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Tafel 214

genug, um die Denkmalsbauten in dem kleinen Ort vor dem dreißigjährigen Krieg, in dem alles zerstört
wurde, feststellen zu können.1

Die Kirche ist 1717 erbaut in rechteckiger Grundform und ohne künstlerisches Interesse; über dem
Westgiebel befindet sich ein Dachreiter mit zwei Glocken.

1. Glocke, Durchm. 1,08 m, Höhe 0,79 m, am Hals ein Weinlaubfries. Auf dem Mantel die Inschrift:
UMGEGOSSEN IM JAHR 1837 | BEIM ZEITIGEN PREDIGER W. DÖMICH | UND BÜRGERMEISTER
HILLEBOLD | ZU NIEDENSTEIN | DURCH HENSCHEL UND SOHN IN CASSEL.2

2. Glocke, Durchm. 0,84 m, Höhe 0,60 m, am Halse die Inschrift: IOHANNES* ULRICH-IN HER-
SCHFELT-GOS MICH NIDENSTEIN-ANNO* 1684. An Haube, Hals und Schlag ist die Glocke überreich
mit glatten Reifen verziert.

Am unteren Ausgang des Städtchens nach Wichdorf zu steht die sogenannte Tanzlinde, ein Baum
von 9 m Stammumfang, in dessen weitverzweigtem Geäst sich ein Tanzboden, sowie Sitze für die
Musikanten befinden. Von bemerkenswerten Gebäuden hat der Ort nichts mehr aufzuweisen. Außerhalb
der Stadt stand vor einem Tor die Kapelle der 11000 Jungfrauen mit einer Klause, vor dem andern eine
dem h. Jost geweihte.

N iederurf.

Kirchdorf mit 533 Einwohnern in 95 Wohnstätten an der Urf und Hauptort im sog. Löwensteiner
Grund; seit Eröffnung der Main-Weser-Eisenbahn im Jahre 1850 hat eine Abwanderung nach Zimmersrode
und anderen Nachbardörfern, die ihr näher liegen, stattgefunden, im Jahre 1842 zählte der Ort 879 Bewohner
und 126 Häuser. Den Namen leitet Arnold (a. a. O., S. 99) von ür, bubölus, Büffel ab, zunächst für den
Bach, an dem die Orte Ober- und Niederurf liegen. Bereits im Jahre 1085 wird die Kirche zu Urpha, als
mater ecclesiae, urkundlich3 genannt. Niederurf war der Sitz eines Erzpriesters. Das Geschlecht der
von Urff, die bei dem Dorfe ihre Stammburg, von der nachher die Rede sein wird, hatten, wird zuerst 1160
mit Cunratus de Urfe erwähnt.4 Im Jahre 1510 wurde das Dorf in einer Fehde zerstört und 1635 bei der
Verwüstung des Löwensteiner Grundes durch den Baierischen General Bönninghausen in Asche gelegt.5 Auch

1 Nach der Abbildung auf den Dilichschen Stadtansichten war die alte Kirche gotisch mit aus fünf Achteckseiten

gebildetem Chorschluß. Der Westturm erhob sich mit seinem von vier Ecktürmchen flankierten, achtseitigen Holzhelm zu
bedeutender Höhe; er trug vier Glocken und in halber Höhe des Helms war außen unter einem Dacherker noch ein kleines
Glöckchen angebracht. Nachdem 1631 durch Tilly die Glocken weggeführt worden waren, ließ Landgraf Wilhelm V. die
Glocken der Burabergkapelle nach Niedenstein bringen, sie wurden aber 1649 von seiner Witwe, der Landgräfin Amalie
Elisabeth, dem Fritzlarer Stift wieder zurückgegeben. (Vgl. Falckenheiner I, S. 21.) Die Kirchengeräte und eine Bibliothek,
die sich in der Pfarre bei der Kirche befand, gingen im 30jährigen Krieg verloren.

2 Unter dem 4. Juli 1826 war das Kreisamt Fritzlar zum Bericht nach Cassel aufgefordert worden über den Umguß

einer Glocke in Niedenstein, der Stückgießer Henschel habe sich beschwert, daß er die Anschläge für die Gemeinden
machen müsse, diese sich aber behufs Ausführung der Arbeit an Pfuscher wendeten, die für etwas weniger Geld übeltönende

und nicht dauerhafte Glocken anfertigten. Der Kreisrat Reichard erwiderte, daß in den letzten Jahren nur in Schlier-

bach, Bischhausen und Hundshausen Umgüsse erfolgt seien durch den Glockengießer Rabe in Homberg; die brauch-
baren Handwerker auf dem Lande dürften nicht vergessen werden, Henschel sei sehr teuer und halte die Arbeit oft
unerträglich lange auf.

3 In der vom Erzbischof Wetzilo am 29. Okt. (a. S. 25 in Anm. 4 zitierten) zu Denisburg ausgestellten Urkunde.

4 Das betreffende Schriftstück ist abgedruckt im Urkundenbuch von Wencks Hess. Landesgeschichte als Nr. 75
a. S. 75. Der Name ist 1184 Orpha, 1220 Oyrphe, 1291 Hurephe geschrieben.

5 Im Jahre 1631 hatte, um sich vor der Zerstörung zu schützen, Niederurf an den General Tilly 1589 Gulden bezahlt.

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