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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0022
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©'©'©'©'©'©'©'e'E'E'©'©'©'©'©'©'®'©'©'©'©'®'©' Geschichtliche Einleitung. 's's's's's'si'sm'a's'sm'sj's'ss'a'a'gs'gs'si'g'gm

der namentlich in Wilhelmshöhe in ungeheuren Blöcken vorkommt, zeigt sich wegen seiner merkwürdigen
Formen zum Grottenbau geeignet. Den Rücken der Berge und Halden decken Eichen-, Buchen- und
Nadelwaldungen. Groß ist der Reichtum des Landes an Braunkohlen, die man in elf Bergwerken zutage
fördert. Bereits 1540 wurde in Oberkaufungen ein Alaunbergwerk angelegt, soweit bekannt ist, das erste in
Deutschland, das 50 Jahre Bestand hatte und später von neuem aufgenommen wurde. Basaltpflastersteine,
die vorzugsweise am Habichtswalde gewonnen werden, gehen bis Bremen.

Die auf die Ausbrüche der Basaltmassen zurückzuführenden Quellen eisenhaltigen Wassers sind
versiegt oder haben ihren Wert verloren. Von den Wirkungen des Heilwassers von Dörnhagen erzählt nur
noch die Widmung auf zwei 1657 der dortigen Kirche geschenkten Weinkannen. Der Gesundbrunnen in
Großenritte hat von dem alten Ruhm kaum mehr als den Namen „Heiligenborn“ behalten, und in Nords-
hausen bezeichnet eine trübe Lache die Stelle eines dermalen weit über Hessens Grenzen bekannten
Wundersprudels. In Wilhelmshöhe hat sich die eisenhaltige Quelle mit dem wilden Wasser des „neuen
Wasserfalles“ vermischt, und erst in unsern Tagen ist man der warmen Sole an einer unfern gelegenen
Stelle wieder auf die Spur gekommen.

Außer dem Bergbau bildete ehemals der Hüttenbetrieb das vorzüglichste Gewerbe des Kreises.
Schon um 1430 finden sich Hofrechnungen, aus denen erhellt, daß in Oberkaufungen die Bereitung des
Glases stattfand. Im Jahre 1505 lassen sich im Kaufunger Walde nicht weniger als acht Hütten feststellen.1
Auch das Stift Kaufungen beabsichtigte 1579 die Anlage einer Glashütte, wie sie Eiterhagen sicher besaß.
1527 bereits entstand in Oberkaufungen ein Messinghammer als Gründung Landgraf Philipps, dessen Sohn
Wilhelm IV. die Eisenbergwerke am Habichtswalde und zu Eschenstruth sowie die Spiegelmanufaktur in
Wilhelmshausen anlegte. Die Hütte zu Knickhagen, die zum Immenhäuser Eisenbergwerk gehörte, goß
vorzugsweise Öfen. Auch eine Blaufarbenmühle trat während des Dreißigjährigen Krieges in Oberkaufungen
in Kraft. Aus Vollmarshausen stammten die sogenannten Müllerbüchsen, die der Müller und Büchsenmacher
Lagemann anfertigte und vorzugsweise an die deutschen Fürstenhöfe absetzte.2 Als Heimarbeit blühte die
Leineweberei bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Die Bausitten im Landkreise, soweit sie sich auf Grundsteinlegung und Haushebung beziehen,
unterscheiden sich in nichts von denen der Nachbarkreise.3 Von einem eigenartigen Brauch gibt eine
Urkunde im Turmknauf der Kirche zu Helsa Kunde.4 Nach Erneuerung der Spitze im Jahre 1776 erfolgte
die Aufbringung einer neuen Wetterfahne 1788, die sich 1819 in besonders feierlicher Weise wiederholte.
„Um 1 Uhr Nachmittags“, so berichtet der Grebe in dem Schriftstück, das die Kirche in grellbunter
Zeichnung wiedergibt und am Tage nach der Feier eingelegt wurde, „ist mit der Mittagsglocke ein Zeichen
gegeben, worauf sich die achtbaren Männer hiesigen Orts in meiner Behausung einfanden.“ Um 2 Uhr
begann unter Vorantritt von acht Musikanten der Zug in folgender Ordnung. Zwei Mädchen- trugen die
Turmfahne, „an welcher die für den Schieferdeckermeister Vogt bestimmten ein paar Schuh und Strümpfe
befestigt waren“. Es folgten zwei Knaben mit dem Turmknopf, zwei weitere Knaben trugen „das große auf
einem Brett befestigte Dokument“. Daran schlossen sich die Schulkinder mit dem Lehrer und die
Honoratioren. „Unter der Linde vor dem Kirchthurm-Thor wurden die in der bleyern Dose sich vorfindenden
Dokumente laut und öffentlich der versammelten Gemeinde vorgelesen, und in die bleyern Dose nebst den
Geldmünzen eingelegt. Während dies geschah hatte der Schieferdeckermstr. Vogt den Thurm bestiegen,
worauf der 6te Vers des 515ten Liedes gesungen wurde. Zuerst wurde der Knopf, sodann die bleyerne Dose
und zuletzt die Fahne unter Musik hinaufgezogen. Der Schieferdeckermstr. Vogt hielt hierauf eine sehr
schöne passende Rede, trank die Gesundheit des Kurfürsten, des Superintenten der ganzen Geistlichkeit, des

1 Landau, Geschichte der Glashütten in Hessen, in Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch. III, S. 280 f. Wissemann, Glasmalerei.

2 Haenel, Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen, Festschrift für M. Thierbach 1905. Haenel, Hessische
Arbeiten in der Kgl. Gewehrgalerie zu Dresden, in Hessen-Kunst 1906.

3 Hehler, Landeskunde II, S. 80f. — 4 Abschrift im Besitze des Lehrers Zeis in Helsa.

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