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G/e'G'e'©'i3'®'e'e'e'e'S'S'S'(3'e'e'G'®'S'e'®'e'e'e'G'©,/3' Grifte. 'sj'Q'a'gs'gj's'S'Q'Q'S's's'S'a'sj'S'Si'sj'S'a'Q'sj's'Q'gj's'Q'ss

Unter den Abendmahlsgeräten befinden sich drei Zinnkannen einfachster Art mit den Jahreszahlen
1726 und 1736; die größte davon trägt in fünf Zeilen untereinander folgende Inschrift: DISSE FLAS | CHSE
GEHÖ | RET IN DIE KIRCHE | IN GLEICHEN | 1726. Auch ein zinnerner Kelch von 0,20 m Höhe aus
der gleichen Zeit ist vorhanden.

Grifte.

Kirchdorf mit 807 Einwohnern in 114 Wohnstätten am linken Ufer der Eder, welche, nachdem sie
noch den das Dorf durchfließenden Holzhäuser- oder Pilgerbach aufgenommen hat, kurz danach in die
Fulda fließt. Es ist eine Station der Main-Weser-Eisenbahn und Ausgangspunkt der Kleinbahn Grifte-Gudens-
berg. Der Name kommt schon 1074 als Grifethe vor und wird von Arnold (a. a. O., S. 64) aus grofde,
fossa, vallis, wozu die Lage passen würde, oder von grifan, capere abgeleitet. Ein 1597 ausgestorbenes
Adelsgeschlecht1 nannte sich nach dem Ort, der jetzt das Pfarrdorf für die Gemeinden Grifte, Dissen, Haidorf,
Holzhausen und Guntershausen ist.

Die Kirche liegt inmitten des Dorfs auf einer Anhöhe, und zwar ist das Schiff 1813 an den älteren
Tafel 184 Westturm angebaut; es ist von rechteckiger Grundform und wird, wie damals üblich, durch einfache recht-
eckige Fenster auf der Nord-, Ost- und Südseite erhellt. Über dem Südeingang, der im Empirestil mit
Kränzen, Rosetten und Laubgewinden verziert ist, steht: SOLI DEO GLORIA. MAURER UND STEINHAUER-
MEISTER J. H. MARTIN Mt IN GRIFTE IM JAHR 1813. Über der Nordtür: PASTOR A. NOLDE. Emporen
sind auf der Nord-, West- und Südseite; Altar und Kanzel stehen im Osten, die Orgel gegenüber. Außen in der
Ostmauer ist zwischen den Fenstern ein Stein mit einem romanischen Tierbild (Löwe oder Bär) eingemauert.
Der Turm stammt aus derZeit um 1500 und zeigt, nicht nur in der Bedachung, Ähnlichkeiten mit dem 1508
Tafei 184 datierten Turm in Werkel, die zu der Annahme, beide seien von einem Meister, berechtigen. Die Westtür
gleicht der am Turm zu Besse; darüber ist eine kleine in flachem Kielbogen gedeckte Nische für ein Heiligen-
bildchen, über der das kleine Traufgesims, wie es in Werkel über dem Relief mit dem kreuztragenden
Christus angebracht ist, nicht fehlt. Das Erdgeschoß ist mit einem Kreuzgewölbe bedeckt, dessen hohl-
profilierte Rippen unmittelbar aus der Wand kommen und gegen einen Schlußstein mit dornengekröntem
Christuskopf anlaufen. In der Nord- und in der Südwand sind je fünf Konsolen eingemauert, deren Be-
stimmung nicht klar ist. Der Triumphbogen wurde 1813 durch eine Fachwerkwand verbaut. Äußerlich sind
die Stockwerke durch hohlprofilierte Gesimse geschieden; ein Rundfenster mit Fischblasenmaßwerk erinnert
an Werkel, die Glockenstube zeigt verschiedenartig behandelte Fenster mit spätgotischen Füllungen. Der
1860 restaurierte Turmhelm mit alter Wetterfahne ist weniger schlank als der in Werkel und so konstruiert,
daß von den passenden Standpunkten alle vier Ecktürmchen zugleich gesehen werden können.2

Vorhanden sind nur zwei neuere Glocken, von denen die eine die älteste Arbeit des Stückgießers
Henschel in Cassel im Kreise Fritzlar darstellt.

1. Glocke, Durchm. 1,15 m, Höhe 0,94 m auf der Wandung mit Inschrift: GEORGE KÖHLER | ME
FECIT | 1718 und dem Abdruck eines dreiblättrigen Salbeizweiges darunter.

2. Glocke, Durchm. 1,08 m, Höhe 0,79 m. Inschrift am Hals in Lateinischen Großbuchstaben in
zwei Zeilen: G. C. C. HENSCHEL GOS MICH IN CASSEL ANNO 1797. G. BERNER ALS PREDIGER.
D. SCHAULD SCHULMEISTER | D. ULOTH ALS GREBE M. GEROLD. I. C. TROST VORSTEHER DER

1 Der tapfere Verteidiger der Oberburg zu Gudensberg im Jahre 1387, Eckebrecht von Grifte, ist das
bekannteste Mitglied desselben. Vgl. S. 160.

2 Man erzählt in der Umgegend, der Meister habe den Turm in Werkel gemacht, sein Geselle den besseren in
Grifte, und ersterer habe sich darüber den Tod gegeben.
 
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