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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0234
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Wellerode.

Der zwischen Stiftswald und Söhre gelegene, vom Fahrenbach durchflossene Ort ist zu keiner Zeit
geschichtlich hervorgetreten. Er scheint frühzeitig in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Kaufungen gekommen zu
sein. Jedenfalls trugen die von Elben das Dorf vom Stifte zu Lehen.1 1351 kaufte die Äbtissin Jutta von den
Brüdern Tyle, Heimerad und Werner von Elben den Ort, der in der Urkunde Wynebolderode heißt, zurück.2
Seitdem unterstand der Platz der Gerichtsbarkeit des Stiftes.3 Der Name, der vom Gründer Winibald4 oder
Winbols5 abgeleitet wird, schreibt sich im 14. Jahrhundert Wenewolderade, im 15. Jahrhundert Welwolderade
und im 16. Jahrhundert Weniebolderode.6 Kirchlich gehört das Dorf jetzt als Filiale zu Crumbach.7

Von älteren Flurnamen seien der „Pfaffenhof“ und die „Johannishecke“ aufgeführt. Der „Ölberg“
dürfte die Stelle einer Darstellung der bekannten Passionsszene bezeichnen, vermutlich einer zum benachbarten
Kaufunger Stift gehörenden Bildgruppe. Zweifellos als Kaufunger Eigentum anzusprechen ist die in der
Welleroder Gemarkung gelegene „Hessenhagenkirche“, die bis zur Unkenntlichkeit entstellte Ruine der
Julianenkapelle, deren Geistlicher 1304 genannt wird.8 Zur Hugenottensiedelung im nahen St. Ottilien sind
die „Franzosenwiesen“ in Beziehung zu bringen.9

Kirche.

Von einem älteren Bau, aus dessen Geschichte lediglich eine Instandsetzung im Jahre 1841 bekannt
ist10, hat sich nur der Unterteil des Turmes erhalten. Oberteil des Glockenhauses sowie Schiff gehören
einem Neubau vom Jahre 1901 an, der nach den Plänen des Geheimen Oberbaurates Hoßfeld ausgeführt
Tafel ii6,iu.2 wurde.11 Nach älteren Aufnahmen12 bildete das untergegangene, dem Turm westlich sich vorlegende Langhaus
eine nur 7,50 m im Lichten lange und 7,0 m breite Saalanlage, „die jedes baulichen, bezw. kunst-
historischen Werthes entbehrte“.13 Dem hohen Dach nach zu urteilen kann der Bau, der unregel-
mäßiges, mit Putz verstrichenes Bruchsteinmauerwerk und Eckarmierung zeigt, in seinen Umfassungswänden
in die Zeit der Gotik zurückgehen. Den Turmkörper umzieht noch heute die Sockelschräge. Die Westseite
schloß ein fensterloser Giebel ab, in dessen Achse die nachträglich rechteckig umgestaltete Eingangstür
lag. Zwei hohe, ebenfalls jüngere Fenster befanden sich auf jeder Langseite, je eine Rechtecksöffnung in den
Außenwänden des als Chor dienenden 5,50 m zu 5,0 m im Innern messenden Turmerdgeschosses.
Den Oberteil des Glockenhauses bildeten zwei zurücksetzende Fachwerksgeschosse, die ein flaches Zeltdach
abschloß. Bezüglich der Inneneinrichtung ist aus den älteren Aufnahmen soviel zu ersehen, daß der Turm
den Altar, die Kanzel und die Orgelbühne enthielt und das Langhaus auf der Nord-, West- und Südseite
von Emporen umzogen wurde. Die alte Orgel soll nach Friedrichsbrück gekommen sein. Allem Anschein
nach hatte die beseitigte Friedhofsmauer ringförmige Gestalt.

Glocken.

Nördliche Glocke. Unterer Durchmesser 0,92 m, Höhe 0,76 + 0,15 m. Vier geschwungene Henkel.
Am Hals „EHRE SEI GOTT IN DER HOEHE.“ Auf Flanke „JUST-GIESE, BUERGERME1STER • BERNH»

I Landau, Hessengau, S. 82. — 2 Roques, Urk. Nr. 207.

3 Engelhard, Erdbeschreibung I, S. 189. — 4 Arnold, Ansiedelungen, S. 189.

5 Schimmelpfennig, Ortsnamen. — 6 Roques, Urk. Nr. 207, 259 u. 507. — 7 Bach, Kirchenstat., S. 197.

8 Landau, Hessengau, S. 82: „Capelle s. Juliane gelegen an dem Hessenhayne bober Lubesrade“. Vgl. Julianen-
kapelle beim Abschnitt Oberkaufungen.

9 Flurkarten, Katasteramt I, Cassel. — 10 Hochhuth, Stat., S. 194.

II Zentralblatt der Bauvervvaltung 1902, S. 106.

12 Kreisbauinspektion II Cassel und Denkmälerarchiv Marburg.

13 Spezial-Akten betreffend die evangelische Kirche zu Wellerode. Regierung Cassel.
 
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