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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0208
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Tafel 100,1 u.io

Die einzelnen Orte,

merkwürdig genug, auch die späteren Geschicke stimmen überein: die Überwölbung der oberen Geschosse und
die Benutzung des Turmes teils als Gefängnis, teils als Archiv. Man darf es aussprechen, daß in den Türmen
von Kaufungen und Iburg die typische Form der Residenzwarten, die Normalie der Pfalzberchfrite vorliegt.

Obervellmar.

Der von der Ahna durchflossene Ort, zu dem die Brückenmühle gehört, liegt an der holländischen
Straße. Er gehört, im breviarium s. Lulli als Filmare aufgeführt, zweifellos zu den älteren Plätzen des
Landkreises Cassel. 1107 trat der Edle Kunimund seine Besitzungen in Vilmare der Abtei Hersfeld ab.1
Im Schenkungsregister des Klosters Helmarshausen erscheint um 1230 das Dorf als Vilmere.2 Die Zusammen-
setzung des Namens mit der alles Vorzügliche bezeichnenden Silbe mar gibt Veranlassung, an einen wegen
der Fruchtbarkeit seiner Feldflur bemerkenswerten Platz zu denken. Will man den Namen des Ortes vom
Namen des Grundherrn ableiten, so bietet das Geschlecht Vilmar (filimer, praeclarus) Anhaltspunkte.3 Arnold4,
der als ältere Form Filumari anführt, deutet den Namen als Vielbrunn, Nebelthau5 * als Sumpf. Als Vilemar
erscheint das Dorf 1061, als Velmari 1146. 1374 heißt der Ort Vilmar0, 1384 obirn velmar.7 Aus dem
Umstande, daß bis zum 13. Jahrhundert in der Schreibweise ein Unterschied zwischen Ober- und Niedervellmar
nicht gemacht wurde, den Schluß zu ziehen, daß nur eine dieser Ortschaften vorhanden war, scheint nicht
erlaubt.8

Der ecclesia in Filmar geschieht 1426 Erwähnung.9 Ein viceplebanus in superiori villa Velmar kommt
1309 vor.10 Eine Curie in Vilmar, que dicitur de meier hof, findet sich 1322 im Besitze des Weißensteiner
Klosters.11 In dem Mainzer Subsidienregister vom Jahre 1505 ist Velmar mit einem zweijährigen Betrage
von zehn Albus eingetragen.12 Der Pfarrer wird 1587 genannt.13 1761 war die Kirche Vikariat von Hohen-
kirchen, doch erhielt der Ort 1796 wieder selbständige Pfarrei. Das Patronat ruht bei der von Dalwigk-
Lichtenfelser und Schauenburger Linie, deren Senior, zufolge eines Familienvertrages, ohne Zuziehung der
übrigen Mitglieder die Präsentation erteilt.11 Als kirchliche Filiale gehört zum Ort das benachbarte Frommers-
hausen, welches Vikariat mit Obervellmar insofern eine Wechselpfarrei bildet, als die Besetzung in jedem
zweiten Erledigungsfalle ohne Präsentation erfolgt.15 Niedervellmar ist eingepfarrt.

Als Flurname kommt 1453 der „Keller weg in der Feltmarcke zcu obern Velmar“ vor.16 An der
Gemarkung Mönchehof liegt die „Mönchehecke“.17 Auf den Gefechtskarten aus der Zeit des Siebenjährigen
Krieges findet sich noch auf dem „Wartberge“ ein tour ruine eingetragen, offenbar die zerstörte mittelalter-
liche Warte.

Kirche.

Als Rest einer mittelalterlichen Anlage hat sich der Turm18 erhalten, dessen Spitze freilich einer
jüngeren achteckigen Haube mit Schweifkuppel Platz gemacht hat. Der rechteckige, aus großen Quadern

1 Wenck, Landesgeschichte II, Urk. Nr. 45. — 2 Wenck, Landesgeschichte II, Urk. Nr. 51.

3 Piderit, Ortsnamen, S. 311. — 4 Ansiedelungen, S. 116.

5 Denkwürdigkeiten, S.249. — 0 Roques, Urk. Nr. 117.

7 Lennep, Cod. prob., S. 752. — 8 Vilmar, Ortsnamen, S. 240. — 9 Landau, Hessengau, S. 76.

10 Roques, Urk. Nr. 117. — 11 Lennep, Cod. prob., S. 750.

12 Würdtwein, Dioec. Mogunt. III, S. 528.

13 Urk. Ortsrepositur Obervellmar. St.-Arch. Marburg. — 14 Bach, Kirchenstat., S. 73.

15 Hochhuth, Stat., S. 60. — 10 Justi, Denkwürdigkeiten IV i, S. 30.

17 Flurkarten, Katasteramt II, Cassel.

18 Lotz, Topographie I, S. 481. Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkm., S. 208.

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