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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0391
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Wolfsanger.

Wolfsanger, dessen Namen die Nähe des von Wölfen belebten unmittelbar anstoßenden Waldgebirges
erklären mag1, liegt in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt am linken Ufer der Fulda, dort wo der Fluß aus
der Casseler Ebene in das Gebirge wieder eintritt. Als Grenzort zwischen sächsischem und fränkischem
Stammgebiet2 muß der Platz schon zu Karls des Großen Zeit ein ansehnliches Dorf gewesen sein.3 Zu
Wolfsanger nahm der Sachse Amalung seinen Wohnsitz, als er wegen seiner Anhänglichkeit an Karl die Heimat
verlassen mußte. Da jedoch der sowohl von Franken als von Sachsen bewohnte Ort zum dauernden Auf-
enthalt sich nicht als geeignet erwies, baute sich der Flüchtling, dem vermutlich die geschlossene Dorf-
siedelung weniger zusagte, als ein nach Sachsenart frei liegender Hof, in dem zwischen Werra und Fulda im
Buchonischen Walde gelegenen Waldisbecchi an. 811 bestätigte Karl der Große Amalungs Sohn Bennit den
Besitz des vom Vater ererbten Bifangs.4 Mit gleich ungünstigem Erfolge suchte der sächsische Edle Hiddi
in Wolfsanger Unterkommen.5 * Die alte Stammesgrenze hat sich in der späteren Landes- und jetzigen
Provinzgrenze bis heute erhalten. Die Siedelung selbst muß lange der Hauptort der umliegenden Gegend
geblieben sein.0

Beziehungen des Klosters Kaufungen zu dem bevorzugten Orte treten frühzeitig hervor. Der von
ihm gegründeten Abtei schenkte 1019 Heinrich II. aeclesiam in honore sancti Johannis Baptistae edificatam
in loco, qui dicitur Woluesanger, in pago Hassia in comitatu Frederici comitis, cum sua dote omnique legali-
tate in proprium. Gleichzeitig verwiegte der Kaiser dem Konvente an dem alten Handelsplätze die Abhaltung
eines Wochenmarktes am Samstage und eines dreitägigen Jahrmarktes am St. Johannisfeste.7 Kirchbesitz
und Marktrecht bestätigte 1290 Rudolf von Habsburg den Benediktiner-Nonnen.8 Als Bevollmächtigter der
Äbtissin von Kaufungen erscheint 1225 ein Kanonikus Konrad von Wolffangele9, der offenbar mit dem um
1250 genannten Priester Konrad von Vlfuesanger10 gleichbedeutend ist. Güter in Wulvesanggere bekam zu
Beginn des 14. Jahrhunderts das Stift von dem Kleriker Heinrich Kaie.11 Der Priester Johannes von Wolues-
angere war 1322 Kapellan des heiligen Kreuzes in Kaufungen12, wie überhaupt der Ortsgeistliche zu den
Stiftshebdomadaren zählte. Ihren Zehnten in Wluesangere überließen 1316 die Gebrüder Bodenreif zu Cassel
dem Kaufunger Konvente.13 Ein Kaufunger Hof und Vorwerk zu Wolffesanger wird 147114, eine Kaufunger

1 Piderit, Ortsnamen, S. 310. Nebelthau, Denkwürdigkeiten, S. 249. Arnold, Ansiedelungen, S. 65. Schimmel-
pfennig, Ortsnamen, glaubt den Ortsnamen auch mit einem Personennamen Wolf in Verbindung bringen zu können.

2 Kopp, Gerichtsverfassung I, S. 13. — 3 Piderit, Cassel, S. 6f.

4 Schannat, Corp. trad. Fuld., Nr. 239. Dronke, Cod. dipl. Fuld., Nr.261. Wenck, Landesgeschichte II, S.312 u.
321 f. Die Stelle der zu Aachen ausgestellten Urkunde Karls des Großen vom Jahre 811 lautet: „. . . Omnibus fidelibus

nostris praesentibus et futuris notum sit, quia Bennit comes, fidelis noster, innotuit serenitati nostrae eo, quod pater illius
Amalungus, dum ceteri Saxones pagenses illius contra nos infideliter egissent, praefatus Amalungus mallens fidem suam
servare, quam cum ceteris infidelibus perseverare, relinquens locum nativitatis suae, veniens ad nos et, dum in nostro esset
obsequio, venit ad villam, cujus, est vocabulum Uuluisanger, quam tune temporis Franci et Saxones inhabitare videbantur,
cupiens ibi cum eis manere, sed minime potuit. Tune pergens ad locum, qui dicitur Waldisbecchi, inter Wiseraa et Fuldaa
proprisit sibi partem quendam de silva, quae vocatur Bocchonia, quam moriens dereliquit filio suo Bennit . . .“

5 Nebelthau, Denkwürdigkeiten, S. 248 und Vilmar, Ortsnamen, S. 311. Über die Siedelungen der sächsischen Ede-
linge Amelung und Hiddi und von Esiko (Asigo), Hiddis Sohn, vgl. Lotze, Geschichte der Stadt Münden, S. 309f., Schuchardt,
Vor- und frühgeschichtliche Befestigungen in Niedersachsen IV, S. 32 f., Riibel, Franken, S. 107f., Uhl, Verkehrswege, S. 25,
und Roques, Kaufungen, S. 4 f. Vgl. auch S. 3 (Siedelungsverhältnisse).

G Dilich, Chronica 1, S. 116, verzeichnet die Hypothese, daß Cassel ursprünglich nicht an der jetzigen Stelle gebaut
sei, sondern „umb Wolfsanger, einem nechst darbey gelegenen dorff, gestanden, und nach etlicher meinung allein ein bürg
und schantze daselbste gewesen, so den nahmen Cassel von denen Casvarius gehabt“. Heinrich Raspe habe dann „das
alte castel ernewert und die stadt zu bawen angefangen, darüber dann die stadt Wolfsanger in Abnehmen kommen, und
letzlich durch grossen brandschaden gar in ein dorff verkerret worden“. Merian, Topogr. Hass., S. 18, nimmt für den Ort
die ehemalige Größe als Stadt an, eine Möglichkeit, die Martin, Topogr. Nachr. 11, S. 320, bestreitet. Vgl. Schmincke, Cassel,
S. 23 u. 299, u. Krieger, Cassel und Wilhelmshöhe, S. 12.

7 Roques, Urk. Nr. 12. — 8 Roques, Urk. Nr. 70. — 9 Roques, Urk. Nr. 38. — 10 Roques, Urk. Nr. 48.

11 Roques, Urk. Nr. 119. — 12 Roques, Urk. Nr. 157. — 13 Roques, Urk. Nr. 142. — 14 Roques, Urk. Nr.510.

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