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Zum Taufgefäß dient eine von den als Erzeugnisse der Nürnberger Beckenschläger geltenden Arbeiten,
eine flache Messingschüssel mit getriebener Darstellung des Sündenfalls und der eingestochenen Inschrift:
WABERN 1660.1 2

Das Schloß, ehedem ein Lieblingsaufenthalt der Hessischen Fürsten zur Sommerszeit, ist leider jetzt
zu einer staatlichen Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben herabgewürdigt; es bietet jedoch im Äußern mit
seiner nächsten Umgebung, ausgedehnten Gartenanlagen noch eine Erinnerung an die frühere Herrlichkeit.
Das Innere ist vollständig umgestaltet und nur im jetzigen Kirchensaal mit der alten reichen Stuckdecke aus-
gestattet. Das Schloß wurde 1704 vom Landgrafen Karl für seine Gemahlin Marie A m e 1 i e von Kurland —
beider Brustbilder in Medaillonform sind auf der Schauseite, die zum Park gewendet ist, angebracht — geschaffen
und besteht aus dem Hauptbau und zwei Flügeln. Den Bauleiter kennt man leider nicht. Vom Landgrafen
Friedrich 11. wurden zur Unterbringung der Hofhaltung ausgedehnte Neubauten vorgenommen und während
der Sommermonate oft der ganze Hofstaat mit Französischem Theater, Ballett und Italienischer Oper von
Cassel mit herübergenommen, auch Militär zu Manövern. Im Jahre 1828 wurde das Schloß, nachdem es
eine Zeitlang der Schwester des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen zum Aufenthalt gedient hatte, im Innern
neu hergerichtet und kostbar, auch mit vielen wertvollen Gemälden, ausmöbliert.3 Dieser künstlerisch und
historisch wertvolle Inhalt an Mobiliar, Waffen und Gemälden soll bei der Räumung zwecks Einrichtung
zum Zwangserziehungshaus zu Schleuderpreisen verauktioniert worden sein.

Als einigermaßen für die Gegend charakteristischer Fachwerkbau verdient das Pfarrhaus von 1698
Erwähnung.

Waltersbrück.

Kirchdorf mit 363 Einwohnern in 66 Wohnstätten, auf dem rechten Schwalmufer unmittelbar an
der Main-Weser-Eisenbahn gelegen, aber keine Haltestelle. Der Name Waltersbrugga, Waltirsbrugge im
13. Jahrhundert, Waltersprucke 1425 erklärt sich selbst (s. Arnold a. a. O., S. 361), die alte Holzbrücke
über die Schwalm auf dem Verbindungsweg zur Frankfurt-Casseler Straße wurde erst kürzlich durch eine
Steinbrücke ersetzt. Der Ort wurde im Jahre 1635, ebenso wie Bischhausen von dem Bayerischen General
Bönninghausen verbrannt. Es bestand in alter Zeit ein eigenes Gericht Waltersbrück, zu dem noch
die Dörfer Schlierbach, Bischhausen, Dorheim und Strang gehörten.

Außer der Kirche sind bemerkenswerte Gebäude nicht vorhanden. Diese ist im Jahre 1736 an den
alten romanischen Turm so angebaut, daß dieser jetzt zum Westturm geworden ist.3 Der Schiffsraum ist von
rechteckigem Grundriß mit einfachen, der Bauzeit entsprechenden Fenstern und zwei Türen auf der Nord-
und der Südseite; die Spiegeldecke mit Voutenanlauf auf allen vier Seiten wird von einem Hängewerk ge-
tragen. Die Innenausstattung ist original, nur mit modernem Eichenholzanstrich verunziert; neben dem
Südeingang steht ein älterer Taufstein, jetzt mit Opferbüchse versehen. Eine Westtür führt über sechs
Stufen hinab in das unterste Stockwerk des Turms, das Chorhaus der 1635 zerstörten Kirche. Es ist
mit einem rippenlosen steilen Kreuzgewölbe ohne Schlußstein überdeckt; außen bemerkt man in der Süd-
wand eine vermauerte Spitzbogentür. Der jetzige Westeingang zur Kirche mit geradem Sturz, worauf 1736

1 Sie gehört zu den spätesten und minderwertigen Stücken dieser Technik.

2 Sogar ein von Landau (Beschreibung des Kurfürstentums Hessen S. 239) erwähntes, vermutlich von dem be-
kannten Hofmaler Joh. Heinrich Tischbein (f 1789) geschaffenes großes Wandgemälde, welches den Anzug der Hof-
gesellschaft zur Reiherbeize darstellte, ist spurlos verschwunden.

3 Das alte Langhaus lag westwärts vom jetzigen Eingang.

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Tafel 235

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Tafel 228
Tafel 243
 
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