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Betzigerode. — Bischhausen. '3's'a's'ss's's,®'s's'5j'a's's'ss'a's'5i'3's,si'si

nichts von besonderem Interesse bietendes Herrschaftshaus mit Freitreppe und Park dahinter hoch über
dem Orte liegt. Auch das daneben stehende, 1773 von dem Hauptmann Ernst Ludwig von Heßbergerbaute
Försterhaus, in dessen Unterstock eine Kapelle eingerichtet ist, kommt weniger durch das angebaute Fachwerk- Tafel 174
türmchen für eine Glocke in Betracht, als durch diese letztere und die Abendmahlsgeräte. Eingepfarrt ist das
Dorf nach Zwesten.

Die Glocke, Durchm. 0,57 m, Höhe 0,54 m, trägt die Inschrift: SOLI DEO GLORIA | ANO * 1733.

Ein hübscher Barockkelch (22 cm hoch) zeigt die Casseler Beschau und ein Schildchen mit den Buchstaben
JFJ1, sowie die eingeritzte Schrift Amelia Elisabeth Guttein nach Böt^ingerode ao 1735, während auf einer
zinnernen Weinkanne, welche auch Casseler Stempel aufweist, die Buchstaben AEG (B/ETZKERODA) 1735
zu sehen sind. Beide Stücke sind demnach Stiftungen der damaligen Gutsbesitzerin, der Witwe Amelie
Elisabeth Goddäus, welche wohl auch die Glocke geschenkt hat. Die Kirche wird noch von der Guts-
herrschaft unterhalten.

Kirchdorf mit 275 Einwohnern in 44 Wohnstätten am linken Ufer der Schwalm nebst einer schon 1262
urkundlich erwähnten Mühle, die bis vor kurzem noch als Holzbau des 16. Jahrhunderts bestand, jetzt aber
als moderner Backsteinbau dasteht. Die Station Zimmersrode der Main-Weser-Eisenbahn ist 20 Minuten
entfernt. Der alte Name Bischouishusen 1193, Bissopheshusen 1196, Biscopeshusen 1221 ist nach Arnold
(a. a. O., S. 413) ohne weiteres verständlich. Der Ort gilt als Ursitz der Familie von Löwenstein, die sich
anfänglich von Bischofshausen nannte und an welche noch der an der Schwalm gelegene Junkerhof erinnert.

Die Kirche wird bereits 1217 erwähnt, 1246 kommt auch ein dns Conradus plebanus de Biscopes-
husen in einer Urkunde als Zeuge vor. Patrone waren die Besitzer des Gerichtes Waltersbrück, zu dem
das Dorf früher gehört hat. Der jetzt vorhandene Bau besteht aus einem aus dem Ende des 15. Jahrhunderts
stammenden aus dem Achteck geschlossenen Chor und dem in gleicher Breite anschließenden Schiff, über Tafel 175
dessen Westeingang die Jahreszahl 1749 mit dem Monogramm des Landgrafen Friedrich I. die Erbauungszeit
angibt. An der nordöstlichen Ecke des Chors ist ein runder Treppenturm mit Spitzbogenpforte, durch den
man zur Orgelempore und auf den Dachboden gelangt; die Wendeltreppe führt an einer Schlüssellochscharte
und einem kleinen Spitzbogenfenster vorbei. Das Innere zeigt keine Spuren von früherer Einwölbung, das Tafel 175
darin befindliche Ostfenster hat sein Maßwerk verloren; ein schlichtes, rechteckiges Weihbrotschränkchen mit
eiserner Gittertür befindet sich in der Nordwand und ein halb vermauertes Spitzbogenfenster gegenüber auf
der Südseite. Im Geplätte abgetretene Grabsteine mit Figuren und Wappen. Ein größeres Steinbildwerk, zum Tafeins
Teil durch den Pfarrstuhl und die Orgelbühne verdeckt, ist an der südwestlichen Apsisseite; es zeigt die Figuren
des 1579 verstorbenen Arnolt von lewenstein, seiner Gemahlin Barbara von hundeishausen und ihrer
vier Kinder, hironimus, johan und margretha und eines dohet, unter dem Kruzifix knieend. In der
noch gotische Motive enthaltenden Umrahmung sind im Sockel, sowie in dem oberen Abschluß je drei
Wappenschilde, ganz oben im Giebelfeld die Hauptwappen Lewenstein und Hundelshausen; alles ist
handwerksmäßige Arbeit eines Steinmetzen, von dem sich auch in Niederurf und in Zwesten Epitaphe finden.

Der Treppenturm trägt ein achtseitiges Glockendach und bildet mit dem der Kirche im Westen auf-
sitzenden hölzernen Hauptturm, der ein geschweiftes und gebrochenes vierseitiges Zeltdach hat, von Osten
her ein malerisches Bild. Es sind zwei Glocken vorhanden:

1 Der Kelch erweist sich hierdurch als eine Arbeit von Johann Friedrich Junck, Meister zu Cassel seit 1725.
Vgl. Hoffmeisters Nachrichten, S. 54.


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