Taf. 233 gegeben ist, erkennen; das dabei vorkommende Dreiblättchen, sowie das
in die mit römischen Zahlzeichen gegebene Jahreszahl eingeschobene tmb sieht man auch in der Inschrift über dem daneben
abgebildeten Südportal der Kirche zu Uttershausen, welches in seiner Gliederung so vollständig mit der Tür in Besse über-
einstimmt, daß beide Gewände ebenfalls als Werke einer Hand gelten müssen.

3 Trotz ihrer Kleinheit genügt die auf Taf. 239 sich findende Wiedergabe des letzteren für die Erkenntnis dieser
Ähnlichkeit. Sonstige Reliefs in Uttershausen werden Anlaß bieten, dem Meister weiter nachzuspüren.

4 Diese Nachricht findet sich in einer Hessischen Chronik, den sogenannten Congeries, von denen ein Teil in der
Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch. u. Ldskde., Bd. VII, abgedruckt ist. Vgl. daselbst S. 369.

(3>t3Jt3>S)l3>l3)t3>l2)(S)l2>t2tl3)l3Jt2>l3)l3)t3lt31t3>l3JI3)t3)l2>t3)t3>[2)t3)t3>t3) 145'S'S'S'S'S'S'S'S'S'S'S!’S'S!'S'S'S >51'S >3'S'S >3'S'S'S'S1®'S'S!

Bau- und Kunstdenkmäler im Reg.-Bez. Cassel. II. Kr. Fritzlar.

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